Hauptversammlung Hornbach

Heute hatte Hornbach (genauer gesagt Hornbach Holding, der Tochterkonzern Hornbach Baumarkt war bereits gestern dran) seine virtuelle Hauptversammlung 2020. Ich habe zu Hornbach bisher nicht allzu viel geschrieben, verfolge das Unternehmen aber schon länger.

Eine Hornbach-Filiale
Hornbach-Filiale in RumänienQuelle , unter LlizenzCC-BY-SA 4.0

Kurzvorstellung:

Dass Hornbach eine der größten deutschen Baumarktketten dürfte einigermaßen bekannt sein, genaugenommen die drittgrößte nach OBI und Bauhaus. Hornbach ist mehrheitlich nach wie vor ein Familienunternehmen und setzt als Verkaufskonzept auf sehr große Märkte an guten Standorten, die dann mit besonders niedrigen Preisen viele Kunden anziehen. Hornbach hat dadurch die höchsten Umsätze pro m² Verkaufsfläche (Flächenproduktivität) in Deutschland und erzielt für ein Handelsunternehmen eigentlich gute Margen.

Hornbach hatte einige Jahre mit sinkenden Margen hinter sich, dann allerdings entwickelte sich die Situation im letzten Geschäftsjahr außerordentlich gut. Die Bewertung ist recht günstig: Hornbach hat im GJ 2018/2019 (welches im Februar 2019 endete) einen Gewinn von 6,56€ je Aktie erzielt und einen Buchwert je Aktie von 84€. Das langfristige Wachstum beträgt in etwa 5% im Jahr und wird im wesentlichen durch Expansion ins europäische Ausland und die Eröffnung neuer Märkte getrieben. Auch im Onlinehandel ist Hornbach stark, hier sieht sich das Unternehmen stabil bei einem Marktanteil von etwa einem Drittel, was fast dreimal so viel wie der Marktanteil im stationären Geschäft ist. Der Aktienkursbrach während der Corona-Lockdowns von 65€ im Dezember 2019 auf unter 35€ diesen März ein. Als sich zeigte, dass Baumärkte sogar zu den Gewinnern der Lockdowns gehören habe ich daher einige Aktien von Hornbach gekauft. Inzwischen ist der Kurs sogar auf 75€ gestiegen und dürfte noch durchaus Potential haben.

Im ersten Quartal (März – Mai) konnte der Umsatz um 17,8% auf fast 1,6 Mrd € gesteigert werden, der Gewinn sogar über 90% auf123 Mio € (bzw  6,06 € je Aktie). Hornbach ist wegen der hohen Unsicherheit im Ausblick bei der bisherigen Prognose geblieben, die einen Gewinn in Vorjahreshöhe anstrebt. Allerdings glaube ich persönlich, dass z.B. die Mehrwertsteuersenkung und der Verzicht vieler Familien auf Auslandsurlaub auch weiterhin für positive Bedingungen sorgen sollten und das Ergebnis im besten Fall sogar zweistellig werden könnte. Natürlich könnte die erhöhte Nachfrage im Frühjahr auch einfach ein Vorzieheffekt gewesen sein…

Wie dem auch sei, Ende letzten Jahres hat Hornbach bereits gezeigt, dass sie wieder auf dem richtigen Weg sind und auch die Gewinne steigern können. Für Amazon dürfte der Baustoffhandel nicht das bevorzugte Gebiet sein, da die Logistik durch die großen und schweren Teile deutlich anders als bei dem üblichen Kleinkram ist. Insofern bin ich auch für die Zukunft optimistisch. Nicht zuletzt passt Hornbach von der Bewertung her in mein “Lieblingsschema” – moderates Wachstum, notiert unter Buchwert (dazu kommen theoretisch sogar stille Reserven im Immobilienbestand) , familiengeführt und mit einem KGV von ca 10 ziemlich günstig bewertet…

