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KSB – günstig nach Neuausrichtung

KSB ist ein ziemlich spannender Fall aus meiner Sicht. Die Aktie galt schon als “Value” als ich mit dem investieren angefangen habe, hat seitdem aber nur Verluste gebracht. Genaugenommen war es die letzten 10 Jahre also eher eine Value-Falle. Dafür gibt es natürlich viele Gründe die schon damals für die Aktie gesprochen haben – und andere die die miese Entwicklung erklären. Was spricht also für und gegen KSB?

Argumente

Pro:

  • Hidden Champion: klassischer deutscher Hidden Champion, teils Weltmarktführer für bestimmte Spezialpumpen mit höchsten ingeneurtechnischen Anforderungen
  • gute Bilanz: Sieht man von den Pensionsverpflichtungen (später mehr) ab, hat KSB ein dickes Finanzpolster mit einer hohen Nettoliquidität
  • langfristige Stabilität durch Familien als Ankerinvestor (gleichzeitig contra, denn die Corporate Governance ist nicht optimal)
  • nach Managementwechsel klare Fortschritte bei der Profitabilität

Contra:

  • Schlechte Entwicklung: in den letzten zehn Jahren wurde der Umsatz zwar etwa mit dem Wirtschaftswachstum gesteigert, aber die Gewinne sind deutlich zurückgegangen
  • Eigentümerstruktur: Unternehmenserben haben Mehrheit der Stammaktien, dazu ist es eine Kommanditgesellschaft – Minderheitsaktionäre haben wenig Einfluss
  • Kapitalrenditen zuletzt zu niedrig
  • bestimmte Teilbereiche in denen KSB stark vertreten ist sind langfristig unter Druck, insbesondere thermische Kraftwerke (Solar und Wind brauchen keine Pumpen, Kohle und Atom scheinen Auslaufmodelle zu sein), Kohleminen, eventuell Öl / Petrochemie

Unternehmen

Was macht KSB? Die 1871 (also vor dem Kaiserreich!) gegründete KSB ist ein Hersteller von Spezialpumpen und anderen Komponenten (Armaturen, Ventile) für Flüssigkeitstransport. Der Name leitet sich von den drei Gründern ab:

Quelle: Präsentation
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Livechat Software

Heute schreibe ich mal wieder – und zwar über Livechat Software, eine höchst interessante Firma aus Polen. Allerdings ist der Post etwas untypisch – ich hatte zwar eine kleine Position und bin der Meinung dass es ein qualitativ sehr gutes Unternehmen ist, aber ich habe diese Position Anfang dieses Jahres auch schon wieder verkauft.

Aber was ist so interessant hier?

  • Unglaubliche Profitabilität: mehr als die Hälfte des Umsatzes bleiben als NETTO-Gewinn hängen.
  • historisch sehr gutes Wachstum:
Wachstum (Quelle: https://investor.livechatinc.com/uploads/2021_h1_lvc_presentation.pdf)
  • dazu 3% Dividendenrendite, was man sonst eher bei durchschnittlich guten, kaum wachsenden Unternehmen findet

Ok, das sieht also prinzipiell spannnend aus. So spannend dass ich mit der folgenden Überlegung direkt eine kleine (1%) Position gekauft habe. Die Dividendenrendite von 3% sollte das Unternehmen langfristig ohne Probleme halten können und vermutlich steigern. Wenn das Wachstum der Vergangenheit nur annähernd wieder erreicht wird, dann wird diese in wenigen Jahren bereits auf über 5% steigen. Wenn Livechat es schaffen könnte, einige der neuen Produkte auf eine ähnliche Größe zu bringen wie das Kernprodukt Live Chat, dann wäre das ein erstklassiges Unternehmen mit herausragender Qualität und niedriger Bewertung, dass sich im Kurs noch vervielfachen kann, da sich in dem Fall auch die Gewinne vervielfachen könnten.

