Archiv der Kategorie: Anlagephilosophie

Grundlegende Gedanken zu Auswahl möglichst sicher gewinnbringender Geldanlage, insbesondere in Bezug auf Aktien und Börsenpsychologie

Rückblick 2020

Zunächst eine oft gehörte Phrase die sich keine Jahresrückblick sparen kann:

2020 war wirklich ein außergewöhnliches und unerwartet verlaufenes Jahr.

Wenn man mir nur einen Nachrichtenüberblick geben würde und keine Börsendaten, hätte ich erwartet dass die Wertentwicklung von Aktien in diesem Jahr unterirdisch gewesen sein muss. Corona-Krise (mit kompletten Lockdowns), Wahlunsicherheit in den USA, Strukturwandel in vielen traditionellen Branchen (automobile Antriebstechnik, Digitalisierung, Einzelhandel), Angriffe auf die Monopole der Tech-Riesen, bis kurz vor Schluss ungeklärter Brexit…  

Aber interessanterweise strömen neue Anleger in Scharen an die Börsen, selbst der Old-Economy-DAX steht höher als am Jahresanfang, bei Tech-Growth-Unternehmen bildet sich eine Blase und Börsengänge poppen so sehr dass Leute auf einmal die seltsame Konstruktion der SPACs (hier eine gute Erklärung) bejubeln… Und ich selbst stehe am Ende mit einem deutlichen Gewinn da (Preis-und-Wert Wikifolio +31%, privat ähnlich), den ich so mit Sicherheit nicht erwartet hatte.

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Der Corona-Crash : psychologische Selbstbeobachtung

Es ist interessant zu sehen, wie sich die Stimmung an den Börsen oftmals recht langsam verschiebt. Ich habe vor kurzem die Aussage gelesen “Preise von Aktien hängen nicht so sehr an DCF-Modellen und fundamentalen Bewertungen, sondern oft genug an den Preisen der letzten Tage“.

Dies ist sicher ein bedeutender Teil der Erklärung, und er erklärt auch warum ich typischerweise viel zu früh den Drang habe nachzukaufen und am Tief den Drang zu verkaufen. Dazu kommt aber, dass man als Mensch seine Einschätzung nur langsam und graduell anpasst. Erst nachdem der Nachkauf 30% unter Wasser ist denkt man nach, ob er überhaupt so klug war…

Im Absturz Ende 2018/Anfang 2019 habe ich das sehr gut beobachtet und bemerkt, dass meine Gefühle da durchaus als Kontraindikator taugen können. Wie haben die sich diesmal entwickelt?

Startphase (Covid in Wuhan, Dax auf 12.000)
  • Ach das wird nicht so schlimm
  • SARS war auch schnell wieder im Griff
  • die Notenbanken werden ein bisschen mehr Geld drucken
  • die übertriebenen Kursgewinne angesichts der noch nicht ausgestandenen Industrierezession sind halt weg
  • Aktien sind ja günstiger geworden, vielleicht sollte man nachkaufen?

Tatsächlich hat mich der Absturz im Dax auf 12000 überhaupt nicht gejuckt, mein einziger chinesischer Wert JD.com hat sich gut gehalten und als Krisengewinner herausgestellt und ich war komplett gelassen. Impuls: Buy the dip. Der Corona-Crash : psychologische Selbstbeobachtung weiterlesen

Warum sind einige Länder reich und andere arm?

Wie ihr wisst investiere ich ja durchaus auch gern in fremden Ländern (sofern die Bewertung interessant ist). Bei der Frage ob ein Schwellenland prinzipiell ein interessantes Investmentziel sein kann gibt es dabei oft zwei Meinungen zu hören:

  1. Ja – durch die geringeren Lohnkosten können Unternehmen ja günstiger produzieren und im Ausland verkaufen, außerdem haben Schwellenländer ja ein großes Aufholpotential.
  2. Nein – die jüngere Geschichte zeigt dass ein Investor eben nicht mit Schwellenländeraktien, sondern mit US-Aktien reich werden konnte. Das wird dann auf die Sicherheitslage, den entwickelten Kapitalmarkt oder die prinzipielle Überlegenheit der USA geschoben. Auch in Deutschland investieren manche Anleger trotz der hohen Bewertungen bevorzugt in den USA.

