Protector Forsikring – Norwegische Versicherung auf Wachstumskurs

Ich habe ja bereits einmal erwähnt, dass ich Aktien von Protector Forsikring besitze, aber nie einen Post dazu geschrieben. Warum? Weil ich aus persönlichen Gründen wenig Zeit hatte. Und da ich aktuell als Data Scientist arbeite, geht schon um die Aktien zu verfolgen und auf Laufenden zu bleiben genug Zeit weg (wenn es hier in Berlin Jobs in Fonds oder ähnlichem gäbe würde ich mich ja da auch mal bewerben, aber es ist halt Berlin).
Nun ja – hiermit hole ich meinen Post nach. Da ich meine Aktien zu Kursen von über 90 norwegischen Kronen gekauft habe, werde ich auch darauf eingehen ob ich aus heutiger Sicht (bei 20 NOK geringerem Preis von gut 70 NOK) die Entscheidung immer noch für richtig halte.

Protector Forsikring

Protector Forsikring (Protector Versicherung) ist eine norwegische Versicherungsgesellschaft mit einem enormen Wachstum und sehr niedrigen Verwaltungskosten. Den Hinweis auf die Firma bekam ich beim letztjährigen ValueWeekend und erinnere mich noch genau, dass ich von Wachstum und Kostenvorteilen ebenso beeindruckt war wie von dem sehr fokussierten Eindruck den die Präsentation der Firma machte.

Ich kann nur allerwärmstens empfehlen sich diese Präsentation zu einem Kapitalmarkttag im letzten Jahr anzuschauen – extrem aufschlussreich und für mich ein echtes Aha-Erlebnis.

Protector bietet verschiedene Arten von Versicherungen an, wobei der Vertrieb prinzipiell über Makler erfolgt. Dies spart dem Unternehmen Vertriebsausgaben. Dazu ist man überzeugt über bessere Qualität in diesem Vertriebskanal gut punkten zu können.
Mit rund 300 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von von 14 Mrd. Kronen (unter 1,5 Mrd €) ist Protector trotz des Wachstums eine recht kleine Firma. Berücksichtigt man allerdings dass Protector erst 2004 mit dem Verkauf von Versicherungen begann und in Teilbereichen inzwischen zum Marktführer wurde ist das sehr beachtlich!

Das Management hält 4% und Aufsichtsratsmitglieder 12,9% der Aktien – dazu wurden in den letzten Tagen vermehrt Insiderkäufe gemeldet.

Was wird versichert?

Der Fokus des Geschäfts liegt auf Immobilien, dem öffentlichen Sektor und großen Unternehmen wie es scheint, in Norwegen ist Protector z.B. bei “Change-of-Ownership” Versicherungen führend. Es gibt aber auch alle möglichen anderen Produkte, Protector versteht sich nicht als eine nur in einer Nische arbeitende Firma. Die Change of Ownership Versicherung ist eine sehr wichtige Sparte in Norwegen, in anderen Ländern (Schweden, Dänemark, UK, Finnland) existiert sie dagegen nicht und ist wohl eine norwegische Spezialität. Wenn ich es richtig verstanden habe ist dort ein Hausverkäufer für eventuell später erkannte Mängel am Haus voll verantwortlich und die Versicherung nimmt ihm dieses Risiko ab. In Schweden hingegen dominiert der öffentliche Sektor, aber auch z.B. 45% der Busse sind nach eigenen Angaben über Protector versichert, bei Wärmepumpen liegt der Marktanteil sogar über 50%. Das zeigt dass Protector durchaus auch in kleinere Nischenmärkte geht wenn sie nur attraktiv genug sind. Der CEO macht klar dass er je nach erwarteter Profitabilität mal stärker in den einen oder stärker in den anderen Bereich geht. Bringen KFZ-Versicherungen Geld? Gebäude? Berufsunfähigkeit? Protector geht gerne dort hinein wenn es was zu verdienen gibt. Geregelt wird das alles aber über Makler, eigene Websites wie Admiral gibt es nicht. In Großbritannien, einem Markt der gerade erschlossen wird, hatte Protector im letzten Jahr einen sehr spektakulären Schadensfall: Der Grenfell Tower, ein Wohnhochhaus des sozialen Wohnungsbaus, brannte aus und 72 Menschen starben.

