Die Quartalsberichtssaison läuft inzwischen und einige meiner Portfoliounternehmen haben inzwischen ihre Zahlen vorgelegt. Darüber hinaus habe ich in den nun deutlich günstiger gewordenen Märkten einige Umschichtungen vorgenommen und auch neue Aktien gekauft.
Auch mein Depot hat sich bezogen auf den aktuellen Börsenwert in letzter Zeit schlecht entwickelt. Mit meinen Unternehmen bin ich dennoch so weit zufrieden und halte die operative Entwicklung für wesentlich positiver als die Entwicklung der Aktienkurse.
Ateam
Ateam hatte ich erst vor kurzem vorgestellt (Beitrag HIER) , seitdem gab es Zahlen für das Gesamtjahr. Die waren mit 3,3 Mrd Yen Gewinn in Ordnung, aber da die existierenden Spiele sehr schwach waren und auf der anderen Seite gleich acht neue Services im Bereich der Webportale gestartet (und beworben) werden sollen ging die Prognose von einem rückläufige Ergebnis – nur noch 2,6 Mrd Yen – im nächsten Jahr aus. Die Aktie ist daraufhin erstmal natürlich gefallen.
Aber: Ateam hat im Oktober ein neues Spiel herausgebracht, und das scheint im Gegensatz zu dem vorherigen ein kleiner Hit zu sein. Ich habe mal geschaut wie das Spiel aussieht, hier ein Youtubevideo davon:
Es ist zunächst auf Android und etwas später Apple-Geräten erschienen und ist die erste Spielapp die in Kooperation mit einem fremden Franchise entstanden ist – in dem Fall mit dem Musical, Manga und vor allem beliebten Anime “Shoujo Kageki Revue Starlight”. Inhalt der Geschichte (soweit ich verstanden habe): Mädchen kämpfen darum Top-Star bei einer Girlband oder im Musical zu werden. Zielgruppe dürften daher wohl vor allem Teenie-Mädchen sein. Die App ist laut der Vergleichsseite AppAnnie zeitweise an die Spitze der japanischen Download-Charts geschossen und nach drei Wochen bereits in der Top20 der Apps mit dem meisten Umsatz, und hat außerdem gute durchschnittliche Bewertungen. Natürlich muss sich erst noch zeigen ob dies ein Strohfeuer durch den medial gepushten App-Release ist oder ob sich Ateam mit der App längerfristig oben halten kann. Der Start ist aber ausgesprochen gut gelungen, was mich stark hoffen lässt dass die kommunizierten vorsichtigen Ziele für das aktuelle Geschäftsjahr hiermit viel zu konservativ ist. Insbesondere die Prognose im ersten Halbjahr kein Geld zu verdienen – denn auch wenn sich Ateam die Einnahmen mit dem Rechteinhaber teilen muss dürfte der Marketingaufwand geringer sein als für andere Titel, entsprechend rechne ich mit schönen Gewinnen. Zusätzlich könnte diese Erfahrung Ateam eine bessere Position geben für weitere Spiele die auf fremdem geistigem Eigentum aufbauen.
Die aktuellen in den Spielecharts nicht auftauchenden Titel von Ateam generierten zuletzt einen Umsatz von knapp 4 Mrd Yen im Quartal. Meine Hoffnung ist nun, dass das neueste Spiel einen Gewinn von einer Mrd Yen /Quartal zusätzlich bringen kann, falls es sich weiterhin so erfreulich entwickelt.
Da ich Ateam mit einer Marktkapitalisierung von 35 Mrd Yen und sehr starkem Wachstum von über 30% im Nicht-Spielbereich ohnehin selbst bei der Prognose von 2,6 Mrd Yen Gewinn für extrem günstig halte und nun das neueste Spiel nach einem Erfolg aussieht habe ich mich entschieden meine Position bei den derzeit günstigen Kursen mutig auf über 20% des Portfolios zu verdoppeln. Der gestoppte Abwärtstrend bei sehr hohem Volumen und der plötzliche Anstieg (und heute wieder Absturz) des Kurses sind für mich ein Zeichen, dass andere Investoren ähnlich denken und die Aktien nun wieder kaufen.