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Helma – günstiger Häuslebauer

Wenn ich beschreiben sollte mit welcher Kategorie von Aktien ich bisher die besten Erfahrungen gemacht habe wäre es folgende: wenig beachteter deutscher Nebenwert, sehr günstige Multiples (KGV<15, niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis) und trotzdem gute Aussichten und eine Historie von solidem Wachstum (mind 5-10%). Darunter fielen bisher meine Investments in z.B. IVU, Funkwerk, Steico, ABO Wind, Hornbach oder Tick TS. Der Vorteil ist klar: wenn zumindest der Gewinn gehalten wird, ist durch die niedrigen Multiples der Verlust begrenzt. Wenn der Wachstumstrend sich aber beschleunigt und die Gewinne steigen, dann haben die Werte mitunter Potential in komplett andere Größenordnungen hineinzuwachsen und sich zu vervielfältigen.

Helma Eigenheimbau ist ein Bauträger und Projektentwickler für Wohngebäude und passt sehr gut in diese Kategorie. In Kürze die wesentlichen Punkte:

  • KGV 2019 ~ 11
  • KBV nominell 1,6 – allerdings eher 1 wenn man den Wertanstieg der Grundstücke berücksichtigt
  • konsistent zweistellige Eigenkapitalrendite
  • bis 2016 starkes Wachstum, seitdem eher Stagnation – allerdings weiter Wachstum bei Eigenkapital, Vorräten und Marge

Das Unternehmen

Helma besteht seit 1980 und wurde bis vor einiger Zeit von Mitgründer Karl-Heinz Maerzke geführt, der immer noch im  Aufsichtsrat sitzt. Das Angebot umfasst verschiedene Dienstleistungen um den Wohnungsbau. Wer ein Haus bauen möchte kann dies von Helma auf einem eigenen Grundstück planen und bauen lassen oder aber auch direkt ein Haus “Schlüsselfertig” in Auftrag geben und mitsamt Grundstück kaufen. Helma – günstiger Häuslebauer weiterlesen

Lang & Schwarz – Profiteur des Kleinanlegerbooms

Ich habe wie bereits in meinem letzten Post erwähnt Aktien von Lang&Schwarz gekauft – und zwar direkt nach den Halbjahreszahlen zu gut 32€. Nach starkem Anstieg habe ich im Dezember ein Stop-Loss gesetzt was (sehr knapp) ausgelöst wurde, nach der letzten Meldung aber dann zumindest die halbe Position zurückgekauft. Hier meine Gedanken:

Geschäft

Was macht LuS? Den meisten deutschen Anlegern dürfte das Unternehmen sehr gut bekannt sein, denn es ist ein wichtiger Spieler am deutschen Kapitalmarkt. Die Geschäftstätigkeiten umfassen dabei:

  • Ausgabe strukturierter Produkte: Hier werden Zertifikate und ähnliche Wertpapiere verkauft, insbesondere  ist LuS z.B. für die Emittierung der Wikifolio-Zertifikate zuständig. Insofern habe ich durch mein Wikifolio schon länger mit dem Unternehmen Berührungspunkte. Aus dem GB 2019 wissen wir, dass z.B. Turbozertifikate besonders profitabel sind (Umsatz Issuing 30% Rückgang + Umsatz Tradecenter 30% Anstieg = Rückgang des Handelsergebnisses um 15%).
  • Broker: hier betreibt LuS klassisches Market Making und Brokerage
  • TradeCenter: eine Plattform für außerbörslichen Handel von Wertpapieren
  • LS Exchange: Das Handelssystem der Hamburger Börse. Hierüber laufen zum Beispiel sämtliche Trades der enorm schnell wachsenden und inzwischen wohl zu den wertvollsten Fintechs Deutschlands gehörenden TradeRebuplic.

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Rückblick 2020

Zunächst eine oft gehörte Phrase die sich keine Jahresrückblick sparen kann:

2020 war wirklich ein außergewöhnliches und unerwartet verlaufenes Jahr.

