Alle Beiträge von TobiB

Maklerpools Teil 1: Überblick

Auftakt zu einer Mini-Serie

Zum heutigen Artikel muss ich ein kleines Vorwort loswerden. Eigentlich hatte ich begonnen, einen Artikel zu Netfonds und JDC zu schreiben, zwei Unternehmen die als Kerngeschäft Maklerpools betreiben, also quasi Großhändler für Finanzprodukte sind. Dann wurde mir klar, dass Hypoport genauso zu den Konkurrenten gehört. Und außerdem wollte ich einen besseren Überblick über den gesamten Markt gewinnen und irgendwann hatte ich über 3000 Wörter und war noch lange nicht fertig. Daher habe ich diesen Artikel in eine kleine Serie aufgesplittet, die weitgehend bereits fertig ist. Dieser Überblick über den Markt ist also nur der Auftakt!

Wer meinen Blog schon sehr lange verfolgt, der weiß dass ich mit Hypoport einen meiner bisher größten Anlageerfolge hatte.

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Hauptversammlung Hornbach

Heute hatte Hornbach (genauer gesagt Hornbach Holding, der Tochterkonzern Hornbach Baumarkt war bereits gestern dran) seine virtuelle Hauptversammlung 2020. Ich habe zu Hornbach bisher nicht allzu viel geschrieben, verfolge das Unternehmen aber schon länger.

Eine Hornbach-Filiale
Hornbach-Filiale in RumänienQuelle , unter LlizenzCC-BY-SA 4.0

Kurzvorstellung:

Dass Hornbach eine der größten deutschen Baumarktketten dürfte einigermaßen bekannt sein, genaugenommen die drittgrößte nach OBI und Bauhaus. Hornbach ist mehrheitlich nach wie vor ein Familienunternehmen und setzt als Verkaufskonzept auf sehr große Märkte an guten Standorten, die dann mit besonders niedrigen Preisen viele Kunden anziehen. Hornbach hat dadurch die höchsten Umsätze pro m² Verkaufsfläche (Flächenproduktivität) in Deutschland und erzielt für ein Handelsunternehmen eigentlich gute Margen.

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Funkwerk Hauptversammlung

Über Funkwerk habe ich ja bereits hier einmal geschrieben und angesichts der interessanten aktuellen Lage (einerseits Corona, andererseits ist Zugfunk explizit im Konjunkturpaket erwähnt und soll mit 150 Mio € bezuschusst werden) und der vergangenen Ereignisse um die Insolvenz von Euromicron im Dezember habe ich heute die virtuelle Hauptversammlung von Funkwerk “besucht”. 

Ich habe dabei eine Mitschrift gemacht, die ich den interessierten Lesern nicht vorenthalten will, auch wenn sie sprachlich sicher nicht perfekt und nur wenig nachbearbeit ist:

HV Mitschrift Funkwerk

(alles ohne Gewähr, schnell tippen und zuhören zugleich ist mitunter nicht leicht)

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Der Corona-Crash : psychologische Selbstbeobachtung

Es ist interessant zu sehen, wie sich die Stimmung an den Börsen oftmals recht langsam verschiebt. Ich habe vor kurzem die Aussage gelesen “Preise von Aktien hängen nicht so sehr an DCF-Modellen und fundamentalen Bewertungen, sondern oft genug an den Preisen der letzten Tage“.

Dies ist sicher ein bedeutender Teil der Erklärung, und er erklärt auch warum ich typischerweise viel zu früh den Drang habe nachzukaufen und am Tief den Drang zu verkaufen. Dazu kommt aber, dass man als Mensch seine Einschätzung nur langsam und graduell anpasst. Erst nachdem der Nachkauf 30% unter Wasser ist denkt man nach, ob er überhaupt so klug war…

Im Absturz Ende 2018/Anfang 2019 habe ich das sehr gut beobachtet und bemerkt, dass meine Gefühle da durchaus als Kontraindikator taugen können. Wie haben die sich diesmal entwickelt?

Startphase (Covid in Wuhan, Dax auf 12.000)
  • Ach das wird nicht so schlimm
  • SARS war auch schnell wieder im Griff
  • die Notenbanken werden ein bisschen mehr Geld drucken
  • die übertriebenen Kursgewinne angesichts der noch nicht ausgestandenen Industrierezession sind halt weg
  • Aktien sind ja günstiger geworden, vielleicht sollte man nachkaufen?

Tatsächlich hat mich der Absturz im Dax auf 12000 überhaupt nicht gejuckt, mein einziger chinesischer Wert JD.com hat sich gut gehalten und als Krisengewinner herausgestellt und ich war komplett gelassen. Impuls: Buy the dip. Der Corona-Crash : psychologische Selbstbeobachtung weiterlesen

COVID19 und die Auswirkungen

Der Anlass dieses Posts dürfte jedem klar sein – es ist die Frage der Auswirkungen der aktuellen Seuche und der Gegenmaßnehmen auf die Wirtschaft. Auf kurzfristige Börsenschwankungen reagiere ich ja eigentlich generell nicht, aber ich bin mir momentan nicht mehr sicher ob dies tatsächlich kurzfristig ist.

Dennoch darf ich nicht vergessen: meine Strategie ist das langfristige Investieren in Unternehmen, nicht die kurzfristige Spekulation.
Dazu gehört nicht in Panik alles zu verkaufen, sondern zuvor ein Portfolio zusammenzustellen, welches in guten wie in schlechten Zeiten seinen Wert behält!

Wir haben gerade den härtesten Absturz an der Börse seit der Lehman-Pleite erlebt und unser Land fährt kollektiv alle nicht notwendigen Zusammenkünfte von Menschen herunter so weit es geht.

