Schlagwort-Archive: Bilanzrisiken

Bilanzmanipulation bei Euromicron – kommt bald der Neuanfang?

Die Euromicron AG gehörte zu den allerersten Aktien, die ich je gekauft habe, und ich besaß sie bis Sommer 2014. Sie hatte, als ich sie kaufte, eine sehr gute Dividendenrendite von 1€ je Aktie [edit: bei Kursen um 20€ also ca 5% Rendite] und ein niedriges KGV bei guten Umsatzwachstum. Durch meine Analyse für diesen Blog ist mir aufgefallen, dass zu viel Geld in ehrgeizige Zukäufe gesteckt wird und das Eigenkapital daher fast vollständig aus Goodwill besteht. Um die ehrgeizigen Wachstumsziele des Chefs (500 Mio € Umsatz) zu erreichen, wäre also eine weitere Kapitalerhöhung unumgänglich gewesen, so dass ich schließlich doch verkauft habe.

Da ich aber auch meine früheren Positionen hin und wieder beobachte, musste ich heute folgende erschreckende Nachricht lesen: Seit mindestens 2012 wurden Projekte der Euromicron falsch bilanziert und bewertet (natürlich zum Vorteil des Konzerns), der Aktienkurs stürzt heute Morgen um 20% gegenüber dem Vortag. Die nachträglichen Korrekturen in der Bilanz führen zu einem Verlust an Eigenkapital Bilanzmanipulation bei Euromicron – kommt bald der Neuanfang? weiterlesen

Firmenwerte/Goodwill im DAX (II) – Daten

Meine Tabelle über immaterielle Werte im DAX ist fertig! Nachdem ich bei Analysen mehrfach über das Problem hoher Firmenwerte/Goodwill in Bilanzen gestolpert bin, und ich mich gefragt habe was denn da ein normaler Vergleichswert sein könnte, habe ich mich zu einer Überblicksanalyse des DAX entschlossen und mir die Daten aller 30 Firmen zusammengesammelt. Bei den größten und erfolgreichsten Firmen Deutschlands sollte man doch in etwa erkennen können wie die Bilanzen und Bewertungen von Unternehmen aussehen, die in besonderem Maß durch Profis betrachtet werden. Zur Problematik hoher Firmenwerte/Goodwill in Bilanzen siehe den ersten Teil, der die entsprechenden Bilanzgrundlagen zu erklären versucht.

Auch bei den Wirtschaftsmedien hat man das Problem offenbar auf dem Schirm, hier gib es auch schon Übersichten – die zum Vergleich mit den aktuellen Daten durchaus interessant sind: Übersicht 2011

Es wird in dieser Übersicht bereits darauf hingewiesen, dass die Risiken besonders groß sind, sobald der Goodwill den Wert des Eigenkapitals übersteigt. Insofern sollte man hoffen, dass das nicht der Fall ist – denn der Firmenwert ist aus Aktionärssicht langfristig ein Bilanzposten ohne wirklichen Wert (beziehungsweise mit kaum sinnvoll überprüfbarem Wert). Die Daten zeigen, dass man sich bei manchen Firmen dennoch Sorgen machen muss! Firmenwerte/Goodwill im DAX (II) – Daten weiterlesen

Firmenwerte/Goodwill im DAX (I) – Problematik

Da ich bei meinen Analysen und nicht zuletzt bei den Mox-Problemen auf hohe immaterielle Güter gestoßen bin, die ich schlecht einschätzen konnte, musste ich natürlich diesem Thema einen Beitrag widmen. Er war schon komplett fertig, als ich entschieden habe ihn in zwei Teilen zu veröffentlichen. Für den Leser ist es vielleicht angenehmer, wenn es nicht zu lang wird. Insbesondere kann ich so aber die Bereiche sauber trennen: dieser Artikel beschäftigt sich mit der allgemeinen Problematik, während der zweite Teil sich mit den aktuellen Daten aus den 30 DAX-Werten befasst.

Zu den Daten der immateriellen Vermögenswerte im DAX 🙂

Problematik

Zunächst einmal: Was ist Goodwill/Firmenwert, was sind andere immaterielle Güter, und wo ist das Problem dabei?

Bilanzen sollen einen Überblick darüber geben, welche Geschäftsmittel Unternehmen zur Verfügung haben, woher diese kommen, und was das Unternehmen anderen finanziell schuldig ist. Jede Bilanz hat zwei S Firmenwerte/Goodwill im DAX (I) – Problematik weiterlesen

Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man… – auch aus einer Pleite

Tja, so ist das im Leben:

Manchmal gewinnt man, manchmal verliert lernt man.

Eine schöne Weisheit für alle, die der Meinung sind dass man das Glas durchaus lieber als halb voll sehen sollte und mit positivem Denken mehr vom Leben hat. Eine Weisheit die einem Mut machen will. Und wenn man auf diesen Spruch in einem Aktienblog stößt, könnte man denken es sei eine alte Börsenweisheit, geboren aus einem der zahlreichen Crashs. Tatsächlich ist dieser Spruch aber der Titel der aktuellen Predigtreihe in meiner Gemeinde und war wohl eher nicht bezüglich der Börse gemeint. Aber wenn darin ein Funke Wahrheit liegt, ist genau jetzt für mich Zeit zu lernen…  😕

Was ist passiert?

Mit der (wirklich guten) Predigt unsres Vikars noch im Ohr schaute ich am Dienstagabend (17.6.) ins Depot – und dachte erstmal, dass meine Bank einen technischen Fehler gemacht haben müsste. Und wenn ein regelmäßigerer Leser mal in der Liste meiner Aktien gesehen hat, dass ich ein paar von der Mox Telecom dabei hatte …  dann kann er sich denken, dass das nicht so war. Wenige Wochen nachdem noch steigende Umsätze und Gewinne verkündet worden waren, meldet die Firma Insolvenz in Eigenregie (Schutzschimverfahren), weil Kredite nicht verlängert wurden. Ich erhalte also (zu einem unerfreulichen Preis) eine erstklassige Gelegenheit viel zu lernen, und will dies nun zumindest versuchen. Ich muss zugeben, kurz hatte ich den Impuls einfach die Aktien aus der Liste auf dem Blog zu löschen, zu verkaufen und die Sache für mich zu behalten – ist ja peinlich, dass ich das nicht gesehen habe. Ich habe das Gefühl mich selbst damit bloßzustellen, diesen Fehler zuzugeben. Andererseits möchte ich ehrlich bleiben, mich nicht besser darstellen als ich bin, lernen, und vor allem ein warnendes Beispiel in die Netzwelt setzen: nicht alle Kennzahlen sind so schön wie sie zuerst einmal scheinen! (Und man lässt sich viel zu schnell täuschen, ich zumindest habe das wohl…) Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man… – auch aus einer Pleite weiterlesen