日本株で投資します – in japanische Aktien investieren!?

日本株で投資します! 日本には興味がある 、そして日本株は高くない から。。。
日本語で書いた ごめんなさい ^.^
[Nihonkabu de toushi shimasu! Nihon ni wa kyoumi ga aru, soshite Nihonkabu wa takakunai kara…  Nihongo de kaita gomennasai 🙂 ]

OK – Keine Sorge, ich werde nicht meinen Blog nach Japan umziehen und versuchen japanische Artikel zu schreiben, auch wenn der Lerneffekt für die Sprache bestimmt gut wäre. Aber ich will mich in der nächsten Zeit ein wenig genauer mit der dortigen Wirtschaft und dem dortigen Aktienmarkt beschäftigen. Dieser Artikel bildet den Startpunkt dazu und soll die Frage beantworten: Was ist an japanischen Aktien eigentlich so interessant?

Da mein japanisch nicht gerade gut und eigentlich nur selbstbeigebracht ist, könnten die obigen Sätze voller Fehler sein und eine leicht andere Bedeutung haben als ich denke, die beabsichtigte Übersetzung ist etwa folgende:

日本株で投資します! 日本には興味がある 、そして日本株は高くない から。。。
日本語で書いた ごめんなさい ^.^
Investieren in japanischen Aktien! Der Grund ist: Ich habe Interesse an Japan, und japanische Aktien sind nicht teuer… Sorry dass ich das hier auf japanisch schreibe 🙂

Was ist da jetzt so interessant?

Im Prinzip sagt das auch schon alles aus: Ich finde Japan ein äußerst spannendes, interessantes und faszinierendes Land. Dann wurde mir bei der Recherche zum Thema Net-Nets klar bzw. auch in einem Kommentar geschrieben, dass Japan wohl mit am meisten dieser Schnäppchen zu bieten hat, es scheint also ein allgemein recht günstiges Aktienkursniveau zu haben.
Das Titelbild dieses Blogs ist ein Ausschnitt aus einem Handyfoto das ich vor zwei Jahren aus der Mensa der Meiji-Universität gemacht habe (da ist die Skyline-Cafeteria am Ernst-Reuter Platz nix gegen^^).
Und wie man merkt habe ich auch schon ein paar Bemühungen in die japanische Sprache gesteckt, zumindest Grundvokabeln wie Aktie (Kabu 株) oder Investition (Toushi 投資) kann ich schon. Da ich nur ein Drittel der Zeichen beherrsche, dürfte ich noch eine Menge zu lernen habe bis ich japanische Ad-Hoc-Nachrichten oder Geschäftsberichte entziffern kann, aber wie auch in Deutschland veröffentlichen die meisten großen Unternehmen ihre Berichte auch auf Englisch.

Interessanter und wichtiger ist der Punkt, dass es in Japan wohl eine sehr hohe Zahl an Schnäppchen im Aktienmarkt gibt, etliche Aktien unter Buchwert und sogar und Netto-Geldbestand bewertet werden. Wenn die Zahl solcher Unternehmen hoch ist, dann ist der Markt entweder sehr günstig oder extrem ineffizient in der Preissetzung (oder aber die Geldbestände sind vor dem Zugriff der Aktionäre irgendwie geschützt). Insofern halte ich es  für gut möglich, dass man auch Qualitätsunternehmen zum guten Preis bekommen könnte – was ich aber erst herausfinden müsste. Durch die aktuelle China-Krise könnten es auch durchaus wieder mehr werden.