Dazu möchte ich zunächst sagen: Auch wenn dieser Blogpost sich nicht mit den menschlichen Tragödien in überlasteten Krankhäusern befasst, ich halte die Maßnahmen für richtig und wichtig. Im Zweifel ist die Gesundheit mehr wert als Geld und wir sollten um die Opfer der Seuche trauern, nicht um entgangene Buchgewinne! Da ich aber hier einen Börsenblog habe möchte ich dieses Thema aussparen und die Börse betrachten.

Bei mir persönlich bedeuten die aktuellen Maßnahmen das: In meiner Firma verpflichtendes Home-Office für alle (was in der Softwareentwicklung nicht weiter dramatisch ist eigentlich), gravierender aber der Ausfall der Betreuung meines Sohnes im Kindergarten. Dies könnte bedeuten, dass ich die Arbeitszeiten verlegen und mit meiner Frau so abstimmen muss, dass jeweils einer die Betreuung übernimmt – nicht optimal für die Produktivität und Kommunikation mit Kollegen. Für meine Frau ist die Situation dazu noch ziemlich unklar… COVID19 und die Auswirkungen weiterlesen

Warum sind einige Länder reich und andere arm?

Wie ihr wisst investiere ich ja durchaus auch gern in fremden Ländern (sofern die Bewertung interessant ist). Bei der Frage ob ein Schwellenland prinzipiell ein interessantes Investmentziel sein kann gibt es dabei oft zwei Meinungen zu hören:

  1. Ja – durch die geringeren Lohnkosten können Unternehmen ja günstiger produzieren und im Ausland verkaufen, außerdem haben Schwellenländer ja ein großes Aufholpotential.
  2. Nein – die jüngere Geschichte zeigt dass ein Investor eben nicht mit Schwellenländeraktien, sondern mit US-Aktien reich werden konnte. Das wird dann auf die Sicherheitslage, den entwickelten Kapitalmarkt oder die prinzipielle Überlegenheit der USA geschoben. Auch in Deutschland investieren manche Anleger trotz der hohen Bewertungen bevorzugt in den USA.

Interessanterweise gibt es wenige klare Erkenntnisse zu der Frage warum denn nun der Lebensstandard in Schweden, Japan oder Neuseeland sehr hoch ist, aber in weiten Teilen Afrikas und Südamerikas sehr schlecht. Mitunter wird ein mangelhaftes Bildungssystem als Schuldiger ausgemacht, einige behaupten sogar es sei noch heute so dass der Westen mit allen Mitteln die Ärmsten Länder ausbeute. Dagegen sprechen allerdings die Beobachtungen aus der realen Wirtschaft: Die Menschen in der DDR, Russland und anderen Ostblockstaaten haben in der Regel eine sehr gute Bildung genossen. Osteuropäische IT-Kräfte sitzen massenhaft in den Startups in Berlin, London oder dem Silicon Valley – dennoch erkennt man klare Wohlstandsgefälle. Warum sind einige Länder reich und andere arm? weiterlesen

Update und Rückblick zum Jahreswechsel 2020

Das Jahr 2020 ist vorbei, und wieder einmal zeigt sich wie wenig man die Börse vorhersehen kann. Das Jahr startete am Tiefpunkt einer starken Korrekturbewegung seit dem Herbst 2018, und viele (ich auch) erwarteten zumindest eine milde Rezession und siechende Aktienmärkte. Darüber hinaus war ich extrem skeptisch bezüglich der Wirtschaft in den USA. Der einzige Grund, dass ich zu Beginn des Jahres investiert blieb war ein alter Vorsatz: KEIN MARKT-TIMING! Ich habe schon oft genug erlebt, dass meine Einschätzungen nicht zum Timing und der kurzfristigen Vorhersage des Gesamtmarktes taugen. dennoch habe ich darauf geachtet zunehmend konjunkturunabhängige Unternehmen für Investments auszuwählen.

Im Rückblick bin ich immer noch erstaunt über die robuste Konjunktur. Sicher, die Industrie ist in einer Rezession. Diese führt allerdings nicht wie ich erwartet hätte zu einer gesamtwirtschaftlichen Abwärtsspirale mit höheren Arbeitslosenzahlen und allgemeiner Wirtschaftsflaute. Im Gegenteil bauen Dienstleister und Bau weiterhin Stellen auf, während die Industrie welche abbaut – beschleunigter Strukturwandel statt allgemeiner Krise. Entsprechend hat die Börse wieder an ihre Höchststände aus 2018 angeschlossen und der DAX 25% zugelegt – mein Leitwikifolio (Preis und Wert Valuedepot) sogar 38%. Privat lief es auch positiv, aber klar schlechter – durch den eher schlechten Kursverlauf meiner hoch gewichteten Jahresfavoriten Protector und Ateam, die als ausländische Nebenwerte im Wikifolio nicht enthalten sind, habe ich hier keine 20% erreicht.