Argo Graphics
Argo Graphics ist ein günstiges Unternehmen, dass 3D-Kostruktions- und Planungssoftware für technische Anwendungen vertreibt. Bei meinem Kauf im letzten Jahr zu knapp 3000 Yen war die Marktkapitalisierung zu geschätzt zwei Dritteln durch überschüssige liquide Mittel gedeckt (je nachdem wie man diese definiert). Die Zahlen für das erste Quartal waren exzellent mit starkem Umsatz- und Ergebniswachstum, die des zweiten Quartals etwas darunter. Ergebniszahlen hier. Im ersten Halbjahr hat Argo Graphics nun bereits 158 Yen/Aktie verdient, bei normalem Geschäftsverlauf sollte die Prognose von gut 250 Yen/Aktie also auf 310 bis 320 Yen pro Aktie erhöht werden. Dennoch ist die Aktie von einem Hoch über 5000 Yen wieder auf 4300 Yen zurückgefallen.
Bei meinem Überlegungen wie ich die Ergebnisse des zweiten Quartals einschätzen soll habe ich erkannt wie wenig ich die Firma eigentlich verstanden habe – es war nur eine der “viel-zu-billig”-Aktien bei meinem Kauf. Dazu bleibt die Kapitalallokation mit dem weiteren horten des Geldes für mich ein extremer Negativpunkt. Da ich wie bereits erwähnt Ateam aktuell für extrem aussichtsreich halte habe ich daher meine Aktien verkauft um Ateam zu kaufen. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, dass ich überschüssige Mittel investieren muss wäre Argo Graphics aber sicher in der engsten Auswahl.
Minori Solutions
Machen wir gleich in Japan weiter: Minori Solutions bleibt weiter in der Spur. Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich, Gewinnwachstum sogar etwas höher. Nach einem Halbjahresgewinn von fast 60 Yen/Aktie ist die Prognose für das Gesamtjahr nun 120 Yen pro Aktie. Wichtiger noch: Zur “Verbesserung der Kapitaleffizienz” will die Firma eigene Aktien zurückkaufen. Das Volumen des Rückkaufs beträgt zwar nur 180000 Aktien (von 8,8 Mio), also rund 2%. Aber angesichts eines Enterprise Value von rund 6 Mrd Yen und einem Vorsteuergewinn von 1,5 Mrd Yen beträgt die Relation EV/EBIT nur lächerliche 4 für ein wachsendes profitables IT-Service-Geschäft. Jeder Rückkauf schafft also überproportionalen Gewinn für die verbleibenden Aktionäre. Und wenn es einmal einen Rückkauf gegeben hat und er positiv ankommt, warum dann nicht auch einen weiteren, vielleicht größeren starten? Mit über 7 Mrd Yen liquiden Mitteln hat die Firma zumindest nach wie vor das Potential bis zur Hälfte der Aktien einfach zurückzukaufen oder die Dividende (aktuell 2% Dividendenrendite) zu erhöhen.
DistributionNOW
NOW hat heute (1.November) seine Zahlen vorgelegt: der Turnaround kommt wie erwartet voran. Da Ölfirmen bei den nun wieder höheren Preisen mehr investieren steigen die Umsätze bei fast gleichen Betriebskosten für Lager, Verwaltung etc klar zweistellig. Als Händler ist das natürlich perfekt, NOW hat einen Nettogewinn von 20 Mio$ (0,18 $/Aktie) erzielt, nachdem im letzten Jahr noch ein klarer Verlust angefallen war. Die Aktien waren im allgemeinen Ausverkauf auch unter die Räder gekommen, aber wenn sich am fundamentalen Ausblick nichts ändert (wovon ich nicht ausgehe) dürfte das hiermit beendet sein.
Mix Telematics
Ebenso heute hat Mix Telematics Zahlen verkündet, und auch diese waren klar über der Markterwartung. Hier bestätigt sich der bereits seit einigen Quartalen deutliche Trend: Mix Telematics Umsätze ziehen deutlich an (20,8% auf Jahressicht, 18% Wachstum der Wiederkehrenden Einnahmen!) und durch den erheblichen operativen Hebel als im wesentlichen Softwarefirma schlägt sich das voll auf den Gewinn durch. Der (um seltsame Steuereffekte aus Währungsschwankung) bereinigte Quartalsgewinn hat sich zum Vorjahr verdoppelt und beträgt nun 10 südafrikanische Cent je Aktie. Der Ausblick wurde auf rund 37 Cent im Gesamtjahr angehoben. Angesichts von bereits verdienten 19 Cent und einem anhaltend starken Wachstum halte ich auch diese Prognose noch für konservativ.
