Was genau ist eigentlich die Cloud?

Richtig, dieser Artikel heute behandelt einfach das technisch-ökonomische Thema Cloud-Computing und die Auswirkungen auf IT-Geschäfte. Wenn du Aktientipps suchst – schau dir einfach ein paar andere Artikel auf dieser Seite oder in der Blogroll an. 😉

Mir geht es darum, prinzipiell zu verstehen was denn eigentlich genau diese Cloud ist, von der man ständig hört und liest – und wie es die Geschäftsmodelle der IT-Firmen verändern könnte. Der Grund: Ich habe vor ein paar Wochen bereits über die offensichtlich relativ niedrige Bewertung einiger sehr profitabler Technologiekonzerne geschrieben. Zum Teil sind die niedrigen Bewertungen offenbar einer Verunsicherung über die Geschäftstransformation im Zeichen der “Cloud” geschuldet. Mein Artikel über IBM ist noch nicht fertig und wird ohnehin sehr lang (falls ich ihn nicht aufspalte), daher bekommt die Cloud einfach einen eigenen Artikel (ein Artikel-Spinoff um Börsenjargon zu nutzen^^). Also : Was ist die eigentliche Innovation oder technische Neuerung bei der Cloud?

Grundidee

Die Antwort ist: Übertragungsgeschwindigkeiten und Bandbreiten moderner Netzwerke sind enorm gestiegen. Wenn man Daten immer billiger und besser übertragen kann, ist es nicht mehr relevant, wo die Verarbeitung, Speicherung und Bereitstellung von Daten und Programmen stattfindet. Der Ansatz von Cloud-Computing ist nun das “outsourcen” bestimmter Aufgaben aus den einzelnen Computern. Weil schnelles Internet immer stärker verbreitet ist, nimmt auch der Anteil auf externer Infrastruktur genutzter Rechnerressourcen zu. Technisch ist gleichzeitig die ohnehin immer stärkere Virtualisierung von Hardware nötig.

Beispiel: Dieser Blog besteht technisch ja aus einer Sammlung von html-Dateien, die jeder Interessent abrufen und mit seinem Browser darstellen kann, sofern er die Adresse kennt. Nun soll natürlich unabhängig von der Uhrzeit, der Zahl von Interessenten und der Leitungskapazität von Kabel Deutschland dieser Blog immer erreichbar sein, und ich will nicht ständig meinen Laptop laufen lassen. Also miete ich mir die entsprechende Infrastruktur (momentan bei Strato), lade meine Daten auf den Server und schalte meinen Rechner wieder aus 🙂
Andere Beispiele für Endanwender sind Dienste wie github, Dropbox, Wolfram alpha, der Freemail-account…
Im Prinzip steckt hinter dem modernen Cloud-Computing nichts anderes, außer dass dieser Trend nun immer stärker Firmen erfasst. Dabei muss es nicht immer über das Internet gehen, aus Datenschutzgründen haben viele Organisationen und Firmen ein internes Netz. Und das ist auch der Bereich der (anders als das ohnehin Cloud-artig organisierte Internet) gemeinhin mit Cloud gemeint wird.

Kurz gesagt: Cloud ist Outsourcing von Daten und Rechnerleistung.

Arten von Clouddiensten

Es werden drei Arten von Clouddiensten unterschieden:

  1. Infrastructure as a Service: Externe Infrastruktur wird bereitgestellt, mit der mietende dann machen kann was er will. Der Nutzer erhält also Zugang zu virtualisierten Hardware-Ressourcen wie externem Speicher.
  2. Platform as a Service: Hier wird dem Nutzer nicht direkt die Infrastruktur zur Verfügung gestellt, sondern eine darauf laufende Plattform mit bestimmten benötigten Programmen (wie Betriebssystem oder Programmierumgebungen). Beispielsweise kann man dort dann Web-Apps entwickeln und muss sich nicht darum kümmern wie und wo sie laufen.
  3. Software as a Service: Hier bekommt der Nutzer direkt Zugang zu einer bestimmten Anwendung. Die ist nicht auf seinem eigenen Rechner installiert, sondern “irgendwo in der Cloud” auf einem externen Server. Das erleichtert die Wartung, und die Firmen können flexibel weitere Nutzer buchen oder kündigen wenn nötig.