Entwicklung des Preis-und-Wert Wikifolios seit Beginn 2019 gegen S&P500, DAX und MSCI World

Fundamentale Entwicklungen

Ateam

Die größte Enttäuschung des Jahres. War ich Ende 2018 noch davon ausgegangen dass der Rückgang im Spielegeschäft sich durch den neuesten Titel aufhalten lässt, wurde klar dass das Management mit Zweckoptimismus zu hohe Umsätze prognostiziert hat. Die Konkurrenz ist aber gerade im Mobile-Game-Bereich immer stärker geworden, durch höhere Anforderungen an die Grafik sind dazu die Entwicklungskosten massiv gestiegen. Die neue Strategie sieht daher vor, nur noch Spiele für verschiedene Geräte gleichzeitig zu entwickeln um mehr Potential zur Monetarisierung zu haben – aber erst im nächsten Jahr ist der erste Titel zu erwarten. Die Prognose von einem ausgeglichenen Ergebnis im Gema-Bereich halte ich daher für deutlich zu optimistisch. Darüber hinaus sind im Plattformgeschäft die neuen Plattformen in der Investitionsphase – verlieren also noch Geld. Ateam will hier vermehrt auf den Aufbau von organischem Traffic setzen, so dass auch das Wachstum zumindest kurzfristig niedriger ist als ich angenommen hatte. Weiterhin halte ich das Plattformgeschäft für hoch attraktiv und die Aktie (nach hohen Verlusten) für unterbewertet. Allerdings ist auch das Risiko hoch, mit den nächsten Spielen keinen Hit zu landen. Da in der japanischen Kultur kündigen der Mitarbeiter nicht gern gesehen ist könnte der Bereich also zu einer längerfristigen Belastung der Ergebnisse führen und im negativen Szenario nicht einen fairen Wert von 0, sondern sogar deutlich negativ aufweisen. Ich habe daher nach den letzten Ergebniszahlen die Positionsgröße deutlich reduziert und warte erst einmal ab.

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Bericht – Tick TS auf der Münchner Kapitalmarktkonferenz

Da ich in regelmäßigem Austausch mit anderen im Bereich interessanter Nebenwerte aktiven Investoren bin, erhalte ich hin und wieder interessante Informationen die ich gern teilen möchte.

Dieses Mal geht es dabei um die Tick TS, einen Wert den ich privat und im Wikifolio halte und hier bereits im Februar vorgestellt hatte.

Was gibt es hier neues?

Zunächst einige allgemeine Updates zur Tick TS: Wie bereits vor meinem Einstieg geht der Abschied der “Gründer” weiter: Her Hillen, Herr Hocke und die Sino AG scheinen kein besonderes Interesse mehr an der Tick TS zu haben. Alle haben in der Zwischenzeit weiter Aktien verkauft, und wie heute (17.12.) bekanntgegeben wurde wird der Abschied von Herr Hocke aus dem Vorstand nun auf den ersten Januar vorgezogen, wohl weil der Ersatz sich bereits gut eingearbeitet hat. Sino hat gerade  erst die Hälfte ihres Anteils zu 21€ platziert. Dabei ist die operative Lage weiterhin ausgezeichnet – die Tick TS hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordgewinn von 1,61 € je Aktie gemacht, der auch komplett als Dividende ausgezahlt werden soll. Damit kommt die Aktie bezogen auf meinen Einstiegskurs bereits auf fast 10%, bezogen auf den aktuellen Kurs immerhin auf über 7% Dividendenrendite – und das bei einem starken Wachstum!

Die Tick TS hat sich nun in der letzten Woche bei der Münchner Kapitalmarktkonferenz Investoren vorgestellt. Ich selbst war nicht in München, aber ein Leser hat mir (vielen Dank!) seine Mitschrift des Vortrags zur Verfügung gestellt. Mein Fazit: der Vortrag verdeutlicht die Stärke des Geschäftsmodells: neue Funktionalitäten werden vom Kunden bestellt und bezahlt, gewinnträchtig ist vor allem dass man sie an weitere Kunden ebenfalls verkaufen kann. Interessant könnte in der nächsten Zeit vor allem die Einstellung des Bloomberg-Produkts SSEOM sein, da es Ähnlichkeit zur Software von Tick TS hat und die somit als Ersatz in Frage kommt.

Ich bin weiterhin am grübeln ob es irgendeinen Grund hat, warum die Alteigentümer ihre Aktien recht günstig auf den Markt bringen (zumal TradeRepublic, Sinos neue Startup-Wette, gerade erst Kapital von VC-Fonds eingesammelt hat) . Andererseits hat Tick TS weiter ihren Gewinn gesteigert und sich gut entwickelt. Auch die Aktie ist auf dem Weg nach oben, auch wenn ich sie nach wie vor für deutlich unterbewertet halte.

Aber nun zur versprochenen Mitschrift der neuesten Präsentation (Folien können bei Tick TS heruntergeladen werden):

Vortrag von Gerd Goetz (Vorstand der Tick Trading AG) am 11.12.2019 auf der MKK in München

Am Anfang waren nur 5 Personen im Raum, da Herr Goetz leider einen der letzten Präsentationsslots bekommen hatte (15:50 Uhr am letzten Tag). Daraufhin sagte Herr Goetz: Da könnten wir auch einen Round Table machen. Nach und nach füllte sich dann aber doch der Raum. Es haben letztendlich 11 Leute den Vortrag gehört.

–          Ich war vor der Tick 27 Jahre bei HSBC; ich bin noch im Aufsichtsrat der HSBC Transaction Services AG; größter Kunde der Tick ist auch die HSBC

–          Meine Stimme ist etwas angeschlagen; präsentiere schon seit 9:30 Uhr; ich hatte heute schon mehr Round Table Teilnehmer als jetzt hier in vor Ort sind; 
(Zusätzliche Information: Wie von einer der Damen, die die 1-on-1s verwaltet hat, zu erfahren war, hat Herr Goetz auf der MKK über 16 Investoren getroffen. Er hatte so viele Anfragen, dass meistens gleich mehrere Investoren im Raum waren.)