Kapitalanlage

Bei Versicherungen ist in der Regel der Gewinn aus dem Float einer der wichtigsten Gewinntreiber. Wer sich nicht so gut mit Versicherungen auskennt: Versicherungen nehmen Prämien ein, die sie erst später (im Schadensfall) wieder an die Kunden auszahlen. In dieser Zeit dürfen sie die Prämien unter gewissen regulatorischen Bedingungen anlegen und dafür Zinsen, Mieten, Dividenden, Gewinne und ähnliche Kapitalrenditen erzielen. Die Regularien sind in der Regel so ausgelegt, dass eine Versicherung große Teile des Kapitals in “sicheren” Staatsanleihen halten muss und einen kleineren Teil auf andere Anlageformen verteilen darf. Protector hat aktuell etwa 17% in Aktien angelegt – interessanterweise nicht wie aktuell so populär in Indexfonds, sondern in ein konzentriertes Portfolio von erfolgreichen skandinavischen Wachstumsunternehmen.

Mit Zooplus ist auch eine deutsche Firma in diesem Portfolio. Ansonsten enthält es interessante Firmen wie Majestic Wine, XXL, Schibsted, Bouvet oder Nilorngruppen, die mit hervorragender Geschäftsentwicklung und profitablem Wachstum bei akzeptabler Bewertung überzeugen. Allein wenn man nach Aktienideen für den skandinavischen Markt sucht ist der Geschäftsbericht von Protector die Lektüre wert! Aber die Anlagestrategie gefällt mir persönlich auch einfach sehr gut, da ich überzeugt bin dass diese Strategie langfristig klar überdurchschnittliche Erträge bringen sollte. Sogar die typischen Buffet-Schlagworte wie “Moat, “Barriers to Entry”, “Strong aligend Management” werden explizit erwähnt (in der Vorstellung der Beteiligung Compusoft). Auch das Anleiheportfolio verwaltet Protector selbst und hat dort gute Resultate eingefahren. Dazu spart die eigene Verwaltung eine Menge Fondsgebühren die Protector zu Beginn zahlte. Eine aktive Anlagestrategie heißt aber auch, dass man in Jahren mit schwachen Aktienmärkten mit Verlusten rechnen muss und sich die Aktien entsprechend zyklisch verhalten können.

Strategie

Die Strategie von Protector würde ich folgendermaßen zusammenfassen: Die Kosten werden über effiziente Abläufe und Prozesse, über vernünftiges Underwriting und durch die Konzentration auf den Vertriebskanal Makler klein gehalten. Auf der anderen Seite strebt Protector die Qualitätsführerschaft an. Konkret soll jeder Fall möglichst schnell und fehlerfrei abgearbeitet werden und die Quote der Widersprüche gegen die Schadensregulierung minimal sein. Das führt zu einem guten Angebot bei guten Preisen und folglich hohen Marktanteilen. Durch hohe Renditen in der Kapitalanlage wird außerdem das nötige Kapital für schnelles Wachstum verdient. So lange die Konkurrenz in alten bürokratischen Strukturen feststeckt ein unschlagbares Erfolgsrezept. Der Vorsprung von Protector bezüglich der Kosten ist beeindruckend, gerade wenn man bedenkt dass Protector in vielen Ländern erst seit kurzem aktiv ist und immer noch nicht die Skalenvorteile der etablierten Konkurrenten hat: Laut eigenen Angaben aus einer Investorenpräsentation liegt die Kostenquote von Protector über die letzten Jahre bei 6,8% während die nordische Konkurrenz im Schnitt 17,1% hatte. Für UK peilt man sogar an mit einem Drittel der Kosten der Wettbewerber auszukommen!