Wenn man mir nur einen Nachrichtenüberblick geben würde und keine Börsendaten, hätte ich erwartet dass die Wertentwicklung von Aktien in diesem Jahr unterirdisch gewesen sein muss. Corona-Krise (mit kompletten Lockdowns), Wahlunsicherheit in den USA, Strukturwandel in vielen traditionellen Branchen (automobile Antriebstechnik, Digitalisierung, Einzelhandel), Angriffe auf die Monopole der Tech-Riesen, bis kurz vor Schluss ungeklärter Brexit…  

Aber interessanterweise strömen neue Anleger in Scharen an die Börsen, selbst der Old-Economy-DAX steht höher als am Jahresanfang, bei Tech-Growth-Unternehmen bildet sich eine Blase und Börsengänge poppen so sehr dass Leute auf einmal die seltsame Konstruktion der SPACs (hier eine gute Erklärung) bejubeln… Und ich selbst stehe am Ende mit einem deutlichen Gewinn da (Preis-und-Wert Wikifolio +31%, privat ähnlich), den ich so mit Sicherheit nicht erwartet hatte.

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Neues von Tick TS / Präsentation auf der MKK

Über Tick TS habe ich bereits mehrmals berichtet: In meinem ursprünglichen Artikel, in einem Update von der MKK und mit einem kleinen HV-Bericht von diesem Jahr. Von meinem ursprünglichen Kaufkurs (knapp 17 €) hat sich die Aktie inzwischen auf 29€ hochgearbeitet, angesichts der nun auf 2 € steigenden Dividende ist das aber immer noch nicht viel. (Tatsächlich hatte ich in meinem ursprünglichen Post geschrieben:

[…] halte ich eine Dividendenrendite von 5% für eine faire Bewertung. Da die Gewinne ausgeschüttet werden, entspräche dies einem KGV von 20. Nehmen wir für 2020 einen Gewinn von 1,90€ je Aktie an, könnte der Kurs in zwei Jahren demnach auf 38€ steigen.

Ich lag tatsächlich gar nicht soo falsch, im November meldete Tick TS mit etwa 2€ je Aktie einen Rekordgewinn:

Die tick Trading Software AG (tick-TS AG) hat das Geschäftsjahr 2019/2020 (01.10.2019 – 30.09.2020) nach dem heute vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss mit einem Jahresüberschuss von 2.003 TEUR abgeschlossen (Vorjahr: 1.655 TEUR). Der Gewinn pro Aktie beträgt 1,99 EUR (Vorjahr: 1,64 EUR) und das Ergebnis vor Steuern beläuft sich auf 2.926 TEUR (Vorjahr: 2.371 TEUR).
Die Umsatzerlöse der tick-TS AG sind um 8,93% auf 7.308 TEUR (Vorjahr: 6.709 TEUR) gestiegen. Der finanzielle Leistungsindikator der Gesellschaft, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), legte um 23,49% auf 2.928 TEUR (Vorjahr: 2.371 TEUR) zu. Unter Berücksichtigung des Gewinnvortrages aus dem Vorjahr (76 TEUR) ergibt sich ein Bilanzgewinn in Höhe von 2.080 TEUR.
Der Dividendenvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat für das abgelaufene Geschäftsjahr wird nach der Anwendung des § 268 Abs. 8 HGB (Ausweis aktiver latenter Steuern) voraussichtlich 2,00 EUR je Aktie betragen.

Tick TS ist aktuell meine drittgrößte Position und ich bin damit sehr zufrieden. Vor kurzem Neues von Tick TS / Präsentation auf der MKK weiterlesen

Sayonara Sawai, Sayonara Ateam

Ich habe vor einigen Jahren (konkret 2017), als es immer schwerer wurde unter deutschen Nebenwerten die klassischen Valueaktien zu finden, Japan als einen kleinen Investmentschwerpunkt gewählt und dort in einige Aktien investiert. Das waren die beiden IT-Dienstleister Toho System Science und Minori Solutions (verkauft mit 25% bzw 100% Gewinn), der CAD-Software-Spezialist Argo Graphics (verkauft 2018 mit fast 50% Gewinn, seitdem noch deutlich weiter gestiegen…) sowie Sawai Pharmaceutical und Ateam. Letztere waren dabei meine am höchsten gewichteten Positionen, die allerdings im Gegensatz zu den anderen eher enttäuscht haben. Ich habe mich nun entschieden dieses Kapitel vorerst abzuhaken, daraus zu lernen und das ganze zu reflektieren.