–          Die Erben von Oliver Wagner sind heute noch Anteilseigner der Tick TS

–          Ich hätte bei der Gründung der Tick TS gewettet, dass die Tick nicht ein Produkt hätte bauen können, dass besser ist als [das Produkt vom damaligen Marktführer?] RTS; doch die Tick hat das geschafft; RTS wurde später von Bloomberg übernommen und ist heute nur noch vereinzelt im Einsatz

–          Wir produzieren Software für Banken; wir sind KEIN Finanzdienstleister

–          Wir programmieren nur Software, die Banken haben wollen; Mein Forschungs- und Entwicklungsbudget beträgt Null Euro; ich gehe Partnerschaften mit Banken und Finanzdienstleistern nur dann ein, wenn wir die Software entwickeln und anschließend auch betreiben; Beispiel ist eine App für die Comdirect;

–          Präs S. 6: White Label App, einmal gebaut, funktioniert sie bei jedem; es braucht ein Anbindungsprojekt, aber das Frontend & die APIs ist bereits fertig; und das ist der teure Teil nicht die Anbindung;

–          Auch unsere TBMX lizensieren wir nur, wenn wir es auch betreiben;

–          Pre Trade Risk = ECM; damit kann die Bank prüfen, dass Kundenorders nicht den Markt beeinflussen;

–          Market Making Kunden sind z.B. Kunden L&S und Euwax

–          Präs. S. 7: Wir hosten die Börsenanbindungen von Banken,

–          Wir generieren Reports, das macht unser ECM Produkt; damit werden Vorgaben der BaFin umgesetzt;

–          Der Mobile Server ist die Art, wie wir die Banken anbinden wollen; den schalten wir zwischen unser Frontend (z.B. die White Label App) und dem Kernbankensystem der Bank; Vorteil für Bank; sie muss einmal den Mobile Server an ihr Kernbankensystem anbinden, kann aber über den Mobileserver auch Produkte anderer Anbieter anbinden oder eigene Frontends; jedes Einzelne Produkt oder Frontend direkt an die Kernbankensoftware anzubinden ist extrem aufwendig und teuer; Vorteil für uns: Wir verpflichten die Bank uns von Änderungen in der Kernbankensoftware freizustellen und dafür zu sorgen, dass unsere API immer die richtigen Daten bekommen; die Bank ist in der Pflicht, die Schnittstelle zu; und wenn die Bank hinten etwas ändern, will ich vorne nicht davon betroffen sein (umfallen)

–          Präs S. 9:  wir haben ein abweichendes Geschäftsjahr; 80 % unserer Umsätze sind schon seit vielen Jahren wiederkehrend; Einmalerlöse kommen aus Projekten – z.B. die Programmierung einer App oder die Anbindung eines Kunden;

–          Präs S. 9:  Wir sind ein Fintech mit einer erstaunlichen Historie; wir haben immer Gewinn gemacht;

–          soweit ich weiß, sind wir die einzige Gesellschaft in Deutschland, die eine Vollausschüttung des Gewinns in der Satzung stehen hat;

–          Präs S. 12: zeigt die Stetigkeit der Erlöse der letzten Jahre

–          Präs S. 13: Zahlen abgelaufenes Jahr; der Geschäftsbericht müsste in den nächsten Tagen bestätigt und vom Aufsichtsrat gebilligt werden;

–          Präs S. 14: 17 Jahre FCF mit einem Startup; wir sind nur 22 Leute; da muss man genau überlegen was man macht und wir stehen für ein einziges Produkt; Wertpapier von der Ordererfassung bis zur Ausführung; insgesamt haben wir nur 6 Produkte; Wir bauen keinen Kernbanken Systeme, keinen beliebigen …

–          Ich wollte heute einen stinklangweiligen Vortrag halten, weil wir ein langweiligen konservatives Unternehmen sind; aber dann kam die Ad-Hoc von sino; Herr Hillen, der Vorstand von sino, ist heute hier, um die 125.000 Aktien der Sino zu platzieren; er war auch bei einem Round Table mit dabei;

–          Präs S. 16: SSEOMs ist ein total spannendes Produkt; Bloomberg hat das zum April 2021 gekündigt; wir finden das total Klasse, denn wir haben uns schon mal über eine Kündigung von Bloomberg gefreut, nämlich beim OBS Adapter, durch den wir im letzten Jahr mehrere Kunden gewonnen haben; wir sind derzeit in Gesprächen mit unseren deutschen Kunden so ein System zu bauen und dann auch zu betreiben;

–          Präs S. 17: hier sind beide Teile von SSEOMS zu sehen; Wir entwickeln das SSEOMS aus unserer Trading Plattform heraus; d.h. wir entwickeln nicht etwas gänzlich neues, sondern entwickeln zwei Module, die dann auch perfekt zu unserer Trading Plattform passen;

–          damit sind alle Produkte von uns erweiterbar in einer Suite; d.h. wenn ein Kunde SSEOMS haben möchte, kann er bei Bedarf die anderen Produkte dazu buchen;

–          Präs. S. 18: Das ist die White Label App, die wir in Zusammenarbeit mit sino entwickelt haben und die von sino bezahlt worden ist; Ende September ist die App vertragsgemäß fertig geworden; und wir warten jetzt auf den nächsten Kunden, der die App nutzen möchte; jetzt geht es darum, wer braucht das eigentlich; Private Banker, wollen den vermögenden Kunden nicht mit einer App die Möglichkeit in die Hand geben, das Kunden selbst entscheiden und ordern können, denn dann müssten sie auf Provisionen verzichten; diese Diskussionen sind sehr schwierig, aber es macht Sinn den Kunden dieser Privatbanken etwas in die Hand zu geben, damit er täglich sehen kann, wie sein Depot steht; die App kann auch als zentraler Mittelpunkt der Kommunikation mit dem Kunden werden;

–          Das war der schnelle Ritt durch was wir machen;

–          Jetzt freue ich mich auf viele Fragen

Fragen

Wird die Transaktionssteuer Einfluss auf das Geschäft der Tick TS haben?

