Archiv der Kategorie: Unternehmensanalysen

Fundamentale Betrachtung von Unternehmen und ihren Bilanzen, Gewinnen, Marktpositionen und Risiken; mit dem Versuch, abzuschätzen ob die Bewertung (also der Preis) günstig oder eher teuer ist.

Aktienanalyse SAP – der deutsche Softwaregigant

Wenn man an internationale Softwarekonzerne denkt, dann denkt man eigentlich immer an die USA. Dort werden die Trends gesetzt, die Innovationen gemacht, Programmiersprachen entwickelt (die immer englischsprachig sind) und die neueste Technologie mit dem meisten Wagniskapital in den Markt gebracht.

Einen Giganten der Softwarebranche gibt es aber daneben auch noch – die deutsche SAP SE. Vor allem im Bereich der Unternehmenssoftware ist SAP Marktführer und teilt sich mit Microsoft und Oracle bereits einen Großteil des riesigen Marktes auf. Das Geschäft mit Unternehmenssoftware hat eine Reihe Vorzüge, die es ermöglichen langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen – wie es die drei genannten Konzern seit langem vorführen. Deshalb hat SAP traumhafte Margen, und deshalb habe ich SAP als einzigen Großkonzern in meine Abstimmung aufgenommen. SAP hat tatsächlich die meisten Stimmen bekommen – schauen wir uns die Firma also näher an:

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Update Balda und Änderung im Depot

Im Timing bin ich ja eigentlich schlecht – was Balda angeht scheint mir dann aber doch ein Glücksgriff gelungen zu sein. Kurz gesagt: Nachdem ich erst im Juli mich zu 2,46 € zu einem Kauf durchringen konnte stehen die Aktien nach Ankündigung der de-Facto-Liquidierung der alten Balda bei über 3,10€. Das operative Geschäft (und damit deutliche Verlustrisiken) wird für einen sehr ordentlichen Preis von über 60 Mio € verkauft. Für jede Aktie sollen 2€ direkt ausgeschüttet werden – insgesamt also knapp 120 Mio € – der größere Teil von dann wohl noch 130 Mio € bleibt im Unternehmen. Stellt sich die Frage, bei welchem Preis man verkaufen sollte…

Der Netto-Cashwert, den ich auch als fairen Wert zugrundelegen würde, beträgt 4,10-4,20€ pro Aktie. Ganz klar ist es noch nicht, da verschiedene Kosten und Steuern anfallen, aber Update Balda und Änderung im Depot weiterlesen

Börsengang Scout24 – Bewertungsversuch

Mit Scout24 drängt ein Unternehmen mit traumhaften Margen und großem Wachstumspotential auf das Börsenparkett. Am 18.09. wurde das Wertpapierprospekt offiziell gebilligt, am 01.10. soll der Handel beginnen. Hier kurz die Fakten zum Börsengang:

  • angebotene Aktien: 36.175.000 – 51.175.000 Stück, davon 8 Mio neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung
  • anschließende Gesamtzahl an Aktien: 108.000.000
  • Zeichnungsspanne: 26,50 – 33,00 € je Aktie
  • angestrebte Bewertung: 2,86 Mrd € – 3,56 Mrd Mio €
  • Erlös für Scout24: 212 – 264 Mio € (Brutto)
  • Gesamtes Emissionsvolumen: 0,96 – 1,69 Mrd €
  • Datum: 01.10.2015
  • Umsatz von Scout24 im ersten Halbjahr ’15:  189 Mio €
  • EBITDA erstes Halbjahr: 73 Mio €

Die Börsenbewertungen in Europa steigen allmählich wieder an (oder taten es zumindest bis zur China-Angst), und folglich zieht es inzwischen die Börsengang Scout24 – Bewertungsversuch weiterlesen

Kursrutsch bei Eon und RWE – Chance oder Falle?

Nach den letzten Ankündigungen zu den Rückstellungen für Atomkraftwerke sind die ohnehin schon extrem niedrigen Kurse der deutschen Versorger weiter geprügelt worden. Dabei galten die Versorger lange Zeit als Musterbeispiel für eine langweilige Branche mit soliden Dividenden und verlässlichen Erträgen. Wenn die Befürchtungen diesmal nicht ganz so schlimm eintreffen, könnten Kurse unter Buchwert dem langfristigen Investor ja durchaus eine gute Einstiegsgelegenheit bieten. Oder doch nicht? Was ist aus einer Value-Perspektive dazu zu sagen?