Ein schönes Beispiel, das ich gefunden habe, sieht folgendermaßen aus: Eine Firma, die seit Jahren nicht groß wächst und nur leichte Gewinne macht, aber bei einem KGV von 13-14 und einer Dividendenrendite von rund 3% bewertet wird. Von Kennziffern wie EV/EBITDA will ich gar nicht reden, denn das eigentlich interessante  ist: Die Firma hat ein Umlaufvermögen von 73,6 Mrd Yen bei 80 Mrd Yen gesamter Bilanzsumme – und ein großer Teil dieses Vermögens ist Cash/Finanzanlage/Forderungen. Zieht man davon noch etwa 25 Mrd an Verbindlichkeiten ab, kommt man immer noch auf knapp unter 50 Mrd Yen. Und der Börsenwert? Lächerliche 30 Mrd…
Wenn ihr die nächsten Wochen öfter vorbeischaut, werdet ihr auch bald mehr über dieses beispielhafte Schnäppchen erfahren 😉

Gründe, die allgemein für Japan sprechen

Als erstes: Die japanischen Werbeclips sind wirklich abgedreht – wer mit so viel Einsatz seine Produkte verkauft muss doch eine Investition lohnen ;D

Nee, Spaß beiseite: Ein paar Links (englisch), um zu zeigen dass nicht nur ich alleine eine Investition in Japan interessant finde: hier und hier und hier und natürlich hier im undervaluedjapan Blog (leider der einzige Blog den ich zum Thema kenne, falls noch irgendjemand einen kennt nehme ich den gern in meine Liste auf 😉 )
Update 11.09. Ich habe noch einen Blog, der sich teilweise mit japanischen Aktien beschäftigt gefunden, den valueinvestingblog. Der hat eine ganze Reihe Ideen in seinem Korb, außerdem ein sehr interessantes Forum in dem über J-Nets diskutiert wird. Eine weitere gute Quelle ist dusthimer.net .
Sehr empfehlenswert finde ich auch diesen Artikel aus der FinancialTimes, in dem die Bewertung von US-amerikanischen und Japanischen Aktien verglichen wird – insbesondere auf die nach oben übertriebenen Zahlen der US-Firmen und die daher mangelnde Vergleichbarkeit eingegangen wird. So ist bemerkenswert, dass in den USA die Abschreibungen 39% der operativen Gewinne ausmachten, in Japan aber 68%. Geht man von sonst gleichen Bedingungen aus, könnte man sagen die Amerikaner weisen höhere Gewinne (und Buchwerte) aus, indem sie Abschreibungen verschleppen…

Es gibt viele Gründe, die für eine Investition in Japan sprechen. Oftmals werden an dem Land aber eher die negativen Seiten gesehen und manche zeigen das Beispiel Japans gern als Schreckensszenario für das was unserer Wirtschaft drohen könnte. Dabei muss man eigentlich feststellen: Der japanischen Wirtschaft geht es blendend, es “fehlt” nur die Inflation. Die Arbeitslosigkeit ist momentan fast nicht vorhanden, und auch mit geschwächtem Yen ist das Kaufkraftniveau noch außerordentlich hoch. Ähnlich wie Deutschland hat Japan kaum Rohstoffe, aber eine extrem erfolgreiche Exportwirtschaft, die in etlichen Bereichen absolut technologisch führend ist. Die Automobil- und Elektronikindustrie alleine hat bekannte Namen wie Toyota, Sony, Nintendo, Canon, Nissan, Honda, Mazda, Bridgestone, Suzuki, Toshiba, Mitsubishi, Hitachi und viele mehr zu bieten, die auf der ganzen Welt bekannt sind. Und von Heidi in den 70ern über PowerRangers und Pokemon (90er) bis zu One Piece und Attack on Titan heute hat die japanische Anime-Popkultur längst auch im Westen einen wichtigen Stellenwert erlangt. Gleichzeitig ist die eigene Kultur, die authentisch altes und Moderne mixt reich an Schätzen aller Art, und die Bevölkerung in Japan ist trotz des vermutlich kompliziertesten Schriftsystems der Welt äußerst gut ausgebildet. Japan ist nicht umsonst die drittgrößte Wirtschaft der Welt.