Antwort: Durch die Transaktionssteuer wird die deutsche Aktienkultur erneut echt beschädigt; aber für die betroffenen 100 Unternehmen ist es egal; bringen tut es nichts; Berührt die Transaktionssteuer mein Geschäftsmodell? Nein! Höchstens indirekt, weil sich noch mehr Leute von der Akte abwenden könnten; Glaube ich daran, dass das passiert? Angesichts der Nullzinsen: Nein.

Was ist der Umsatztreiber bei der Tick TS?

Antwort: Jeder Neukunde bringt neuen Umsatz mit; aber stärker wachsen wir mit den Bestandskunden, weil die ständig neue Produkte anfragen oder Änderungsbedarf haben; 2021 kommt die Aktivierung von Xetra 2; das betrifft sieben unserer Kunden; die haben damit ein Major Release vor sich; das ist ein Zwangsrelease; wir wachsen im bestehenden Lizenzgeschäft durch neue Produkte und darüber hinaus durch neue Kunden; in 2019 konnten wir mit dem Asset Manager Lloyd einen neuen Kunde mit neuem Produkt gewinnen; die meisten Orderabwicklungssysteme von Fondsmanagern sind sehr komplex; jeder Privatkunde kann leichter Aktien handeln als ein Fondsmanager; technisch macht das auf diesen alten Systemen keinen Spaß; mit unserem neuen Produkt schon; und das ist hoch lukrativ

Wer ist ihr größter Wettbewerber?

vwd market maker könnte ein bisschen Wettbewerber sein; Sunguard ist auf der Bankseite ein Wettbewerber; klar ist Bloomberg ein Konkurrent;

Wer ist ihr größter Aktionär?

Immer noch sino; heute hat die Sino 25 % unseres Kapitals will, aber 12,5 % der Aktien kursschonend verkaufen; bei der Erstellung des Vortrags tauchte die sino in meinen Gedanken nicht auf;

Was macht die Aktienplatzierung von sino mit uns? Ich finde das prima; ich habe lieber einen großen Dienstleistungsvertrag mit sino als sino als großen Aktionär;  sino hat keinen einzigen Mann in der IT, wir machen alles für die; sino hat in der Meldung gesagt, dass sie mit dem Verkauf die Kapitalbasis stärken wollen; wenn die Kapitalbasis gestärkt werden soll, um damit in IT zu investieren, werden wir davon profitieren; das wäre eine Win Win Situation; und 2,5 Mio. Euro ist doch eine Menge Geld

Sino hat ein Problem, nämlich, dass der Sino Aktenkurs deutlich höher stehen müsste, angesichts des Wertes der Beteiligung an uns und an der Trade Republic.

 

Übernahme Minori Solutions, Kauf Abo Wind

In meinem Portfolio gibt es zwei Neuigkeiten: ein Übernahmeangebot und ein neues Investment.

Verkauf: Minori Solutions

Das japanische IT-Unternehmen Minori Solutions hatte ich bei einem Preis von 1300 Yen je Aktie im Juli 2017 in diesem Blog vorgestellt.

Der Grund damals: Ein solides Wachstum im mittleren einstelligen Bereich, hochprofitabel, aber dennoch die Hälfte des Marktwerts durch liquide Mittel gedeckt. Das KGV lag bei auch für Japan niedrigen 11,5.
In der Zwischenzeit ist das Wachstum weitergegangen, es wurden auch Dividenden erhöht und Aktien zurückgekauft – und nun kam ein Gebot vom bisher mit 10% beteiligten Großaktionär SCSK, die Aktien zu 2700 Yen zu übernehmen. Gegenüber den vorherigen Kursen (etwa 1900 Yen) ist dies ein Aufschlag von über 40%. Ich gehe davon aus, dass die Übernahme mit den anderen Großaktionären bereits im Vorfeld geklärt wurde und diese ihre Aktien verkaufen. Da ich nicht weiß, wie die Regelungen bezüglich Squeeze-out und Delisting in Japan sind und die extreme Unterbewertung nun durch einen zumindest fairen Preis aufgelöst wird, habe ich meine Aktien verkauft. Der Preis hat sich im Moment sehr fest bei 2696 Yen eingepegelt, der Markt scheint also ebenfalls fest von einem Erfolg der Übernahme auszugehen.

Insgesamt ist dies ein weiteres Beispiel für die Art von Investment mit der ich bisher am besten gefahren bin: KGV höchstens 15, solides aber nicht berauschendes Wachstum, solide Vermögens- und Gewinnsituation. Unter dem Strich steht für mich hier ein Gewinn von 1400 Yen pro Aktie, während der Yen leicht stärker wurde (von 1:130 zu 1:120). In Euro habe ich damit 125% + Dividenden erzielt, bzw. annualisiert mehr als 40%.

Wenn ihr neue Aktien mit so einem Profil entdeckt – her damit in die Kommentare, ich brauche Nachschub!

Kauf: Abo Wind

Eine detaillierte Analyse habe ich hier bisher noch nicht geschrieben, aber ich will euch mein neuestes Investment nicht vorenthalten: Abo Wind, ein Projektentwickler für erneuerbare Energieerzeugung aus Solar und Wind.