Zunächst zu den reinen Zahlen: Kursrutsch bei Eon und RWE – Chance oder Falle? weiterlesen

新光商事 (Shinko Shoji) – japanischer Elektronikgroßhändler und NetNet

Heute geht es endlich um die versprochene Aktie, mit der ich im letzten Beitrag das extrem günstige Niveau des japanischen Aktienmarktes illustriert habe. Ein NetNet wie im Lehrbuch, anhand dessen ich meine Japan-Artikel verknüpfen und hoffentlich viel lernen kann.

Es ist die Tokyoter Firma: 新光商事株式会社 (Shinkou Shouji Kabushiki Kaisha)

Meiner Übersetzung nach sind die ersten vier Zeichen des japanischen Firmennamens:
Neu-Licht-handeln-Sache , und die ausländischen Tochtergesellschaften firmieren unter dem Namen Novalux – eben Neu-Licht. 新光商事 (Shinko Shoji) – japanischer Elektronikgroßhändler und NetNet weiterlesen

Polytec Holding II – Nachtrag und Update

In meinem ersten Post zur Polytec Holding wurden in den Kommentaren zurecht einige wichtige Punkte angesprochen, die ich ausgelassen oder nicht in der nötigen Ausführlichkeit angesprochen habe. Insbesondere betrifft das die Entwicklung der Bilanz in 2009 , die natürlich erst einmal stutzig macht, sowie die Frage nach der Konkurrenzsituation und dem Vergleich mit den Wettbewerbern, den ich ja auch sehr wichtig finde. Danke für die Erinnerung daran Marfir 😉 .

Inzwischen sind außerdem die guten Halbjahreszahlen eingetroffen, die ich hier auch kommentieren will. Polytec Holding II – Nachtrag und Update weiterlesen

Polytec Holding – Aktie mit Nachholpotential

Die österreichische Polytec würden die meisten wohl kaum in den Bereich Value- oder Qualitätsaktien einordnen. Der Grund ist schnell klar: Weder notiert die Aktie klar unter Buchwert oder glänzt anderweitig in der Bilanz, noch ist das Unternehmen durch einen fetten Burggraben von der Konkurrenz geschützt. Polytec ist nämlich ein Zulieferer der Autoindustrie und als solcher dem Preisdruck der Konzerne genauso wie den starken Zyklen der Automobilbranche ausgeliefert. Durch das sehr niedrige KGV ist Polytec aber schon letztes Jahr auf meine erweiterte Beobachtungsliste gerutscht.

Mein Interesse an der Firma haben folgende Daten geweckt:

  • Marktkapitalisierung: 175 Mio € bei über 600 Mio € Umsatz
  • Aktienrückkäufe
  • Eigenkapitalanstieg: 58 Mio € 2009 -> 140 Mio € 2014, dazu gute Dividenden
  • guter Track-Rekord bei Übernahmen
  • Gewinn 2014 von 13,4 Mio€ , im Schnitt 2010-2014 aber von über 20 Mio €
  • Im ersten Quartal 2015 auf Jahressicht verdoppeltes Ergebnis: 0,26€/Aktie
  • Bei Fortschreibung ist über 1€/Aktie als Gewinn möglich, bei einem Kurs unter 8 €
  • Nachhaltiger Ergebnisanstieg durch größeren Hebel (ausgeweitete Bilanzsumme v.a. wegen Kauf der selbst genutzten Immobilien) ist von der Börse ignoriert worden
  • Unternehmen ist familiengeführt und sollte daher entsprechend auf langfristigen Erfolg ausgerichtet sein
  • Bisher gute Ergebnisse in einer recht schwierigen Branche erzielt

Meine Investmentthese kann ich hier auch schon einmal bekannt geben: Ich bin der Überzeugung, dass die Börse diese Aktie noch nicht entdeckt hat und die inzwischen besser werdenden Zahlen zu einem Anstieg der Bewertung führen sollten, sobald das nachgeholt wird. Auch als langfristige Investition kommt Polytec durchaus Polytec Holding – Aktie mit Nachholpotential weiterlesen

Balda Aktie – kann es überhaupt noch tiefer gehen?