Weiterhin werden zwischen öffentlichen Clouds (Zugang über das Internet), privater Cloud (Firmeninternes IT-Netz) und hybriden Clouds als Kombination aus beidem getrennt.

Auswirkungen auf Geschäftsmodelle

Die für einen Aktienblog entscheidende Frage ist natürlich die Auswirkung auf die Geschäfte der betroffenen Firmen.

Zunächst einmal halte ich den Umbruch für weniger radikal als viele offenbar meinen. Es ist natürlich ein Wandel, der einiges verschiebt – den Ort und die Art wie IT und Software bereitgestellt wird – aber die Software ist im wesentlichen die selbe, und wird daher an der Vielfalt der Anbieter wohl wenig ändern.

Im Hardwarebereich dürfte es eine Verschiebung von Umsätzen aus dem PC-Bereich (die nicht mehr so viel Leistung brauchen) hin zu Servern und Großrechnern geben. Ich glaube nicht, dass PCs aussterben. Dennoch wird der Zuwachs an Rechenleistung eher im Bereich der Mainframesysteme liegen, auf denen die Leistung bereitgestellt und verteilt wird. Außerdem wird die Netzwerktechnik immer wichtiger um die Daten zu transportieren, Herstellern wie Cisco könnte das einen Schub geben. Da ein wichtiger Antrieb Kostenersparnis ist, müssen irgendwo anders (PC-Hersteller, Softwarefirmen, IT-Abteilungen?) allerdings Umsatzeinbußen stehen.
Der Umstieg könnte auch ein temporäres Hoch bei den IT-Investitionen auslösen. Firmen mit entsprechender Expertise (z.B. Cancom IT, aber auch entsprechende Mittelständler oder die IT-Sparte von IBM) würden davon profitieren, es ist aber nicht klar ob das nachhaltig so bleibt oder die Umsätze dann bald wieder sinken.

Im Softwarebereich (SaaS) muss man beobachten, wie und ob sich die Margen verändern – was ich leider nicht einschätzen kann. Ein Grund auf die Cloud umzusteigen dürften ja geringere Kosten sein -> werden also durch effizientere Nutzung bald weniger Sofwareumsätze gemacht? Ich gehe im Moment davon aus, dass starke Softwareanbieter mit Preissetzungsmacht auch weiterhin starke Margen behalten werden – irgendwie werden sie geeignete Preismodelle finden. Spezialanbieter, die jedem Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten dürften ohnehin kaum betroffen sein und ihre Software einfach statt auf einzelne Rechner auf einen zentralen in einer privaten Cloud installieren. Ich könnte mir aber vorstellen, dass bei Standardsoftware die Wechselkosten für Unternehmen sinken, da man nicht auf jedem einzelnen Rechner neue Programme installieren muss. Das wäre gravierender, da ich in den Wechselkosten einen wesentlichen Burggraben für die meisten Softwarehersteller sehe. In diesem Fall könnte sich der Wettbewerb der Softwarefirmen verschärfen und die Preise sinken.

Infrastructure und Platform as a Service könnten neue Anbieter angreifen lassen. Wenn hier von den alten Firmen nicht schnell gute Angebote gemacht werden. Allerdings sind die Kassen der Großen so gut gefüllt, dass sie im Zweifel ihre kleinen und noch finanziell schwächeren Konkurrenten schlucken könnten. Zudem ist für den Aufbau der entsprechenden Infrastruktur eine Menge Kapital nötig. Am ehesten sind hier meiner Meinung nach Firmen wie Amazon und Google gefährliche Angreifer, die wegen ihrer riesigen Datenmengen ein Interesse an eigener Infrastruktur haben und sie der besseren Auslastung halber noch mit vermieten.