Wusstet ihr, dass 95% der 2018 in der EU ans Netz gegangenen Stromerzeugungskapazität erneuerbar war? Und das einen großen dieser Anlagen mittelständische Projektentwickler wie Abo Wind (oder an der deutschen Börse auch PNE und Energiekontor) planen und errichten?

Traditionell vor allem im deutschen Windsektor tätig hat sich die Abo Wind inzwischen breiter diversifiziert. Angesichts des von der Politik trotz aller leeren Pläne zum Ausbau von Ökostrom fast abgewürgten Windkraftausbaus in Deutschland ist dies ein echter Trumpf, so ist Abo Wind unter anderem in Argentinien, Finnland, Irland, Frankreich und Spanien aktiv. Der Gewinn konnte nach sehr starken Jahren 2016/2017 nicht auf Rekordniveau gehalten werden und viel von 2017 auf 2018 von 17 auf 12,5 Mio €. Dieses Jahr kann man auf gut 10 Mio € hoffen, was immer noch eine zweistellige Eigenkapitalrendite ist. Dem gegenüber steht eine Marktkapitalisierung von gerade einmal 130 Mio €. Die Firma hat lange Geschichte hoher Profitabilität, eine hervorragend gefüllte Projektpipeline gerade von Projekten im relativ frühen Stadium, ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,3 und das Ziel des Vorstands in einigen Jahren regelmäßig über 20 Mio€ im Jahr zu verdienen. Die Gewinnmargen sind ordentlich: obwohl in der Projektentwicklung jedes Jahr hohe Summen abgeschrieben werden müssen erreicht Abo Wind Nettorenditen von etwa 10%.

Natürlich kann das Geschäft schwanken, und ich gebe zu dass es keinen “Moat”, also dauerhaften Burggraben gibt. Angesichts der guten Wachstumsaussichten und eines KGV von etwa 10 auf den Durschschnitt der letzten Jahre halte ich die Aktie für stark unterbewertet. Auch wenn der wenig liquide Handel an der Hamburger Börse zu dem Abschlag beitragen dürfte sehe ich erhebliches Aufwärtspotential.

Anhaltspunkt dafür könnte die aktuelle Übernahme des Konkurrenten PNE Wind durch einen Morgan-Stanley-Fonds sein: Die Amerikaner bieten 4€ je Aktie, nachdem diese lange bei nur 2,50€ dümpelte. Dennoch könnte sich das ganze als Schnäppchen erweisen, und offenbar sind nicht alle Aktionäre mit dem Preis zufrieden.

Das Risiko ist natürlich, dass Projekte schiefgehen oder nicht zum kalkulierten Preis verkauft werden können. Das früher stark vorhandene politische Risiko sehe ich hingegen nicht mehr, da der Preis für Wind- und Solarstrom in vielen Weltgegenden absolut konkurrenzfähig ist.

Ein Problem ist freilich, dass die Bilanz von außen schwer zu verstehen ist. Hier werden die Leistungen für Planung und Errichtung der Anlagen aktiviert, was bedeutet dass man an einen höheren Wert dieser Leistungen glauben muss. Allerdings halte ich das Management nach dem langen Erfolg für vertrauenswürdig genug. Die Gründer Ahn und Bockholt sind nach wie vor an der Unternehmensspitze und gleichzeitig Großaktionäre, sie sollten also im Interesse der Aktionäre handeln.

Ich habe meine Aktien für 15€ / Stück gekauft und plane hier langfristig zu halten. Schön für das Gefühl ist auch, dass die Firma an der Lösung eines der größten Probleme der aktuellen Zeit, dem Klimawandel, mitwirkt. Ist nur zu hoffen dass unsere Regierung mitbekommt, dass an der Windenergie in Deutschland mehr Jobs hängen als an der Kohle…

Kauf Funkwerk – Wachstum mit Bahntechnologie

Heute will ich meine neueste Aktie im Depot vorstellen: Funkwerk.

Funkwerk ist ein mittelständischer Betrieb aus Thüringen, der vor einigen Jahren erhebliche wirtschaftliche Probleme bekam, inzwischen aber einen erfolgreichen Turnaround hinter sich und deutlich Fahrt aufgenommen hat.

Der Kursverlauf zeigt sehr schön den Absturz und Wiederaufstieg von Funkwerk.

Der langfristige Chart zeigt das auch deutlich: Nach dem Börsengang im neuen Markt und darauffolgendem Hoch von über 40€ fiel der Kurs 2015 bis unter 2€. Man sieht aber auch, dass ich den schönen Anstieg des Turnarounds verpasst habe, anders als etwa Bloggerkollege Michael Kissig, der hier ein gutes Händchen hatte. Dennoch habe ich mir das Unternehmen genauer angesehen und gehe von weiterhin sehr großem Potential aus.