Manchmal kann Börse (in der Theorie) so einfach sein. Es werden Unternehmen gehandelt, die ihre Bilanzen allesamt offenlegen müssen. Als Investor liest man diese und findet auf einmal folgendes: Ein Unternehmen, dass geringfügig profitabel ist, vom Geschäftsmodell her auch nicht zum zwangsläufigen Tod verdammt uuuuuuuuuuuuund erheblich weniger kostet, als es Umlaufvermögen hat. Das sogar weniger kostet als es Netto an Bargeld auf dem Konto hat!!!
Und das ist keine Wahnidee aus meinen Wunschträumen, sondern ich habe da ein ganz konkretes Unternehmen im Auge…

Zu dieser Art von Aktien, oft Net-Net oder Cigarbutt (Zigarrenstummel) genannt, habe ich in Vorbereitung dieser Analyse schon einen Artikel geschrieben, und womöglich kommen noch weitere dazu. Diesen Beitrag zu Bilanzschnäppchen solltest du dir auf jeden Fall durchlesen, falls du noch kein Verständnis darüber hast, warum es sinnvoll sein könnte in eine Firma mit starken Problemen, geringer Rentabilität, 80% Umsatzverlusten und laufenden Gerichtsverfahren (wie es  hier der Fall ist) zu investieren. Balda Aktie – kann es überhaupt noch tiefer gehen? weiterlesen

Europcar – Börsengang für Dumme

Zunächst die Fakten zu dem am 15.06. offiziell veröffentlichten Plan zum Börsengang von Europcar, Europas größtem Autovermieter:

  • Preisspanne liegt bei 11,50 – 15 € pro Aktie
  • Es sollen 41,3 Mio neue Aktien als Kapitalerhöhung ausgegeben werden
  • Nettomittelzufluss für Europcar würde also bei 441 bis 570 Mio € liegen
  • Aus dem auf 104 Mio € eingeteilten Grundkapital will der bisherige Mehrheitseigner Eurazeo 33 Mio Aktien verkaufen, mit Mehrzuteilungsoption sogar 44 Mio Aktien
  • Eurazeo würde demnach Einnahmen von 380 – 660 Mio € Brutto (vll 350- 620 Mio Netto) erzielen
  • Nach dem Börsengang gäbe es 145 Mio Aktien, was einem Börsenwert (bei angegebener Preisspanne) von 1,67 Mrd € bis 2,17 Mrd € entspricht
  • Der Anteil von Eurazeo an Europcar sinkt auf 36-42%
  • Eurazeo bewertet damit seinen eigenen Anteil auf 1 – 1,4 Milliarden € (bei einem Eigenkapital der Gesellschaft von unter 100 Mio € …)
  • ab 2017 sollen 30 % des Nettogewinns als Dividende ausgeschüttet werden (falls es einen gibt… haha)

Zur Bewertung eines Börsengangs braucht man natürlich auch die Geschäftszahlen des Unternehmens. Als Sixt-Aktionär sind diese auch der Grund gewesen, warum ich überhaupt diesen Börsengang interessant gefunden habe – denn bisher wurden diese nicht im Detail kommuniziert. Also:

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Hypoport AG – Haupversammlung und Update meiner Einschätzung

Nachdem ich letzte Woche einen Artikel zu Hypoport veröffentlicht habe (hier), will ich heute von der Hauptversammlung und meiner präzisierten Einschätzung des Unternehmens berichten:

Eingang zu den Räumen der Hypoport in der Klosterstraße
Eingang zu den Räumen der Hypoport in der Klosterstraße

Zunächst einmal hatte ich das Problem, dass (wegen des Poststreiks?) meine Eintrittskarte nicht rechtzeitig angekommen ist. Ich konnte aber mit einer kurzen Mail die Eintrittskarte hinterlegen lassen, und so trotzdem normal teilnehmen (Danke!).

Die HV fand in den Räumen der Hypoport selbst statt, die wie zu erkennen direkt neben der U-Bahn-Station Klosterstraße unweit des Alex liegen. Es waren ca 40 Aktionäre anwesend schätze ich – nachdem im vergangenen Jahr wohl nur eine einstellige Zahl zu verzeichnen war ließ das den Vorstandsvorsitzenden Herr Slabke über die Korrelation mit dem steigenden Aktienkurs witzeln. Hypoport AG – Haupversammlung und Update meiner Einschätzung weiterlesen