Sawai Pharmaceuticals

Sawai ist seit meinem Kauf (zu knapp 6000 Yen) mehr oder weniger seitwärts gelaufen bzw leicht gefallen, während die Gewinne in Amerika vom Konkurrenzdruck (man schaue sich die Kurse von Mylan und Teva an!) und in Japan von den ständigen Sayonara Sawai, Sayonara Ateam weiterlesen

Maklerpools Teil 3: JDC Group

Dieser Post ist Teil einer Mini-Serie zu Maklerpools, den ersten Teil (Marktübersicht) findet ihr hier, als zweiten Teil habe ich hier Netfonds unter die Lupe genommen (und mir einige Aktien gekauft).

Die JDC Group (Jung, DMS & Cie) agiert im wesentlichen als Maklerpool und Haftungsdach. Zudem betreibt das Unternehmen über die Tochter FiNUM auch selbst Finanzprodukte an Endkunden – dieser Bereich hat 2019 immerhin knapp 30 der 111 Mio € Umsatz erzielt. Außerdem gehört die Plattform Geld.de zu JDC. Maklerpools Teil 3: JDC Group weiterlesen

Hauptversammlungsberichte ABO Wind und Tick TS

Wie ihr wisst schreibe ich gewöhnlich auf Hauptversammlungen mit. Da ich dieses Jahr Dank der Corona-Eindämmung mehr Gelegenheiten hatte als sonst – virtuell fällt es mir leichter teilzunehmen als wenn ich 500 km fahren muss – gibt es heute sogar gleich zwei Mitschriften von Hauptversammlungen im August. Es geht dabei um Tick TS (Beitrag hier) und ABO Wind (hatte ich bisher nur als Kauf Hauptversammlungsberichte ABO Wind und Tick TS weiterlesen

Maklerpools Teil 2: Netfonds

Heute kann ich endlich (mit etwas Verspätung, was unter anderem an mehr Recherche und daran liegt, dass ich Vater geworden bin) meine kleine Mini-Serie fortsetzen und zur Analyse von Netfonds kommen. Netfonds ist ein Hamburger Unternehmen und startete im Jahr 2000. Heute ist Netfonds der zweitgrößter Maklerpool in Deutschland sowie das größte konzernunabhängige Haftungsdach und hat über 4800 Partner. Das Wachstum erfolgte sowohl organisch als auch durch Übernahmen und ist bemerkenswert hoch: seit 2015 ist man durchschnittlich 15% im Jahr gewachsen. Netfonds ist erst 2018 an der Börse gelistet. Das Listing erfolgte laut Pressemitteilung wohl zu einem Preis von 29,50€, dieser sackte aber recht bald in Richtung 20€ ab. Inzwischen sind die Maklerpools Teil 2: Netfonds weiterlesen

Heute kann ich endlich (mit etwas Verspätung, was unter anderem an mehr Recherche und daran liegt, dass ich Vater geworden bin) meine kleine Mini-Serie fortsetzen und zur Analyse von Netfonds kommen. Netfonds ist ein Hamburger Unternehmen und startete im Jahr 2000. Heute ist Netfonds der zweitgrößter Maklerpool in Deutschland sowie das größte konzernunabhängige Haftungsdach und hat über 4800 Partner. Das Wachstum erfolgte sowohl organisch als auch durch Übernahmen und ist bemerkenswert hoch: seit 2015 ist man durchschnittlich 15% im Jahr gewachsen. Netfonds ist erst 2018 an der Börse gelistet. Das Listing erfolgte laut Pressemitteilung wohl zu einem Preis von 29,50€, dieser sackte aber recht bald in Richtung 20€ ab. Inzwischen sind die Maklerpools Teil 2: Netfonds weiterlesen