Geschäftsmodell

Funkwerk verkauft Lösungen für Zugfunk und -Kommunikation, Reisendeninformationen (das sind z.B. Bahnhofslautsprecher oder die digitalen Anzeigetafeln, die zeigen wann der nächste Zug kommt), und Videosysteme. Im Bereich GSM-R Zugfunksysteme (digitaler Zugfunk auf Basis einer GSM-Erweiterung) ist die Firma nach eigenen Angaben sogar Weltmarktführer. Gerade im Bereich Zugfunk wird aktuell die recht späte Digitalisierung vorangetrieben , z.B. mit dem EU-weit einheitlichen Standard ETCS (European Train Control System) zur elektronischen Zugsteuerung. Dieser wird nach und nach umgesetzt, und dadurch steigt die Nachfrage der Zughersteller nach entsprechenden Komponenten.
Auch insgesamt dürften die Investitionen in die Schiene (nach langer Durststrecke) wieder zunehmen – in Deutschland werden der Bahn über die kommenden Jahre erhebliche zusätzliche Mittel bereitgestellt und das als Klimaschutzmaßnahme verkauft. Natürlich, wer sich mal die Geschäftszahlen der DB angeschaut hat, weiß natürlich dass der Bund als Eigentümer aufgrund der finanziellen Lage im seit langem nicht besonders gut geführten Konzern einfach eine Kapitalspritze geben muss. (Würde es der Regierung ernsthaft um Klimaschutz gehen hätte sie sich die Subventionen für das Auto sparen können, nun ja.) Trotzdem sollte Funkwerk profitieren wenn der Investitionsstau der Bahn sich auflöst, und zugleich europaweit die (oft versteckten) Subventionen für den Flugverkehr unter Beschuss kommen. Zudem wird in vielen Teilen der Welt mit steigender Urbanisierung immer deutlicher, dass die Politik der autogerechten Städte in eine Sackgasse führt und mit der Bevölkerungsdichte in Metropolen nicht kompatibel ist – daher ist der Ausbau der S- oder U-Bahn in den Städten oft die einzige Methode um den innerstädtischen Verkehr in wachsenden Städten noch zu bewältigen.
Im Videosystembereich adressiert Funkwerk hingegen nicht nur Bahnkunden, sondern auch sonstige professionelle Anwender von Videoüberwachungssystemen. Auch dies ist ein strukturell wachsender Markt, der durch die Fortschritten in der Videoanalyse mit künstlicher Intelligenz (etwa Gesichtserkennung) neuen Schub bekommen könnte.

Insgesamt schätze ich, dass die Geschäftsbereiche von Funkwerk attraktiv sind: Da die Komponenten sicherheitskritisch sind, aber nicht die Hauptkosten eines Zuges ausmachen, spielt die Qualität eine wichtige Rolle -hoffentlich mehr als der Preis. Und da der Bahnverkehr in den meisten Ländern in öffentlicher Hand oder zumindest entsprechend reguliert ist, dürfte der Bereich recht unabhängig von der sonstigen Industriezyklik sein. Gerade jetzt wo in Deutschland eine Rezession zu beginnen droht ist das ein Vorteil.

Zahlen

Wie ihr wisst bin ich ein Verfechter eines an Fundamentaldaten und Kennzahlen orientierten Investierens – was bringt mir eine tolle Aktie, wenn sie total überbewertet ist?

Zum Glück ist Funkwerk nicht überbewertet, im Gegenteil. Der momentane Marktwert des Unternehmens liegt bei rund 150 Mio €, bei einem Nettokassenstand von fast 30 Mio € zum letzten Halbjahresbericht. Dazu kommt ein starker Cashflow, der 2018 über dem Nettogewinn lag und 13,8 Mio € betrug. Der Gewinn betrug 7,4 Mio € und dürfte dieses Jahr weiter steigen – im ersten Halbjahr 2019 waren es bereits 4,8 Mio € , nach 2,5 Mio € im Vorjahr. Funkwerk hat dabei in den letzten Jahren die selbst gesteckten Prognosen immer wieder übertroffen. Auch dieses Jahr sieht die Prognose deutlich zu pessimistisch aus: Das (schon angehobene) Ziel sieht einen Umsatzanstieg von 6% und ein leicht fallendes EBIT von 11 Mio € vor. Stand zum Halbjahr: 20% Wachstum bei Umsatz und Auftragseingang sowie ein EBIT-Anstieg von 3 auf 5,4 Mio.

Hier eine Tabelle mit den Ergebnissen der letzten Jahre:

Werte in Mio€
2014 2015 2016 2017 2018
Umsatz 94,1 95,1 77,4 77,6 82,7
EBIT 1,4 5,1 5,4 7,2 11,4
Jahresüberschuss/-fehlbetrag -1,8 7,5 4 4,4 7,4
Umlaufvermögen 44,8 40,5 46,1 51,2 58,9
Anlagevermögen 11,6 10 9,6 9,2 8,7
Summe Fremdkapital 46,1 32,7 33,9 34,1 36
Summe Eigenkapital 10,3 17,8 21,8 26,2 31,6
Ergebnis je Aktie (verwässert) -0,22 0,92 0,5 0,54 0,91
Entwicklung der Bilanz und Gewinne seit 2014

 

Wie man sieht wurde nicht nur die Gewinnsituation verbessert, sondern zusätzlich auch das Working Capital – deshalb waren die Cashflows etwa im letzten Geschäftsjahr deutlich über dem Gewinn. Das ist für ein Zeichen dafür, dass das Management hier seit 2015 deutlich besser geworden ist und eine Menge Verbesserungen umgesetzt wurden.

Beachtlich finde ich außerdem die Eigenkapitalrendite: 2018 lag sie (trotz des erheblichen Bargeldbestands) bei 23%. Sollte 2019 tatsächlich ein Gewinn von rund 10 Mio€ erreichbar sein würde sie sogar auf 30% steigen.
Diese geringe Kapitalintensität des Geschäftes ermöglicht hohe Cashflows selbst bei hohem Wachstum. Wenn man einen langfristigen Ansatz verfolgt ist eine hohe Eigenkapitalrendite schon fast Grundvoraussetzung damit eine Firma in Frage kommt. Zudem signalisiert eine hohe Eigenkapitalrendite in der Regel auch eine sehr gute Wettbewerbsposition des Unternehmens – in jeder Hinsicht ist diese Kennzahl also höchst erfreulich. Was man auch deutlich erkennen kann: die Gewinne stiegen bereits vor den Umsätzen – das liegt daran, dass Funkwerk eine drastische Schrumpfkur hinter sich hat. Es zeigt aber auch dass der Firmenleitung bewusst ist, dass es nicht zuerst um wachsende Umsätze, sondern Gewinne geht.

