Der Artikel von IBM ist noch in Arbeit, aber nachdem gestern Abend meine Beteiligung Sixt den Börsengang der Tochtergesellschaft Sixt Leasing mit einem Wertpapierprospekt (hier zu finden) konkretisiert hat muss ich mich natürlich darum kümmern 🙂
Die wichtigsten Fragen für mich: Wie sinnvoll ist das ganze, wer profitiert (am meisten) und was ist die bessere Aktie nach dem Börsengang: Sixt oder Sixt Leasing?
Die Fakten zum Börsengang (27.04.2015)
- Kapital wird auf 20.611.593 Aktien aufgeteilt, davon 5.586.593 neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung
- Preis je Aktie soll zwischen 17,90 € und 21,30 € liegen, das entspricht einer Bewertung von 369 bis 439 Mio €
- Das Eigenkapital von Sixt Leasing wird bei ca. 150 Mio € liegen, die Bilanzsumme beträgt mehr als eine Milliarde €
- Der Anteil der Sixt SE wird im Anschluss an den Börsengang auf 40% – 47,8% sinken, je nachdem ob die Mehrzuteilung durchgeführt wird
- Die Größe des Börsengangs wird zwischen 192 und 263 Millionen € liegen
- Der Überschuss für 2014 lag bei 19 Mio €
- Es wird eine Ausschüttungsquote von 30 – 40 % angestrebt
Bewertung
Direkt nach der Ankündigung habe ich ja bereits per Twitter herausposaunt, dass ich von einer Bewertung von 400-500 Mio€ ausgehe.
#SixtLeasing wagt den #IPO und will an der Börse zwischen 192 und 263 Mio€ einsammeln.
#Sixt bringt #SixtLeasing definitiv an die Börse, ich schätz den Wert auf mind. 400-500 Mio € http://t.co/COndrFNHpy#IPO#AnalyseFolgt
— PreisundWertBlog (@Preis_und_Wert) 14. April 2015
Die Bewertung war auf folgenden Zahlen basiert: Für dynamisch wachsende Unternehmen (Sixt Leasing hat seinen Gewinn in zwei Jahren von 12 auf 19 Mio gesteigert) werden oft schon KGVs von über 20 gezahlt. Da bei einem Börsengang zusätzliches Kapital aufgenommen wird, mit dem das Geschäft ausgeweitet werden kann und die Gewinne weiter gesteigert, sollte man ähnliches auch bei Sixt Leasing erwarten. Die erwähnten 19 Mio € Nachsteuergewinn würden also dann zu 380 Mio Bewertung führen. Da aber erst kürzlich ein Großauftrag verkündet wurde, der das Wachstum beim Flottenmanagement anschiebt und das Niedrigzinsumfeld Leasingverträge attraktiver macht ist mit weiterem Anstieg zu rechnen. Außerdem wird das Fremdkapital reduziert und damit die Zinskosten gesenkt. Ein steigender Gewinn ist also fast sicher – bei 25 Mio Gewinn wäre ein 20er KGV schon mit 500 Mio€ Börsenwert verknüpft!
Eine andere Rechnung war die Dividendenrendite. Im Moment sind angesichts der rekordniedrigen Zinsen die Dividendenrenditen nachhaltiger Firmen ein wichtiger Faktor. Bei einer Ausschüttung von 40% (die tatsächlich angestrebt wird) und 20 Mio€ Gewinn sind das 8 Mio an Dividenden. Eine Dividendenrendite von 2% würde einer Bewertung von 400 Mio € entsprechen.
Dann muss man natürlich sehen, dass ohnehin die Preise an der Börse im Moment ganz ordentlich sind, und dass Sixt ja einen guten Schnitt machen will. Bei einer unterdurchschnittlichen Bewertung wäre es ja wohl unwahrscheinlich dass Sixt seine Tochtergesellschaft verkauft.
Was springt für Sixt heraus?
Als Sixt-Aktionär ist die entscheidende Frage, was für mich dabei herauskommt. Mit der Veröffentlichung des Prospektes und der damit verbundenen Details lässt es sich einigermaßen abschätzen.
Der Wert des Börsengangs wird bei 192 – 263 Mio € liegen. Dafür verliert der Sixt-Konzern etwas über die Hälfte der Anteile an einem Geschäft, das etwas über 20 Mio Gewinn erwarten lässt. Gehen wir von 220 Mio € Erlös aus (den Sixt ja auch profitabel investieren kann) und von “Verlusten” von vielleicht 11 Mio € im Jahr, dann wäre Sixt mit dem Verkauf des weniger profitablen Teilkonzerns zu höherer Bewertung als der behaltene Autovermietungsrest ein Kunstgriff gelungen.
Etwas gewundert hatte mich die Ankündigung, dass Sixt der Tochtergesellschaft vor Börsengang noch einmal 30 Mio€ an Eigenkapital zuschießt. Nach Lektüre des Prospektes ist klar warum: das Eigenkapital war in den Jahren zuvor fast komplett an den Mutterkonzern ausgeschüttet worden, nur noch 16 Mio waren übrig. Um eine vernünftige Kapitalausstattung zu erreichen wurde nun etwas davon zurückgegeben. Nach dem Börsengang wird das Eigenkapital von Sixt Leasing vermutlich um die 150 Mio€ betragen, bei einer Bilanzsumme von über einer Milliarde Euro.
Meine Rechnung für den Sixt-Sondergewinn folgende: Eigenkapital in Höhe von 46,3 Mio wird abgegeben. Aus dem Verkauf der alten Anteile erhält Sixt bei Mehrzuteilung ca 130 Mio € , Sixt Leasing nimmt etwa 105 Mio€ ein. Sixt stellt seine 130 Mio ins eigene Kapital ein und hat nun einen Eigenkapitalanteil an den 150 Mio von Sixt Leasing von 70 Mio. Aus den 46,3 Mio Kapitalanteil sind dann also etwa 200 Mio geworden, was einen Sonderzuwachs im EK von über 150 Mio € ausmacht. Diese 150 Mio sind der Extra-Ertrag, den Sixt mit dem Börsengang erzielt. Je Aktie ist es also etwas mehr als 3 €, die der Buchwert steigt. Da angesichts der Expansion die Eigenkapitalquote in letzter Zeit rückläufig war, kann die Firma das Geld echt gut gebrauchen.
Als bestehender Sixt-Aktionär freue ich mich über diesen Börsengang. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass trotz des hohen Preises auch die Aktien von Sixt Leasing sich langfristig gut entwickeln. Die Kapitalerhöhung mach in einer Phase extrem geringer Zinsen und entsprechend guter Leasingnachfrage absolut Sinn. Sixt hätte eventuell sonst selbst neues Kapital aufnehmen müssen, da auch das Autovermietgeschäft dynamisch wächst. Auch wenn der Preis schon wesentlich höher ist als meine 24,50 € je Vorzugsaktie, für die ich im Dezember eingestiegen bin, werde ich Sixt treu bleiben – die unternehmerische Leistung überzeugt!
Ein Gedanke zu „Börsengang Sixt Leasing“