Ob man diese Art von Wettbewerbsvorteil als Burggraben bezeichnen kann mögen viele bezweifeln. Die Strukturen um eine Kostenführerschaft zu erreichen aufzubauen ist aber äußerst schwierig, es würde sehr lange dauern und Entlassungen bedeuten – Entlassungen aber sind schlecht für die Arbeitsmoral der verbliebenen und es gehen sowieso als erstes die Leistungsträger wenn man Abfindungen anbietet. Daher kann ich mir kaum vorstellen dass ein Konkurrent in dem Bereich auch nur in ähnliche Kostenbereiche vordringt. Daher zähle ich diesen enormen Kostenvorteil als einen Burggraben, einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil der es Konkurrenten sehr schwer macht.

Zahlen

Protector hat wirklich beeindruckende Zahlen vorzuweisen: Seit 2007 hat sich der Umsatz verzehnfacht und ein Ende des Wachstumskurses ist nach der Expansion in neue Märkte nicht in Sicht. Das Ergebnis pro Aktie lag 2007 noch bei 0,19 NOK und im abgelaufenen Geschäftsjahr nun bei 5,53 NOK. (Alle Zahlen ohne Gewähr)

Geschäftsjahr

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

Prämien

432.455M

689.684M

915.164M

1.009B

901.342M

1.485B

1.738B

2.134B

2.625B

3.25B

3.806B

Nettogewinn

18.313M

-55.126M

193.366M

141.576M

-7.573M

198.63M

286.973M

382.766M

464.237M

452.681M

476.717M

Gewinn pro AKtie

0.19

-0.6

2.3

1.71

-0.09

2.41

3.47

4.63

5.48

5.25

5.53

Investmentportfolio

1.143B

1.221B

1.635B

2.022B

2.355B

3.193B

4B

4.898B

6.384B

7.561B

9.381B

Bilanzsumme

1.709B

1.621B

1.973B

2.386B

2.8B

3.766B

4.744B

5.953B

7.736B

9.847B

12.272B

Wie man sieht ist das Gewinnwachstum bei Protector Forsikring in den letzten beiden Jahren deutlich hinter dem Prämienwachstum zurückgeblieben. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob das ein generelles Problem der Firma ist (ob z.B. um Wachstum hoch zu halten schlechtere Preise akzeptiert wurden) oder ob es an anderen Umständen liegt. Ich bin in diesem Fall der letzteren Meinung. Der größte Teil des Gewinnes ist der Ertrag aus der Kapitalanlage. Durch die zum Teil auch durchaus über 20% liegende Aktienquote schwankt der natürlich stark und ist andererseits bei den Anleihen wegen niedriger Zinsen unter Druck. Die Aktienanlagen haben 2015/2016 großartige Renditen abgeworfen und im vergangenen Jahr dann etwas weniger gebracht. Der Gesamtertrag aus dem Investmentportfolio ist von 7% in 2016 auf 4,8% 2017 gefallen, im ersten Quartal war er gerade einmal ausgeglichen. Der Chef Sverre Bjerkeli dazu im Conference Call:

0% return on investments. It’s — if you don’t have us come back to see these kind of figures, don’t invest in Protector or in anything else. So that’s kind of we are rather relaxed about what we see here.

Das heißt er ist vollkommen entspannt mit dem geringeren Ertrag des Quartals so lange die langfristige Rendite stimmt. Auch ich schreibe hier ja des öfteren, dass man Aktien als langfristige Investitionen betrachten sollte, dementsprechend stimme ich ihm da absolut zu. Der Markt hat auf die Zahlen dennoch negativ reagiert.