Hauptversammlungsbericht

Die Hauptversammlung an sich war vergleichsweise knackig und aufgrund der guten Fragen auch recht interessant. Ich habe versucht nebenbei mitzuschreiben, allerdings mit Sicherheit nicht alles mitbekommen. Daher gibt es keine Gewähr auf die Richtigkeit der Angaben! Ebenso habe ich die Stichpunkte nicht in Textform gegossen, sondern höchstens sprachlich etwas verbessert…

Bericht (Albrecht Hornbach)

  • Übersicht Konzernstruktur

  • Kurs stimmt, Profitables Wachstum

  • Polster für mögliche Krisen geschaffen

  • 3 Eröffnungen (Schweden, Slowakei, Niederlande)

  • Baustoffhandel (HBU) hat 4 Standorte übernommen

  • Bemerkenswert war insbes. das Wachstum in Deutschland, flächenbereinigt das stärkste seit 26 Jahren

  • Onlinehandel mit zweistelligem Wachstum

  • Produktivster Baumarkt der Top10 , höheres Wachstum als Konkurrenz, insges. Nr 3

  • Frühjahr 18/19 zu viel investiert , Umsatz angeschoben, aber insbesondere auch viel gelernt.

  • Probleme im vorletzten Geschäftsjahr nicht wegen Nachfrage, sondern hausgemacht

  • Fokus jetzt auf Effizienz und Kosten – konnte Filialkostenquote und Verwaltungskostenquote senken

  • EBIT stark gewachsen (77%), ebenso Überschuss, Ergebnis je Aktie bei 6,56€

  • 56% der Investitionen in Immobilien

  • Investitionen aus Cashflow finanziert

  • Dividende 1,50, normalerweise (ohne Corona) hätten sie über Erhöhung der Dividende nachgedacht! Wegen der aktuellen Unsicherheit sind sie aber vorsichtig.

  • Corona: zeitweise Verkaufsbeschränkungen, am längsten in Slowakei und Schweiz

  • März Umsatz auf Vorjahr

  • April und Mai deutlich stärker als Vorjahr

  • Q1 Deutschland +24,4% Umsatz und Europa +10,3%

  • Onlinegestützte Konzepte (wie Reservieren und Übergabe auf Parkplatz) und starker Onlinehandel haben geholfen

  • Warnung vor Risiken bzgl Corona, keine Anhebung der Prognose daher

  • wollen im zweiten Halbjahr einen Markt in Rumänien neu öffnen

Fragen

Es gab insgesamt 32 Fragen von 4 Aktionären / Aktionärsvertretern. Ich habe versucht die Frage als Hauptstichpunkt und die Antworten als Unterstichpunkte darzustellen:

SdK:

  • Die Handelsspanne hat sich leicht verringert – Preisdruck?

    • Ergibt sich durch mehrere Effekte, steigende Einkaufspreise und mehr Onlinehandel, entlastend Preiserhöhungen und (?) , letztes Jahr durch Jubiläumsaktionen positiv beeinflusst

  • Filialkosten haben sich 150 Basispunkte verringert

    • Gute Umsatzentwicklung, weniger Aufwand für Umbauten und Präsentation, weniger Investitionen

    • Ziel für die Filialkosten ist eine keinesfall überproportionale Konstenentwicklung

  • Onlinegeschäft

    • Anteil Online lag bei durchschnittlich 10% , D CH NL über Schnitt, in anderen Ländern darunter

    • 850 Mio beträgt Markt gesamt, Hornbach hat Anteil von einem Drittel

    • sehen sich gut positioniert,

    • Wettbewerber sind die anderen stationären Märkte (keine Erwähnung von Amazon)

    • Gewinnmarge ist ringer als stationäre Filialen, aber deutlich positiv, niedrigere durchschnittliche Marge und zu wenig Einnahmen für Versandkosten. Der Unterschied in der Marge kommt ausschließlich aus Produktmix, die Preise sind genau gleich!