Interessanterweise gibt es wenige klare Erkenntnisse zu der Frage warum denn nun der Lebensstandard in Schweden, Japan oder Neuseeland sehr hoch ist, aber in weiten Teilen Afrikas und Südamerikas sehr schlecht. Mitunter wird ein mangelhaftes Bildungssystem als Schuldiger ausgemacht, einige behaupten sogar es sei noch heute so dass der Westen mit allen Mitteln die Ärmsten Länder ausbeute. Dagegen sprechen allerdings die Beobachtungen aus der realen Wirtschaft: Die Menschen in der DDR, Russland und anderen Ostblockstaaten haben in der Regel eine sehr gute Bildung genossen. Osteuropäische IT-Kräfte sitzen massenhaft in den Startups in Berlin, London oder dem Silicon Valley – dennoch erkennt man klare Wohlstandsgefälle. Warum sind einige Länder reich und andere arm? weiterlesen

Optionen – Funktionsweise und wann ich als langfristiger Anleger Optionen schreibe

Optionen haben ja (nicht ganz zu unrecht) den Ruf eher etwas für Spekulanten zu sein als für langfristig orientierte Anleger. Viele, auch ich eingeschlossen, lassen denn auch sofort die Finger von Optionen und ähnlichen Wertpapieren. Allerdings haben zumindest die normalen Optionen auch für einen langfristigen Anleger unter Umständen eine Berechtigung. In der Tat habe ich zum ersten Mal im letzten Monat eine Option geschrieben.

Was sind Optionen und wie funktionieren sie?

Um Optionen zu verstehen, starten wir am besten mit sogenannten Put-Optionen. Viele nutzen Optionen zwar eher zum spekulieren auf Kursveränderungen, aber man kann eine Option auch als Versicherung sehen. Denn Optionen sind Verträge zwischen zwei Investoren, bei denen einer das Kursänderungsrisiko des anderen übernimmt. Optionen – Funktionsweise und wann ich als langfristiger Anleger Optionen schreibe weiterlesen

Wie man an Aktien mit zweistelliger Dividendenrendite kommt…

Zweistellige Dividendenrenditen bei einer Inflation von unter 2% würde wohl jeder gerne nehmen, aber die wenigsten sehen wie sie dort hin kommen. Aber es ist definitiv möglich, sogar ohne dafür Jahrzehnte warten zu müssen!

Daher heute mal ein ganz kurzer Post aus Freude über die neueste Entwicklung in meinem Depot: Ich habe zum ersten Mal eine Aktie, die mir (bezogen auf meinen Kaufpreis) eine zweistellige Dividendenrendite bringen wird!

Dabei ist das kein dubioses Pump&Dump, keine heiße Technologiefirma und kein Super-Geheimtipp den nur die krassesten Insider kennen. Es sind die Aktien einer in Deutschland überaus bekannten Firma: Sixt. Ich habe die Aktien – die Vorzugsaktien genaugenommen – Ende 2014 für 24,50 € pro Stück gekauft. Ich sah damals schon einen erheblichen Wert im JointVenture DriveNow und Wie man an Aktien mit zweistelliger Dividendenrendite kommt… weiterlesen

Warum ein hohes Renditeziel wichtig ist

Nachdem ich im letzten Beitrag ja beklagt hatte, dass ich im deutschen Nebenwertemarkt kaum noch überzeugende Aktien finde (zumindest was den Preis angeht) habe ich mir weitere Gedanken über meinen Anlagestil gemacht. Daher  möchte ich heute auf ein Thema eingehen, dass man wegen seiner Auswirkungen auf die Anlagedisziplin kaum unterschätzen kann: das Renditeziel.

Ich habe mir schon vor einiger Zeit bezüglich der Aktienauswahl ein anspruchsvolles Ziel gesetzt: Ich habe mir vorgenommen nur noch nach Aktien zu suchen, bei denen ich eine Rendite von mindestens 10% pro Jahr erwarten kann. Und zwar nicht im optimistischen Fall. Nein, ich will unter vorsichtigen Annahmen fast sicher sein, dass ich mindestens diese 10% schaffen kann.

Ein Ziel von 10% – unrealistisch?