Langfristig (über einen Zeitraum die Finanzkrise umfassend) hat Protector jedoch eine Rendite von 6% im Jahr auf sein Investmentportfolio generiert, was laut eigener Aussage im Wettbewerb führend ist. In meiner Einschätzung des Wertes von Protector werde ich mich auch auf diese Kennzahl beziehen. Besonders gefällt mir aber die Herangehensweise von Protector. Die Investitionsentscheidungen werden nicht an der Marktpreisentwicklung der Aktien gemessen, sondern an der zugrundeliegenden Performance der Portfoliounternehmen. So lange die gut ist, wird irgendwann der Aktienkurs ebenfalls hinterherkommen. Im folgenden eine Grafik aus der letzten Investorenpräsentation zum Erfolg der Aktien-Investments:

Protector hat bis letztes Jahr auch Dividenden gezahlt, inzwischen allerdings die Zahlungen gestrichen um genug Kapital für die Expansion zu haben. Das ist nötig, da die Regulierungsbehörden darauf achten dass Versicherungen immer einen Puffer haben um eventuelle Schadensfälle abdecken zu können. Wenn ein Unternehmen wie Protector mit hohem Tempo wächst sollte das Eigenkapital daher in gleichem Maße zunehmen. Ich bin mit dieser Entscheidung auch einverstanden und sehr zufrieden, denn ich sehe im Moment nicht wie ich das Kapital mit ähnlich hoher Rendite wie Protector anlegen kann und kann so außerdem Steuern sparen.

Was die speziellen Gegebenheiten der Versicherungsbilanzierung, der Reserven und Rückstellungen und ähnlichem angeht gebe ich gerne zu mich nur begrenzt auszukennen. Ich habe hier keine tiefgehende Untersuchung angestellt, sondern vertraue auf die Ehrlichkeit der Firma und auf ihre Offenheit falls sich Probleme anbahnen sollten. Denn dieser Punkt ist einer, der mich tatsächlich beeindruckt hat:

Unternehmenskultur

Protector sieht sich in seinen Märkten als Herausforderer und definiert für sich 4 Werte, die die Unternehmenskultur ausmachen sollen. Diese sind

  • Credible (Glaubwürdig)
  • Open (Offen)
  • Bold (Wagemutig, Unerschrocken)
  • Committed (Hingegeben)

Nun haben das viele Firmen, aber oft ist das nur leeres Gerede. Bei Protector habe ich das Gefühl, dass es mehr ist. Die meisten Unternehmen sind sehr gut darin schlechte Nachrichten zu verstecken. Oft bemerkt man die Probleme nur, wenn man sich tief in die Zahlen oder den Markt einarbeitet. Als Gegenbeispiel möchte ich euch empfehlen die Analystenkonferenz zum Q1 2018 anzuschauen (hier Mitschrift).

Das erste Quartal war wie gesagt nicht besonders gut. Wie oben erwähnt gibt er zunächst zu, dass das Kapitalanlageergebnis 0 ist. Er ist aber auch so ehrlich zu sagen, dass es Probleme gibt die damit nichts zu tun haben. Das Versicherungsgeschäft zeigt öfter Ausschläge nach oben oder unten, z.B. wegen Wetterbedingungen oder anderen externen Einflüssen. Daher wäre es ein leichtes gewesen auf das gute Wachstum von 18% hinzuweisen und den Rest auf externe Faktoren zu schieben. Sverre Bjerkeli:

And to be very honest with you, I don’t want to give a precise estimate at the moment, because I’m not absolutely sure how much of the weakened technical result is linked to normal insurance volatility and how much is underlying realities.

Er gibt unumwunden zu, dass ein Teil des schwachen Ergebnissen normale Schwankung sein dürfte, dass aber ein anderer Teil tatsächlich auf von Protector zu schlecht bepreiste Produkte zurückzuführen sein könnte. Und sogar, dass er es noch nicht genau zuordnen kann wie viel! Genauso geht er weiter darauf ein wie beim Markteintritt in die Krankenversicherung die Preise falsch gesetzt wurden, wie Dänemark schlechter performt als gewünscht, dass man für Großbritannien noch keine Aussagen zur Profitabilität machen kann.