Fazit

Lohnt es sich nun, auf Cloudspezialisten zu setzen? Ich denke dass das teilweise der Fall sein kann, dass man aber auch vor allem die Geschichte nicht überbewerten darf. Mit neuen Techniken verschieben sich im IT-Markt immer wieder mal die Schwerpunkte, aber die meisten Firmen schaffen den Wandel ohne Probleme mitzumachen. Technisch ändert sich die Art der Bereitstellung von Diensten. Da es aber für qualifizierte Tech-Firmen kein Problem ist die Dienste über Server statt über einzelne Rechner bereitzustellen, glaube ich dass es am Gesamtbild wenig ändern wird. Die Vorteile des Geschäftes mit Mietsoftware mit den verlässlich wiederkehrenden Gebühren könnten die Cashflows sogar stützen, nachdem in einer Übergangszeit weniger Lizenzen verkauft wurden.

Kleine Firmen wie meine IVU müssen schauen, dass sie ihren Kunden die Lösung in der Weise zur Verfügung stellen, wie diese es brauchen. Da jeder Kunde ohnehin individuelle Software maßgeschneidert bekommt, sollte das kein Problem werden – vielleicht sogar ein Chance, falls alte Systeme umgestellt werde müssen.

IBM, die ich in meiner nächsten Analyse behandeln will, hat gute Angebote für die Cloud und zudem eine exzellente Marktmacht, könnte mit der IT-Beratung und dem verbliebenen Teil des Hardwaregeschäftes sogar ordentlich profitieren. Das Konzept von Microsofts Windows 10 scheint auf den Cloudgedanken ausgerichtet zu sein, noch stärker vielleicht Googles Chromebooks. Auch wenn ich die Margenentwicklung im Bereich Software kaum vorhersehen kann, Angst vor der Cloud sollte einen nicht dazu bringen Firmen wie IBM abzustrafen, sie könnten sogar profitieren (auslagern der IT lagert die Umsätze eben zu auch den IT-Anbietern aus). Genaueres in den Analysen, zumindest den Artikel zu IBM hoffe ich vor meinem Urlaub noch fertigzubekommen.

Was meint ihr? Wie schätzt ihr vor allem das Umbruchpotential  der Technik ein, welche Firmen könnte es gefährden? Insbesondere falls sich unter den Lesern einige mit beruflicher IT-Erfahrung befinden würde ich mich über eure Meinung freuen!

3 Gedanken zu „Was genau ist eigentlich die Cloud?

  1. Meiner Ansicht nach unterschätzt du die Auswirkungen der Cloud auf die Softwarefirmen. Auf der einen Seite aendern sich die Anforderungen an die Software natürlich nicht, egal, ob sie auf einem lokalen Server oder in der Cloud liegen. Andererseits ist es für jedes Unternehmen sehr viel günstiger seine Hardwarekosten zum Teil an die Clouddienstleister zu verlagern. Cloudcomputing wird also auf jeden Fall die Zukunft sein.
    Das bedeutet aber auch, dass sich die Wertschöpfung von der reinen Software weg, hin zum “Drumerherum” bewegen wird. Also alles was mit Datensicherheit, Uebertragungssicherheit und Stabilität zutun hat. Das ist es doch, worin z.B. SAP gerade massiv investiert. Das bedeutet aber, dass Servicequalität an Bedeutung zunehmen wird. Nicht mehr allein die Software als solche, sondern wie diese Software implementiert wird, ist dann entscheidend. Die Softwareunternehmen werden hier die Nase vorn haben, die auf diesem Gebiet führend sind. Ob die alteingesessenen wie IBM hier mitspielen können, das hoffe ich ja in deinem IBM Beitrag zu erfahren. Da bin ich echt gespannt drauf, denn ich halteviel von deiner Meinung.

  2. Die Cloud ist definitiv ein Zukunftsthema. Nur auf welches Pferd man gerade setzen sollte, weiß ich nicht so richtig.
    Z.B. SAP und IBM können die Gewinner, gleichzeitig aber auch die Verlierer sein. Je nachdem, ob sie die Cloud-Themen gut besetzen oder ob neue Wettbewerber Marktanteile wegnehmen.

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