Besonders starkes Wachstum gab es übrigens in Amerika: Umsatzanstieg 55,6% bei einer von 26% auf 49,6% gestiegenen EBITDA-Marge. Hier profitiert Mix Telematics übrigens wie NOW von der gestiegenen Investitionstätigkeit im Rohstoffsektor. Aber auch alle anderen Regionen haben klar zum Wachstum und der Margenverbesserung beigetragen.
Cartrack
Cartrack hatte ich hier noch gar nicht vorgestellt, will das aber bei Gelegenheit nachholen. Im wesentlichen ist das Geschäft mit Mix Telematics vergleichbar, und auch Cartrack stammt aus Südafrika und bietet Telematiklösungen für das Auto. Der Unterschied ist, dass Cartrack sich mehr auf Endkunden konzentriert und seine Trackinglösungen im wesentlichen als Diebstahlschutz und Sicherheitsfeature verkauft. Bei der leider sehr hohen Kriminalitätsrate in Südafrika auf einem sehr lohnenden Heimatmarkt, zunehmend aber auch in anderen Regionen – der Auslandsanteil des Geschäftes beträgt inzwischen ein Viertel. Ich hatte die Aktien zu 18 Rand gekauft, inzwischen notieren sie bei rund 14 Rand. Was ist passiert? Nun, die Zahl der Abonnenten steigt nach neuesten Zahlen im Jahresvergleich um 28%, der Umsatz um 23% und der Gewinn im Halbjahr um 25% auf 58 Cents je Aktie. Der Grund dürfte also in der Schwellenländerangst nach den Krisen in Argentinien und der Türkei zu finden sein. Bei zu erwartenden 1,30 Rand Gewinn pro Aktie notiert die Aktie bezüglich des kommenden Jahres bei einem KGV von zehn. Und wächst mit 25%. Klingt günstig?JAAA!
Protector Forsikring
Tja, und mit Protector sind wir zum Ende da wo es in meinem Depot gerade weh tut – hier kommt gerade einiges negatives zusammen. Und da ich hier mehrmals in fallende Kurse hinein aufgestockt habe hat das eine enorme Auswirkung auf mein nominelles Depotvermögen.
Was ist passiert? Ich hatte ja nach der Gewinnwarnung und dem Einbruch im Juli bereits darüber geschrieben und nochmal bei 52 Kronen nachgekauft. Zwischenzeitlich hatte sich der Kurs bis auf 60 Kronen erholt, doch im Oktober die nächste Gewinnwarnung: Silberfische haben den gesamten verbleibenden Gewinn des bisherigen Jahres zerfressen. Genauer genommen Gerichtsurteile nach denen Protector für die Wertminderung eines Hauses durch Befall von Silberfischen zahlen muss. Die Anzahl der Fälle stieg wohl in diesem Jahr stark an, war aber nicht als Schaden in die Versicherungspreise einkalkuliert.
Die Reaktion von Protector: die Reserven für entsprechende Fälle wurden erhöht und alle neuen Verträge haben nun einen Klausel um Silberfischbefall von den Leistungen auszuschließen. Gleichzeitig argumentiert die Firma, dass Silberfische harmlos für Menschen und Gebäude seien, nicht schlimmer als andere Tiere in Häusern (wie Mücken) die nicht als wertmindernd eingestuft wurden. Ob das Erfolg haben wird ist aber fraglich. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass in recht kurzer Zeit die Verträge entsprechend angepasst sind, die meisten Kunden das akzeptieren und im nächsten Jahr die Lage wieder besser aussieht.
Langfristig sehe ich Protector weiter in der Spur, abgesehen von ungünstigen Umständen funktioniert das Geschäft nach wie vor. Ohne diese Change-of-Ownership Versicherung wäre die Schaden-Kosten-Quote bei 95% und im nächsten Jahr will Protector die Preise erhöhen. Das Wachstum der Prämien ist nach wie vor hoch (wird wahrscheinlich durch die Preiserhöhungen im nächsten Jahr stark gebremst) und die Anlagestrategie überzeugt mich. Die aktuellen Preise wären eine Einladung noch einmal aufzustocken, wäre Protector nicht schon eine so dominante Position und meine anderen Aktien ebenfalls aussichtsreich.