Einstieg bei Euromicron

Eine große Schlagzeile gab es für Funkwerk, als im Sommer der Einstieg bei Euromicron verkündet wurde. Euromicron ist ein Dienstleister im Bereich der Netzwerktechnik, im Prinzip ein Bauunternehmen für Verkabelungen, das sich auch unter meinen ehemaligen (und unerfolgreichen) Investitionen befindet – Blogeinträge hier: Euromicron Vorstellung, Euromicron – Bilanzfehler.

Um die Geschichte kurz zu machen: der damalige Vorstand hatte ein (zu) ehrgeiziges Expansionsprogramm gestartet, wollte auf einen Umsatz von 500 Mio € kommen und kaufte unzählige Firmen auf. Dabei wuchs allerdings die Schuldenseite der Bilanz immer weiter an, während die Profitabilität auf der Strecke blieb. Irgendwann war das Eigenkapital nur noch durch immaterielle Werte gedeckt, und diese mangels Profitabilität nicht nachhaltig – die Schulden waren aber real und mussten bedient werden. Es folgte ein langer Absturz, selbst eine Insolvenz war eine realistische Option wie man an den Diskussionen in Börsenforen zur bald fälligen Anleihe sieht. Auf jeden Fall ein Musterbeispiel dafür, wie übertriebene Gier nach Umsatzwachstum ein Unternehmen ruinieren kann.

Ausgerechnet in diesen Sanierungsfall kaufte sich nun Funkwerk ein. Der Einstieg erfolgte über zwei Tranchen – eine Kapitalerhöhung von 10% des Kapitals nur für Funkwerk und anschließend noch einmal drei mal so viele Aktien mit Bezugsrecht für alle Euromicron-Aktionäre. Im Endeffekt hat Funkwerk hier für 5,2 Mio€ einen Anteil von 15% der Euromicron-Aktien zu 3,40€ je Aktie gekauft. Da die Aktie aktuell bei 4,80 € notiert scheint der Preis nicht schlecht gewesen zu sein. Zudem wurde der Aufsichtsrat ausgetauscht, dieser wird nun von Herrn Radke, der Aufsichtsratsvorsitzender von Funkwerk und CEO von Funkwerks bestimmenden Aktionär Hörmann ist, geleitet. Aber auch sonst denke ich, dass der Deal sich als ziemlich positiv herausstellen könnte: der Preis von 5 Mio gibt Funkwerk eine gute strategische Position. Kurzfristig können eventuell Kooperationen das Geschäft beider Partner voranbringen, denn auch für Euromicron ist die Bahn einer der wichtigsten Kunden. Sollte sich die Lage bei Euromicron nicht bessern, dürften Unternehmensteile verkauft werden um Geld reinzubekommen – und dann kann es für Funkwerk mit der gut gefüllten Kasse nur vorteilhaft sein darüber als erstes Bescheid zu wissen, den Prozess zu beeinflussen und außerdem über die gute Kenntnis der Firma die Filetstücke zu identifizieren.
Gelingt hingegen der Turnaround ähnlich wie bei Funkwerk, dann dürfte der Wert des Aktienpaketes massiv zulegen.

Aktionärsstruktur

Auf eine Sache muss man sich allerdings einlassen: Funkwerk ist fest in der Hand des Mehrheitsaktionärs Hörmann, der knapp 80% der Stimmen hält. Wer also Übernahmespekulationen oder aktivistische Streitigkeiten gern hat wird hier ziemlich sicher nicht auf seine Kosten kommen. Im schlechtesten Fall könnte es sogar ein Delisting geben, auch wenn dieses aktuell scheinbar nicht auf der Tagesordnung steht.

Mir persönlich macht dies allerdings nichts aus, im Gegenteil finde ich es gut, wenn ein langfristig orientierter Mehrheitsaktionär engagiert ist und für eine verlässliche Unternehmenspolitik garantiert.

Fazit und Bewertung

Was gefällt mir nun so an Funkwerk, dass ich mir eine kleine Position an Aktien gekauft habe?

Im wesentlichen, dass Funkwerk einige Charakteristika aufweist, die sich auch bei vielen meiner früheren, erfolgreichen deutschen Nebenwerteinvestments fanden:

  • solide Bilanz (deutlicher Nettocashbestand)
  • gute mittelfristige Wachstumsaussichten (Abbau des Investitionsstaus bei der Deutsche Bahn)
  • akzeptable Bewertung – auf Basis meiner Schätzung von bis zu 10 Mio €  Gewinn liegt das KGV Cashbereinigt bei 12, sonst bei 15
  • gute Entwicklung der jüngeren Vergangenheit
  • dazu aktuell hohes Momentum der Aktie

In vielem ähnlich sah die Situation auch mal bei IVU, Steico, Polytec, Sixt oder Mix Telematics aus, alles Käufe die ich auch im Nachhinein als richtig einschätze.

Die geringe Konjunkturabhängigkeit gefällt mir darüber hinaus momentan besonders gut, auch die konservativen Prognosen des Managements, die dann doch meistens übertroffen werden und die herausragenden Kapitalrenditen. Langfristig könnte es ein weiterer Treiber sein, wenn Euromicron wieder in die Spur kommt, aber auch sonst erscheint mir die Aktie attraktiv.