Politische Stabilität

Dazu ist Japan ein gesellschaftlich sehr stabiles Land, wo man nicht soziale Unruhen oder Enteignungen fürchten müsste. Es gibt quasi keine Streiks, Japaner finden es seltsam wenn sie über unsere Arbeitskämpfe lesen. Die Lebenserwartung ist mit die höchste der ganzen Welt.
Die Korruption ist laut Transparency International auf dem gleichen Niveau wie bei uns in Mitteleuropa. Die Demografie – Japan ist ähnlich schlecht bei der Fortpflanzung wie wir – halte ich dagegen für einzelne Unternehmen für weniger gefährlich. Es könnte natürlich zu einem Fachkräftemangel kommen der die Löhne treibt, und es gibt kein automatisches Marktwachstum des japanischen Konsums. Für wirklich gute und meist ja auch sehr international aufgestellte Unternehmen sehe ich da weniger Probleme, vor allem nicht für ihre Gewinne (die ja wichtiger sind als die Umsätze).
Zuletzt wird oft die Staatsverschuldung kritisiert, allerdings liegen diese Schulden weitgehend im inländischen Besitz, und die Unternehmen sind im Gegensatz zu anderen Ländern kaum verschuldet.

Abenomics

Der Punkt der politischen Unterstützung ist kein neuer. Im Gegenteil ist seit einiger Zeit bekannt, dass Premier Shinzo Abe die Wirtschaft und vor allem die Inflation mit aller Kraft anzukurbeln versucht. Dass der Yen daher abgewertet hat und den Exporteuren Sondergewinne gebracht ist auch hier allgemein bekannt. Ich würde aber auch das setzen auf eine allgemein sehr wirtschaftsfreundliche Politik dazu zählen. Und letztendlich dürfte Abe nicht darum herum kommen, auch die Börse noch stärker für Internationale Investoren attraktiv zu machen. So beträgt die Quellensteuer nur günstige 15% und es wurde erst vor recht kurzer Zeit ein Stewardship Code und Corporate Governance Code verabschiedet. Die Kultur in Japan ist natürlich trotzdem eine andere als der amerikanische Finanzkapitalismus, aber Abe macht Japan mit Sicherheit für die Kapitalseite interessanter.

Extrem langer Bärenmarkt

Japan wird ja oft als negatives Beispiel genannt, und was die Entwicklung des Nikkei oder Topix angeht stimmt das wirklich. Noch heute steht der Nikkei bei unter 20.000 Punkten, während er 1989 (mein Geburtsjahr!!!) bei fast 40.000 Punkten den Höchststand erreicht hatte. Hier einmal ein Chart über die Entwicklung:

Nikkei 1989-2015
Nikkei Entwicklung von 1989-2015

Wird eine Aktie riskanter oder sicherer wenn sie um 50% fällt? Sicherlich doch eher sicherer, denn sie kostet ja nicht mehr so viel. Sicherlich war der Nikkei 1989 total überbewertet, aber andererseits sind 25 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben die Firmen invstiert und expandiert, sind produktiver geworden oder haben neue Märkte erschlossen. Von daher macht es mir auch nicht mehr so viel Angst zu sehen, dass seit 3 Jahren die Kurse sich wieder verdoppelt haben. Wo ein Markt so ausgebombt war, da sollten sich auch nach einer Verdoppelung noch Chancen ergeben können.

China-Krise könnte Aktien in Japan wieder drücken…

Der letzte Grund – und der ist zumindest kurz- und mittelfristig eher schwierig – China scheint in eine Wirtschaftskrise zu fallen, mit sinkender Produktion und allen verbundenen Problemen. Bisher hat sich der japanische Markt noch sehr wacker geschlagen, gerade auch im Vergleich mit den Reaktionen in den Börsen unserer westlichen Welt. Da eine Wachstumspause in China aber schon länger “dran” ist meiner Meinung nach, die Kredite schon seit Jahren als faul gelten und die Wirtschaft in einem Strukturwandel steckt, kann ich mir gut vorstellen dass das bald auch fundamental auf japanische Unternehmen durchschlägt. In diesem Fall stünde der Nikkei sicherlich unter Druck und würde vielleicht bald wieder unter 15000 Punkten stehen. Auch wenn ich schon gerade die aktuellen Kurse als langfristig günstig bezeichnet habe, das wären dannwohl wirklich wieder echte Kaufkurse 😀