Neu: JD.COM und Rakuten
Zuletzt habe ich noch zwei weitere Positionen eröffnet – JD.com und Rakuten. Beide sind wachsende E-Commerce-Unternehmen, Rakuten in Japan und JD in China. Bei Rakuten macht sich der Markt wohl Sorgen über den geplanten Aufbau eines Mobilfunknetzes der Milliarden (auch in Dollar) kosten wird. Diese Sorge teile ich auch, sollte aber inzwischen mehr als eingepreist sein. Zudem ist das Vorbild offenbar Reliance Jio, die in Indien seit 2016 Mobilfunk anbieten, mit Kampfpreisen in den Markt gegangen sind und die Konkurrenz dabei mächtig ausgehebelt haben – und inzwischen schon einer der größten Anbieter sind. Ich habe eine Minimalposition gekauft und beobachte wie sich die Sache entwickelt, möglicherweise ergibt sich hier wenn das Mobilfunknetz ein Erfolg wird eine großartige Gelegenheit.
JD hingegen wurde einfach von der Angst vor chinesischen Werten getroffen. Die großen chinesischen Tech-Konzerne notieren in New York, sind für die chinesischen Anleger aber dort nicht handelbar. Daher sind sie vollkommen der Stimmung in den USA ausgesetzt. Die Gegenargumente gegen JD lauten meistens, dass das Unternehmen keine Gewinne macht – so wie bei Amazon schon seit langem. Vergessen wird dabei aber, dass durch das negative Working Capital die Finanzierung dieser Verluste leicht fällt und sogar positiver Cashflow erwirtschaftet wird.
JD hat inzwischen nur noch einen Marktwert von rund 35 Mrd Dollar, aber Finanzbeteiligungen im Wert von geschätzt rund 22 Mrd Dollar in den Büchern – vor allem an JD Logistik, JD Finance und anderen Unternehmen wie Farfetch, Bitauto oder China Unicom. Ich denke der größte Onlinehändler der vielleicht bald größten Volkswirtschaft der Welt mit einem schnell wachsenden Umsatz von über 50 Mrd Dollar sollte wesentlich mehr wert sein als nur 15 Mrd Dollar.
Hallo Tobias,
Ich bin ebenfalls bei JD investiert, das Unternehmen, wenn man es mit Amazon ohne Cloud vergleicht ist es viel günstiger und auch allgemein günstig bewertet. Das sehe Ich ebenso. Dazu ist das Potential in China riesig.
Eine Unsicherheit muss Ich leider noch erwähnen. Ein Teil des Kurssturzes dürfte in den Anschuldigungen gegen den CEO Richard Liu wg. Vergewaltigung in den USA begründet liegen. Mal sehen was da rauskommt, im schlimmsten Fall bewahrheitet sich das, was mit einem Rücktritt einhergehen dürfte. Er wurde nach 1 Nacht im Gefängnis wieder herausgelassen, sitzt nicht in U-Haft. Das kann man deuten als gar so extrem scheinen die Vorwürfe nicht zu sein, sonst hätten die USA in drinnen behalten.
Nichtsdesto trotz muss Ich als Investor sagen, dass mir der Vorwurf lieber ist als wenn es Bilanzbetrugsvorwürfe gäbe. Als Mensch sehe Ich das wiederum genau anders herum.
Gruß
Valueer
Gruß
Valueer
Danke für die Ergänzung – ja da stimme ich dir voll zu. Ich habe das Thema mit den Vergewaltigungsvorwürfen aber nicht angesprochen, da ich eigentlich nicht glaube dass es für den Kurs so entscheidend wichtig ist. Genauso wie Apple nach dem Tod von Steve Jobs weitergelaufen ist würde auch JD sicherlich weiterlaufen. Auch den Absturz würde ich nicht darauf schieben, sondern vielmehr auf Konjunkturängste um China, eine schwache Währung und den weiter eskalierenden Handelskrieg. Andere chinesische Tech-Unternehmen sind genauso billiger geworden.
Der relevanteste Grund ist die Sorge vor einer chinesischen Konjunkturkrise. Ich glaube aber, dass starke Unternehmen wie JD dann gerade Marktanteile gewinnen werden, also nur temporär leiden würden.
Nach dem der Vorwurf bekannt wurde stürzte der Kurs um 10% ab. Daher würde Ich das doch als wichtig ansehen, jedoch nicht als überlebenswichtig für JD.
Als so völlig eindeutig schätze Ich den Fall nicht ein, wie geschrieben: Er wurde nach einer Nacht aus der Haft entlassen.
Den allgemeinen Rückgang der Kurse in China hat aber, wie du sagst den größten Einfluss auf die aktuelle Bewertung.
Gruß
Valueer