  • Zu Corona

    • Trend zu Cocooning, denken dass kurzfristig Trend anhält das zu Hause zu verschönern

    • Onlinehandel bleibt trotz geöffneter Märkte stärker als er vor den Lockdowns war, könnte längerfristig auf neues Niveau gehoben worden sein

  • Zu Baustoffunion – Rechtfertigt ein so kleines Geschäftsfeld Investitionen und gebundene Managementkapazität?

    • Baustoffunion hat eigenes Management, hat aber nur geringe Synergien

    • WACC betrug 5,9%, Kapitalkosten nicht vollständig verdient

    • nachhaltig positive Ergebnisse für Konzern, Verkauf kommt nicht in Betracht

  • Immobilien

    • keine Klauseln für Anpassungen der Miete bei rückläufigen Umsätzen

  • Verschiebt der Trend zu Online den Flächenbedarf von Märkten zu Logistik?
    • Online führt zu hoher Nachfrage für Logistik, aber brauchen trotzdem hohe Fläche für stationäres Geschäft, Kunden wollen Ware sehen und Beratung, aber Märkte unterstützen auch Online-Logistik

  • Immobilien – sind hier Verkäufe geplant?
    • keine Immobilienverkäufe geplant, mindestens 50% Eigentumsquote angestrebt

    • Sale and lease back erscheint betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, andere Finanzierungsinstrumente sind günstiger und es würde nur die Bilanz strecken

    • eigene Standorte habe höhere Flexibilität

  • Rating, Refinanzierung (Moodys hatte das Rating verschlechtert)

    • Moodys hat inzwischen Outlook auf stabil verbessert

    • erhebliche Risiken mit Corona, aber wenn negative Einschläge ausbleiben dann werden Agenturen auch Rating verbessern

    • Besseres Rating hätte sicher  Auswirkung auf Konditionen, aber kein aktueller Finanzierungsbedarf

    • würden bei Refinanzierung der 3,5% Anleihe mit gleichen Konditionen rechnen wegen höherer Risikoscheu der Kreditgeber

  • Warum werden Märkte manchmal gemietet statt Eigentum, sollen angemietete Märkte selbst gekauft werden?

    • manchmal ist nur Anmietung möglich, Standortqualität ist wichtig, nicht die Bilanzauswirkung

    • keine Käufe von angemieteten Märkten aktuell geplant

    • Ersetzung nicht zeitgemäßer (kleinerer) Märkte erfolgt unabhängig von Eigentumsverhältnissen

  • Frage zu Medienberichten über neue Standorte (Frage listet eine Reihe von Städten auf)

    • keine Aussage dazu

  • HBU margenschwach und trotzdem am expandieren, warum?

    • Margen im gewerblichen Bereich generell geringer

    • Ergebnisse letztes Jahr durch Impairmenttests negativ beeinflusst

    • sehr gut aufgestellt

    • werden auch in Zukunft geeignete Expansionsschritte tun

  • Expansionsschwerpunkt (Deutschland oder Europa)

    • Durch Baukonjunktur Chancen im gesamten Gebiet

    • Geschäft in D nicht ausgereizt, aber Wettbewerb am intensivsten, schwieriger geeignete Standorte zu finden

    • suchen im In- und Ausland nach guten Standorten

  • Zeitraum für neue Märkte

    • Planungszeiträume standortabhängig, kann mehrere Jahre dauern bis zur Genehmigung, man sichert sich frühzeitig Immobilien

  • Instandhaltung und Renovierung Immobilien als Trend der nächsten Jahre

    • HBU profitiert besonders

    • keine Umsatzprognose über die Veröffentlichte voraus

  • Deutschland ist sehr viel Renditeschwächer als übriges Europa – Warum?

