Im Timing bin ich ja eigentlich schlecht – was Balda angeht scheint mir dann aber doch ein Glücksgriff gelungen zu sein. Kurz gesagt: Nachdem ich erst im Juli mich zu 2,46 € zu einem Kauf durchringen konnte stehen die Aktien nach Ankündigung der de-Facto-Liquidierung der alten Balda bei über 3,10€. Das operative Geschäft (und damit deutliche Verlustrisiken) wird für einen sehr ordentlichen Preis von über 60 Mio € verkauft. Für jede Aktie sollen 2€ direkt ausgeschüttet werden – insgesamt also knapp 120 Mio € – der größere Teil von dann wohl noch 130 Mio € bleibt im Unternehmen. Stellt sich die Frage, bei welchem Preis man verkaufen sollte…
Der Netto-Cashwert, den ich auch als fairen Wert zugrundelegen würde, beträgt 4,10-4,20€ pro Aktie. Ganz klar ist es noch nicht, da verschiedene Kosten und Steuern anfallen, aber inzwischen lässt es sich doch ziemlich gut eingrenzen. Auf der kommenden Hauptversammlung soll ein neuer (noch nicht bekannter) Geschäftszweck beschlossen werden. Es ist zu vermuten, dass Balda sich demnächst als Anlagegesellschaft positionieren könnte. Einige vermuten, dass es wegen der Vergangenheit des Aufsichtsratschefs van Aubel (war auch bei Q-Cells) in die Richtung der erneuerbaren Energien gehen könnte. Bei guten Zukäufen könnte der Wert der restlichen Balda durchaus ihren reinen Cashwert übersteigen. Nimmt man an, dass die Ausschüttungen den Aktienkurs um den entsprechenden Betrag verringern, hätte die restliche Balda (mit 2,10€ Cash auf dem Konto) einen Börsenwert von nur einem Euro. In diesem Fall also wieder ein sehr klarer Fall eines NetNet, bei dem mit geringem Risiko gute Gewinne gemacht werden könnten.
Im Moment ist unklar was van Aubel mit der Firma vorhat. Bisher hat er ein Aktienrückkaufprogramm gemieden, da es seinen Anteil über 30% gehoben hätte und somit ein (nicht zu stemmendes) Übernahmeangebot erzwungen hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass er nach der Ausschüttung in der Lage ist eines abzugeben und einen Rückkauf erlaubt. Oder dass seine Idee gut ankommt, und Balda bald wieder über dem Buchwert notiert.
In diesen Fällen ist ein Abschlag auf den nicht ausgeschütteten Rest der Balda von der Hälfte deutlich zu stark. Einen gewissen Abschlag halte ich wegen der Unsicherheit über die Ausrichtung und Pläne aber für gerechtfertigt. Bei einem Preis von etwa 3,50€ würde ich die Aktien daher wohl auch verkaufen. In dem Fall hätte ich eine sehr ordentliche Rendite von mehr als 40% in wenigen Monaten gemacht. Sollte der Preis aber nicht so weit steigen, werde ich den schönen Dividendenregen genießen bis ich das Geld wirklich brauche…
Änderungen im Depot
Neues in meinem Depot: im Artikel zu den aktuellen Aktienrückkäufen habe ich es ja bereits angedeutet – ich habe inzwischen meine Aktien von Bavaria Industries verkauft. Der Grund ist nicht, dass ich der Zukunft des Unternehmens nicht mehr vertraue, aber der Abstand zum inneren Wert hat sich für ich doch ein gutes Stück verringert seit ich (für 16€) die Aktien gekauft habe. Etliche der Beteiligungen schafft man kaum in die schwarzen Zahlen zu bekommen, vor allem aber scheint das Management nicht besonders an der Kommunikation mit den Kleinaktionären interessiert zu sein.
Daher halte ich einen gewissen Abschlag bei der Bewertung für auch langfristig gerechtfertigt. Dieser Abschlag wird nicht ohne weiteres verloren gehen. Zudem wird die Gesellschaft im Moment mehr zu einem Anlagevehikel am Kapitalmarkt, insbesondere auch für Aktien. Ich kann die Expertise des Managements in diesem Bereich aber nicht einschätzen und tue mich deshalb mit der Bewertung schwerer. Dass ich ohnehin meine Barbestände aufstocken musste und gleichzeitig andere Aktien immer günstiger wurden kam dazu.
Ebenfalls verkauft habe ich die Deutsche Bank. Meine Einschätzung was die Banken allgemein angeht hat sich nicht geändert. Ich denke sie sind in einem zyklischen Tief und werden sich in den nächsten Jahren ordentlich entwickeln. Die Deutsche Bank aber zeigt mit immer wieder neuen Rechtsproblemen wie schnell verdientes Geld wieder futsch sein kann. Inzwischen halte ich eine Kapitalerhöhung wieder für wahrscheinlicher als vorher, würde deshalb gern die Aareal Bank bei 30€ einsammeln, wenn sie nochmal so tief fällt.
Zuletzt habe ich mich – auch weil ich mangels Zeit mich noch nicht genug eingearbeitet habe und für Auslandsaktien wohl einen anderen Broker suchen sollte – noch nicht an die japanischen Aktien gewagt.
Allerdings ist im Zug des VW-Skandals die gesamte Autozulieferindustrie mit unter die Räder gekommen. Ich habe zu der österreichischen Polytec ja bereits hier und hier geschrieben und konnte nach dem Rutsch auf 7€ nicht widerstehen. Bei 6€ käme dann wahrscheinlich noch ein Nachkauf. Die VW-Krise sollte die Zulieferer meiner Meinung nach nicht allgemein treffen. Da ich den Gewinn von Polytec auf knapp einen Euro geschätzt habe und der Wert jetzt auf Buchwertniveau gefallen ist sollte hier nicht zu viel schief gehen.
Wie kommst du auf die 4,10€ für Balda?
Im Moment liegen 120 Mio. € auf dem Bankkonto, bald kommen für das operative Geschäft 60 Mio. € obendrauf? Viel mehr Aktiva wird es dann nicht geben, dafür aber auch keine Verschuldung/Rechtsstreitigkeiten und dergleichen.
Sprich 180 Mio. € auf 58 Mio. Aktien, also doch ziemlich genau die knapp über 3 € wo wir im Moment liegen, oder was übersehe ich?
Danke und Gruß,
Hans
Nee, 120 Mio ist die angekündigte Ausschüttung, schon vorher waren 180-190 Mio € auf dem Konto, nach dem Verkauf dürften es dann 250 Mio sein. Je nachdem wie es sich weiter entwickelt (Hauptversammlung wird ja verschoben, es gab einen weiteren Bieter mit höherem Gebot) könnte auch noch ein Stück mehr rausspringen. Der faire Wert auf Cash-Basis ist also noch lange lange nicht erreicht!