Ich halte diese Eigenschaft des offenen Umgangs mit Fehlern, das Zulassen von Fehlern und anschließende daraus lernen für einen großen Vorteil. Den meisten Menschen fällt dies unglaublich schwer, aber in einem Unternehmen das Risiken korrekt einschätzen und bepreisen muss ist es unerlässlich.

Ein anderes Beispiel ist die Katastrophe mit dem Brand des Grenfell Tower vor exakt einem Jahr. Dies war wohl der größte Schadensfall bisher und zusätzlich gab es Versuche von Versicherungsbetrug, Vorwürfe wegen der nicht brandsicheren Fassadenverkleidung und eine immer noch andauernde Untersuchung. Wie hat Protector auf diesen GAU im gerade erst im Aufbau befindlichen britischen Markt reagiert?

Meiner Meinung nach sehr gut. Sie haben eine Pressekonferenz gegeben und alle Analysten und Interessierten konnten Fragen stellen. Sie haben alle anderen versicherten Objekte noch einmal nach Risiken untersucht. Sie haben sich mit der Rückversicherung verständigt (die einen großen Teil des Schadens trägt aber das natürlich als Vorwand zur Preiserhöhung nehmen könnte) und so weit ich mitbekommen habe gab es auch keine Probleme mit der Schadensregulierung und die Rückversicherungspreise sind in Ordnung geblieben. Ich denke nicht, dass man der Firma hier einen Vorwurf machen kann, aber sie wird gelernt haben auf den Brandschutz in den Gebäuden besser zu achten. Wenn der Markteintritt in Großbritannien nachhaltig erfolgreich sein sollte und sich die Entwicklung aus Norwegen und Schweden wiederholt, dann hat man einen Markt mit enorm viel Potential und erheblicher Größe vor sich. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dann sicher auch ein Markteintritt in andere Länder zu erwarten.

Gleichzeitig ist Protector sehr konkret bei Zielen um diese Qualitätsführerschaft zu erreichen. Ich bin sicher, dass intern ein hoher Leistungsdruck herrscht. Protector gibt sehr klare Ziele vor, hat eine “Clean Desk Policy” und erwartet ständige Verbesserungen der Produktivität. Allerdings konnte ich keine Bewertungen bei Glassdoor finden um mir einen Eindruck zu verschaffen.

Prognose

Aktuell und auch historisch hatte Protector immer ein enormes Wachstum von in der Regel mehr als 20% aufzuweisen. Ich würde für die Zukunft mit einer langsamen Abflachung rechnen, wie wir es in Norwegen ja schon sehen. Andererseits wurde die Dividende ja wegen der Wachstumserwartung ausgesetzt und aus diesem Grund würde ich schon mindestens 15% für die nächsten Jahre annehmen. Das eigentliche Versicherungsergebnis ist bei Protector meist positiv gewesen. Die Gross Combined Ratio (Ausgaben für Schäden und Verwaltung geteilt durch Prämieneinnahmen) lag meist bei guten 90%, 2016 und 2017 ist sie allerdings auf 99% und 114% gestiegen. Das kann durchaus ein Warnzeichen sein dass die Versicherung schlechte Geschäfte macht. Ich gehe aber davon aus dass Protector langfristig wieder auf dieses Niveau zurückfinden wird und die Preise entsprechend anpasst. Der Anstieg könnte auch mit dem Einstieg in neue Märkte zu tun haben, denn dort muss ein Versicherer erst einmal Daten sammeln um die richtigen Preise festlegen zu können.
Den wichtigsten Beitrag aber spielt das Anlageergebnis. Im Durchschnitt hat Protector dort 6% im Jahr verdient, langfristig rechne ich vorsichtshalber mit 5% Anlageergebnis und 5% der Prämien als Ergebnis aus der Versicherung. Vereinfacht starte ich mit Prämien von 4.5 Mrd Kronen und einer Anlagesumme von 12 Mrd in diesem Jahr, lasse die mit 15% (vorsichtige Annahme) bzw. 20% (historische Rate und selbstgestecktes Ziel) wachsen und nehme die jeweils 5% als Rendite an. Das ergibt:

20,00 % 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028
Anlagesumme in Mrd NOK 12,00 14,40 17,28 20,74 24,88 29,86 35,83 43,00 51,60 61,92 74,30
Prämien in Mrd NOK 4,50 5,40 6,48 7,78 9,33 11,20 13,44 16,12 19,35 23,22 27,86
Anlageergebnis 0,60 0,72 0,86 1,04 1,24 1,49 1,79 2,15 2,58 3,10 3,72
Versicherungsergebnis 0,23 0,27 0,32 0,39 0,47 0,56 0,67 0,81 0,97 1,16 1,39
op. Gewinn 0,83 0,99 1,19 1,43 1,71 2,05 2,46 2,96 3,55 4,26 5,11
Gewinn pro Aktie bei 30% Steuern u Kosten 6,72 8,06 9,67 11,60 13,92 16,71 20,05 24,06 28,87 34,65 41,58

Bzw mit vorsichtigen 15%:

15,00 % 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028
Anlageergebnis 0,60 0,69 0,79 0,91 1,05 1,21 1,39 1,60 1,84 2,11 2,43
Versicherungsergebnis 0,23 0,26 0,30 0,34 0,39 0,45 0,52 0,60 0,69 0,79 0,91
Gewinn pro Aktie bei 30% Steuern u Kosten 6,72 7,72 8,88 10,21 11,74 13,51 15,53 17,86 20,54 23,62 27,17

Eine andere Rechnung würde so aussehen, dass man die 20% Eigenkapitalrendite für jedes Jahr annimmt (oder auch vorsichtiger wenn man mag) und von vollständiger Reinvestition der Gewinne ausgeht. Dieser Ansatz ergibt folgende Reihe:

20,00 % 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028
Eigenkapital in Mrd NOK 2,60 3,12 3,74 4,49 5,39 6,47 7,76 9,32 11,18 13,42 16,10
Gewinn in Mrd NOK 0,52 0,62 0,75 0,90 1,08 1,29 1,55 1,86 2,24 2,68 3,22
Gewinn pro Aktie (NOK) 6,05 7,26 8,71 10,45 12,54 15,05 18,05 21,67 26,00 31,20 37,44

Beide Ansätze zeigen ein sehr sehr ähnliches Bild. Wenn also Wachstum und Gewinn wie bisher bleiben, und sei es auch nur für wenige Jahre, wird Protector seinen Gewinn pro Aktie in zehn Jahren verfünffachen. Den aktuellen Preis von 72 € hätte man dann schnell wieder raus. Angenommen ich investiere heute 1000€, die Prognose erfüllt sich und schaue erst in 10 Jahren wieder nach, dann habe ich eine Wachstumsaktie mit guter Profitabilität, einem Gewinn pro Aktie von über 500€ und vermutlich immer noch einem Kostenvorteil.

Die Frage ist nur: ist die Annahme gerechtfertigt? Kann Protector sein Geschäft weiter so ausbauen, weitere Märkte erobern und außerdem so wachstumsstark und profitabel bleiben?

Das führt zu der interessanten Frage ob diese Art von Kostenvorteilen als Burggraben zählen kann. Ich beantworte die Frage mit einem klaren JA. Wenn ihr meinen Blog oder mein Wikifolio länger verfolgt kennt ihr das schon: ich halte Kostenvorteile für einen sehr starken Wettbewerbsvorteil, den man als Konkurrent nur sehr schwierig aufholen kann. Natürlich kann vieles schief gehen, vor allem könnte es passieren dass der Markteintritt in weitere Länder schwierig wird oder Protectors Leistungs- und Qualitätskultur dort nicht so funktioniert. Oder es könnte passieren dass im Investmentbereich durch Fehlentscheidungen Geld versenkt wird. In Norwegen wird Protector zusätzlich gerade Opfer seines eigenen  Erfolgs: die Preise in vielen Versicherungsbereichen fallen (wohl auch durch Protectors aggressive Strategie) und es lassen sich nicht mehr so gute Schadensquoten wie noch vor wenigen Jahren erreichen. Dennoch – mit einem KGV bezogen auf das letzte Geschäftsjahr von etwa 13 ist ein Unternehmen mit dem Potential von langfristigen 20% im Jahr äußerst günstig.