    • hat sich von 19 auf 60 Mio verbessert in Deutschland

    • Wettbewerb in Deutschland ist stärker, Deutschland führend in Europa bei Baumarktdichte, tendenziell niedrigere Flächenumsätze

    • Deutschland hat negatives Segment Zentralbereiche

  • Moodys Rating gesenkt

    • erfolgte auf Basis des GB 18/19 und IFRS 16 , dies führte zu Kennzahlenverschlechterung, außerdem negative Sicht auf Handel

    • hatten Gespräche, konnten Abstufung aber nicht verhindern

    • sehr gute aktuelle Ergebnisse, relevante Kennzahlen besser, Ausblick auf stabil verbessert, sind daher optimistisch

  • Warum gibt es Hornbach nicht in Ungarn?

    • Konzentration auf die ausreichenden Marktchancen in den aktuellen Ländern, Ungarn ist langfristig aber nicht ausgeschlossen

  • Frauenworkshops

    • workshops seit 2005 mit Lieferanten

    • woman at work seit 2013

  • Sicherheit für Besucherinnen bei den Workshops

    • keine Probleme was sichere An- und Abreise angeht bekannt

  • warum Hornbach Beteilungen errichtet mit 8 Mio Kapital?

    • Strukturierung neuer Geschäftsmodelle

    • nur Stammkapital 25000€, Rest ist sacheinbringung

    • keine gesonderte Vergütung für die Vorstände, kein operatives Personal

  • warum nicht in Mecklenburg Vorpommern?

    • Hat sich bislang dort kein geeigneter Standort ergeben

  • Bauhaus hat Knauber Freizeitmärkte gekauft – hat Hornbach mitgeboten?

    • hat nicht mitgeboten, denn nur 2 von 6 Märkten haben die für Hornbach geeignete Größe und Lage

  • Screwfix hat sich zurückgezogen, gab es Überlegungen die zu kaufen?

    • Kleinstflächenkonzept, nicht interessiert

  • Steuerbelastungen in den einzelnen Ländern (hier habe ich leider nicht geschafft alles so schnell mitzuschreiben)

    • NL: 11Mio, 25%

    • CZ 8 Mio, 13 %

    • CH 5,2

    • Österr.

    • Rum , 3,2 MIo / 16%

    • Schweden

    • Slowakei 1,3 Mio / 21%

    • LU 27,2%

    • FR 0,03 Mio / 28%

    • Hongkong 8,5%

  • “selektives Wachstum Premiumstandorte”

    • Schauen auf Nachfragepotential, Mikrostandortqualität (Erreichbarkeit, Sichtbarkeit, Umsetzbarkeit der Marktkonzepte)

    • Ballungsräume

    • 18 Expansionsobjekte

    • über 20 Optimierungsprojekte im Vorlauf und Umsetzung

  • dm – Kooperation zu Körperpflege (Hornbach Seinz)

    • sehr zufrieden, über Tempo des Abverkaufs sogar überrascht

    • gemeinsames Projekt, dm Eigenmarke sollte im Vordergrund stehen, dm bringt Produkte in Umlauf

  • Woman at Work Workshops – Kosmetik für Frauen?

    • Aufnahme von Pflegeprodukten für Frauen nicht geplant

  • homeoffice?

    • Nur für geringen Teil der Mitarbeiter möglich

    • mobiles arbeiten in Konzernzentrale schon vor Covid-19 angeboten

    • Anteil hatte Peak im März und ist seitdem leicht zurückgegangen

  • Kurzarbeit?

    • In D nicht in Anspruch genommen, Resturlaub und Überstunden abgebaut

    • in Österreich, Tschechien Schweiz u Luxemburg z.T. Gebrauch gemacht

  • Aufwand HV 19 / 20

    • 2019: 85k € , dieses Jahr allenfalls geringe Ersparnis, höhere Kosten bei Durchführung 150 Aktionäre bei 330 Anmeldungen

    • 2020: 177 Anmeldungen, zu Beginn 35 Aktionäre eingewählt

  • Wie wird Dividende ermittelt und festgelegt

    • seit Börsengang Dividende und immer mindestens auf Vorjahresniveau

    • rund 30% vorgesehen

    • 2020 trägt Vorsicht bzgl Corona Rechnung

Präsenz 68,16%, 0,6% Briefwahlstimmen

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