Japan-Aktien und das Problem der Bündelung

Wie ich in den letzten Beiträgen erklärt habe, werde ich mich für eine Weile verstärkt mit dem japanischen Aktienmarkt auseinandersetzen. Mit Shinko Shoji habe ich schon einmal ein möglicherweise interessantes Investment gefunden – auch wenn ich noch nicht ganz überzeugt bin. Welche Probleme könnten sich ergeben, wenn ich nun tatsächlich investieren wollte?

Nun, ein Problem auf das ich selbst nicht im Leben gekommen wäre ist bei japanischen Aktien immer da: Man kann nicht einfach eine einzelne Aktie kaufen!

Nochmal: Man kann nicht einfach einzelne Aktien kaufen! Und auch nicht einfach 74 Aktien! Oder 123!

Wie kann das sein? Die Tokyoter Börse hat Mindeststückzahlen für jede Aktie. Diese Stückzahlen können sich unterscheiden und waren wohl früher einmal standardmäßig bei 1000 Stück. Der Kleinanleger steht also da wie jemand, der die originalen A-Aktien von Buffets Berkshire Hathaway kaufen will: wenn er nicht entsprechend große Summen zu investieren bereit ist, kann er die Aktie sich einfach nicht leisten.

Woher bekommt man nun diese Information über Mindesthandelsgrößen? Ich persönlich schaue einfach auf der Seite der Börse Tokyo nach. Die Seite ist auf englisch und bietet die Grundinformationen über alle gelisteten Unternehmen über eine Suche an. Wenn man also Symbol oder Namen kennt, findet man hier also für jede beliebige Firma schnell die Mindeststückzahl und den aktuellen Preis je Aktie heraus.

Beispiele für den Mindesteinsatz

In meinem Beispiel der Shinko Shoji ist das ganze noch OK: die Aktien kosten etwa 1200 Yen oder umgerechnet 10 € , die Mindestanzahl beträgt hier 100 Stück. Ab 1000€ bin ich also dabei, wenn ich 1500€ investieren will, dann muss ich mich aber entscheiden ob ich noch 500 mehr setzen kann, oder mit doch nur 1000 € einsteigen. Andere Aktien machen es dem kleinen Privatanleger allerdigns nicht so leicht. Sony zum Beispiel hat ebenfalls eine Stückzahl von 100, aber die Aktie kostet 3000 Yen. Wer nicht 2500€ investieren kann, sollte es also gleich wieder vergessen. Noch mehr Beispiele gefällig?

Der bekannte Fahrradzulieferer Shimano wird ebenfalls in hunderter Einheiten gehandelt. Nur der Preis pro Aktie liegt schon bei über 15000 Yen. Toyota: 7000 Yen. Nintendo: 23000 Yen. Meine Stichproben zeigen alle ein ähnliches Bild: Der Mindesteinsatz für eine Investition in japanische Aktien scheint in der Regel im niedrigen bis mittleren vierstelligen Euro-Bereich zu liegen. Aber nach oben ist der Weg natürlich offen (wie ja auch im Westen Warren Buffet so schön vormacht) – Nintendo könnte ich mir wohl im Moment nicht leisten. Zumindest nicht in Tokyo – aber einige der sehr großen Aktien lassen sich auch an westlichen Börsen handeln wo keine Mindeststückzahlen gefordert werden.

Sobald man aber anfängt in die wenig beachteten Nebenwerte zu investieren – die wegen der ineffizienteren Märkte ja die interessanteren Möglichkeiten für aktive Investoren bieten – muss man sich zwangsläufig über die Stückzahlen informieren oder großes Kapital mitbringen…

Fazit

Unerschwinglich teuer sind japanische Aktien nicht – allerdings sind sie auch nicht wirklich für kleine Summen gedacht. Unsere einzelnen Aktien für unter 10 € würden die Japaner wahrscheinlich als unnötig klein ansehen. Wer also nicht ohnehin mit 5-6-stelligen Eurobeträgen in eine japanische Aktie investieren will, sollte vorher unbedingt die Stückelung beachten. Denn auch eine Aktie von 80 € kann unerschwinglich werden, wenn man gezwungen ist mindestens 1000 Stück zu erwerben… Für mich fallen damit schon mal ein paar weg. Konkret werde ich mich zunächst einmal nur und ausschließlich auf Unternehmen konzentrieren, die mit höchstens 300.000 Yen investierbar sind. Wer sich also schon immer mal eine Shimano-Analyse gewünscht hat: Sorry, das wird in Tokyo schwer für mich zu stemmen. Aber es gibt auch noch eine Menge anderer Unternehmen da draußen 😉

3 Gedanken zu „Japan-Aktien und das Problem der Bündelung

  1. Ja ist mir auch schon aufgefallen.
    Ich glaube die Standardbündelung ist 100 Stück.
    Haben zumindest die meisten Titel.
    Aber habe keine definitive Aussage dazu gefunden.
    Die bekannten Unternehmen Shimano, Toyota und Nintendo gibt es alle in Frankfurt oder New York, wie du in deinem Artikel schon andeutest, auch. Man muss also genau gucken.

    1. Man muss dazu sagen, dass scheinbar sich das ganze schon bessert und einige Firmen irgendwann von einer 1000er zur 100er Bündelung übergehen. Und dass die wirklich großen auch an westlichen Börsen gehandelt werden ist natürlich ein Vorteil, aber auch hier besteht das Risiko dass sie, z.B. wenn sie irgendwan manl unwichtiger werden, hier vom Kurszettel genommen werden könnten. Was der Sinn oder Ursprung der Bündelung ist habe ich nicht herausgefunden, aber vielleicht ist der ja inzwischen weggefallen und irgendwann wird sie vielleicht auch aufgehoben.

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