Verschiedene Statistiken zeigen auf, dass Aktien im Schnitt über viele Jahrzehnte um die 7% jährlichen Gewinn erzielt haben (inklusive Dividenden). Weiter zeigen verschiedene Studien, dass selbst professionelle Fondsmanager den breiten Index in der Masse nicht schlagen sondern erheblich schlechter abschneiden! Warum ein hohes Renditeziel wichtig ist weiterlesen

Zum Jahreswechsel 2018 – wo gibts noch Value?

Zum Jahreswechsel überdenkt man ja in der Regel all die Geschehnisse des vergangenen Jahres, die Erfolge und Misserfolge und setzt sich gegebenenfalls neue Ziele. Wenn ich so auf mein Aktienjahr 2017 blicke könnte man es unter das Motto stellen: Wo findet man bitte noch Value? Wo kann man noch tatsächlich unter ihrem eigentlichen, inneren Wert notierende Aktien finden?

Mein bevorzugtes Jagdrevier ist ja eigentlich der deutschsprachige Nebenwertebereich. Zum Jahreswechsel 2018 – wo gibts noch Value? weiterlesen

Wenn mein Aktiendepot ein Unternehmen wäre

Man bekommt unter Valueinvestoren ja so oft zu hören dass man nicht in Wertpapiere sondern in Unternehmen investiert, dass eine Wiederholung dessen nun keinen Artikel rechtfertigt. Aber in der Praxis ist es mitunter doch schwerer als man zugeben will, wirklich langfristig und Unternehmerisch zu denken.

Deshalb ist die Idee des Artikels eine andere: Ich will mein Depot (am Beispiel meines wundervollen und durch gute, vielleicht auch einfach glückliche Aktienwahl sehr gut gewachsenen Wikifolio-Musterdepots) betrachten, als ob es ein Unternehmen ist. Ein Unternehmen, das ich anhand seiner Kennzahlen – Gewinn, Eigenkapital, Cashflow oder was immer eure Lieblingskennzahl ist – einschätzen kann. Ist es teuer? Billig? Langfristig gut aufgestellt? Würde ich darin eigentlich auch insgesamt investieren wollen? Wenn mein Aktiendepot ein Unternehmen wäre weiterlesen

Brexit – was heißt das für die Realwirtschaft?

Dass die Briten Ende letzter Woche in einem unverbindlichen Referendum für den Austritt aus der EU gestimmt haben ist aus politischer Sicht und mit Blick auf den europäischen Einigungsgedanken äußerst bedauerlich. Was das ganze für die Wirtschaft bedeutet ist erst einmal auch nicht klar, wenn die Börse aber wenigstens halbwegs als Indikator taugt dann nichts Gutes.

Ich verstehe mich als langfristiger Investor und habe die letzten Monate kaum etwas an meinem Aktienportfolio geändert – einerseits bin ich aus privaten Gründen nicht gründlich zum analysieren gekommen, andererseits sind die wirklich guten Gelegenheiten bei den allgemein recht hohen Aktienbewertungen nur schwer hier zu finden.

Umso mehr stellt sich die Frage: Was bedeutet der Brexit für die reale Wirtschaft? Wo ist es gerechtfertigt, dass die Kurse einbrechen, und wo kann man getrost die Chance zum Nachkaufen nutzen? Brexit – was heißt das für die Realwirtschaft? weiterlesen

Auswahlkriterien – Warum man beim Investieren oft genug “Nein” sagen sollte

Als Investor – egal wie viel Zeit man investiert – bekommt man immer wieder neue Investmentideen. Immer wieder kommt es einem vor, als ob da gerade die nächste ganz große Gelegenheit direkt vor uns liegt und wir nur zugreifen müssen. Ölpreise fallen? Jetzt muss man doch mit Öl gute Gewinne machen können! Die EU führt Stahlzölle ein um die Schwerindustrie zu schützen? Warum nicht in Stahlaktien investeren! Die Währungen von Rohstoffexporteuren stehen unter Druck? Google hat mal wieder irgendeine tolle Idee? Deutschland braucht mehr Wohnungen? Oder da gibt es diesen kleinen Nebenwert für … zum KGV von 9?

Die Gelegenheiten Ideen zu entwickeln sind riesig, und wenn man einfach einen Aktienscreen macht findet man schnell (auf den ersten Blick) günstige Unternehmen.

Ein typische Fehler, den ich früher manchmal gemacht habe war folgendes Vorgehen: Auswahlkriterien – Warum man beim Investieren oft genug “Nein” sagen sollte weiterlesen