Niedriger Yen-Kurs

Das gehört natürlich auch zum Bereich Abenomics, ist aber an sich interessant: Der aktuelle Kurs des Yen wurde künstlich und bewusst von der japanischen Zentralbank gedrückt. Ich halte den Yen für unterbewertet, das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass er mittelfristig das Potential hat wieder aufzuwerten und stärker zu werden. In diesem Fall werden die enormen Geldbestände einiger japanischer Firmen noch mehr wert, und genauso die japanischen Aktien (so sie in Yen ihr Kursniveau auch nur halten).

Lernen!

Man sollte immer lernen, und man hört nie auf damit. Mir persönlich macht es Spaß, sich mit anderen Kulturen zu beschäftigen, und insbesondere Japan hat da eine Menge zu bieten. Wenn man sich mit der Wirtschaft eines Landes befasst, dann versteht man auch, wie der Rest der Kultur funktioniert und umgekehrt. Wirtschaft ist ein Teil der Kultur eines Volkes. Gerade die Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit unserer Aktienkultur (ich würde mal schätzen Deutschland ist bei der Aktienkultur irgendwo zwischen Angloamerikanern und Japanern) möchte ich in der nächsten Zeit herausarbeiten. Zusätzlich will ich darauf eingehen, was sich für praktische Hürden ergeben, wo man interessante Unternehmen findet, wie man Dinge einschätzen sollte usw.

Ich hoffe ihr habt euren Spaß, Interesse und interessante Anregungen auch an diesem Thema – ich werde aber auch dem sonstigen Themenspektrum hier treu bleiben, Nebenwerte und Valuethemen bei Gelegenheit besprechen – bis dann!

5 Gedanken zu „日本株で投資します – in japanische Aktien investieren!?

  1. Danke für den interessanten Artikel!

    Vielleicht ist der Japanische Aktienmarkt auch wegen anderer Vorkommnisse nicht ganz so beliebt.
    Mitsubishi muss Schadensersatz an Ex-Zwangsarbeiter leisten, Toshiba hat einen aktuellen Bilanzmanipulationskandal und der von Olympus liegt knapp 4 Jahre zurück.

    Aber es stimmt. Per Screener kann man leicht viele Unternehmen mit KGV <12 finden. Vielleicht kannst du dem nächst ein paar (möglichst nicht so stark konjunkturabhängige) vorstellen.

    1. Ich glaube wenn man die Skandale an westlichen Aktienmärkten in den letzten Jahren in der Art zusammenzählt, dürfte das keine Ausrede sein. Die Corporate Governance versteht man in Japan wohl etwas anders (scheint ein bisschen wie die alte “Deutschland AG” zu funktionieren), was wohl eher westliche Investoren abschrecken könnte. Andererseits – wenn ich mir die Bewertungen von japanischen Firmen so anschaue, dann kommen mir Zweifel über die Bewertungsmaßstäbe westlicher Firmen. Wenn dir aber beim Screener Unternehmen speziell aufgefallen sind (Rohstoffe würde ich aber erstmal rauslassen) die mit Aktienrückkäufen und Dividenden und deutlich unter Buchwert und stabilen Gewinnen aufwarten, her damit 🙂
      Gibt etliche Unternehmen, bei denen ich denke eigentlich echt nichts falsch machen zu können, so billig wie die sind.

  2. Schön das es bei Dir jetzt eine Japan-Aktienserie geben wird, ich finde das Land auch spannend, wie ich bereits in meinem Blog geschrieben habe. Ein empfehlenswertes Buch dazu ist auch “Japan – ein Länderporträt” von Christian Tagsold – da werden nicht nur Klischees breitgetreten.

    Covacoro

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