Fazit

Ich fühle mich mit meiner Protector Forsikring äußerst wohl. Bei der ersten Investition im Herbst letzten Jahres zu 93 norwegischen Kronen habe ich noch gezweifelt und insbesondere ein Risiko im Aktienmarkt gesehen. Wenn es einen Börsencrash gibt (und ich gehe davon aus dass es irgendwann wieder einen geben wird) müssen die Gewinne natürlich zwangsläufig fallen und der Aktienkurs fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich mit. Ich habe vor diesem Hintergrund nicht all zu viel investiert. Nun ist das erste Quartal insgesamt sehr schwach ausgefallen und die Aktie ist deutlich gefallen. Ich habe aber großes Vertrauen dass Protector wieder zu der alten Profitabilität zurückfinden wird. Der CEO Sverre Bjerkeli und die ganze Firmenpräsentation macht einen sehr professionellen und aufs wesentlich konzentrierten Eindruck. Fehler werden nicht versteckt, sondern angesprochen und konkrete Maßnahmen ergriffen. Die Kostenquote ist einsame Spitze. Die Anlagestrategie für Aktien spricht mir aus der Seele. Das Management ist langfristig an dem Unternehmen beteiligt und seit dem Sturz auf unter 75 NOK haben verschiedene Insider Aktien gekauft. Das KGV bezogen auf das letzte Geschäftsjahr liegt bei 13 – weniger als viele komplett stagnierende Unternehmen mit schwachen Kapitalrenditen liefern. Der Markteintritt in Großbritannien war offenbar erfolgreich.

Kurz gesagt sehe ich kaum etwas langfristig negatives, sollte die Schadensquote wieder sinken. Ich habe daher nach dem Schreiben dieses Artikels meine Position auf mehr als 10% aufgestockt und dafür meine Aktien von Toho System Science verkauft. Die hatten im letzten Geschäftsjahr rückläufige (dennoch gute!) Geschäfte gemacht und ich muss zugeben, dass ich die Situation mangels besserer Japanischkenntnisse schlecht einschätzen kann. Da die Aktie sich trotzdem prima entwickelt hatte (ähnlich wie Minori Solutions, die aber ihre Wachstumsziele noch überbieten konnten!) war dies einfach der am ehesten zum Verkauf stehende Kandidat.

Disclaimer: Ich weise wie immer darauf hin, dass dieser Post meine eigene, subjektive und fehlerbehaftete Meinung ist und keine Anlageberatung in irgendeiner Form. Ich empfehle jedem, sich bei Investitionen in Aktien selbst die Geschäftsberichte durchzulesen und eine eigene Bewertung zu erstellen.

6 Gedanken zu „Protector Forsikring – Norwegische Versicherung auf Wachstumskurs

  1. Hallo,

    Mal wieder ein interessanter und gut recherchierter Beitrag-Danke!!
    Darf ich fragen, wo du deinDepot hast? Bei meinen Direktbanken ist die Aktie zum Kauf nicht verfügbar.

    Gruß Malte

    1. Danke. Ich habe Banxbroker und Sparkassen Broker. Die haben beide auch internationale Börsen angeschlossen, banx ist dabei wesentlich günstiger.

  2. Leider wird die Aktie nur in Oslo gehandelt ( zumindest bei meinem Broker), da sind mir die Kosten von 39€ einfach zu hoch

    1. Ja, das ist in der Tat bei einigen Brokern ein Problem. In London gibt es aber glaube ich auch ab und zu Handel. Wenn man sehr langfristig denkt, was sich hier meiner Meinung nach lohnt, kann man auch mal hohe Gebühren in Kauf nehmen.

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