Schlagwort-Archive: Bewertung

Tick Trading Software – zu günstig um wahr zu sein?

Investoren legen ja Wert auf unterschiedliche Dinge, wenn sie in Unternehmen investieren. Der eine will eine hohe Marge sehen, der nächste ein starkes Geschäftsmodell, der nächste hohe Dividenden, der nächste kontinuierliches Wachstum. Was wenn alles zusammenkommt – sollte man dann nicht kaufen?

Wie ihr wisst suche ich immer wieder nach interessanten Ideen für unterbewertete Aktien. Die meisten davon lege ich schnell zur Seite, weil sie mir entweder nicht günstig oder nicht qualitativ gut genug erscheinen. Bei einigen wenigen bin ich überzeugt zu investieren. Und in diesem Fall bin ich einfach hin- und hergerissen: Ist die Aktie ein Schnäppchen oder übersehe ich etwas?

Dieses Gefühl hatte ich in der Form übrigens zuletzt bei der Mevis Medical Solutions, die ich auch hier im Blog besprochen hatte und in die ich am Ende nicht investiert hatte. Wohlgemerkt, nachdem ich während ich den Artikel geschrieben habe dreimal meine Meinung geändert habe ob ich investieren sollte oder nicht. Im Nachhinein die falsche Entscheidung – der Kurs hat sich seither verdoppelt!

Und die Tick TS (Tick Trading Software) AG hat durchaus ein paar oberflächliche Parallelen zum damaligen Fall: Beides sehr kleine und dünn gehandelte Software-Unternehmen, beide mit guten Margen, Tick Trading Software – zu günstig um wahr zu sein? weiterlesen

Verkauf Steico

Ich habe meine Steico-Aktien etwa drei Jahre nach dem Kauf in der letzten Woche zu 23,70€ und 23,20€ verkauft. Nun laufen die Geschäfte von Steico ja im Moment hervorragend und es sind weitere deutliche Steigerungen in diesem Jahr zu erwarten. Außerdem vertrete ich ja gerne die Meinung, dass man langfristig investieren sollte und Aktien nicht zu schnell wieder verkaufen. Warum also dieser Schritt?

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Die Attraktivität der Abomodelle – was Netflix wirklich wert ist

Interessanterweise hat der Autor des großartigen Blogs valueandopportunity vor kurzem einen höchst interessanten Link geteilt, in dem es um die Bewertung von Abo-Modellen geht [LINK ]. Dies hat mich inspiriert, ganz anders über bestimmte Geschäfte nachzudenken, zum Beispiel über Netflix (kurze Analyse am Ende des Beitrags!). Der Autor stellt dar, dass man Abomodelle wie Netflix, Kabelfernsehen, Internet, Amazon (Prime) etc völlig anders bewerten müsse als die offizielle Bilanzierung es hergibt, nämlich eher wie Immobilien auf einer Cashflow-Basis. Dazu braucht man neben einem Zinssatz für die Abzinsung der zukünftigen Zahlungen:

  • Akquisekosten – wie viel muss für einen Kunden an Marketing, Vertrieb, Hardware usw im Schnitt ausgegeben werden um ihn überhaupt zum Kunden zu machen?
  • Retention – wie viele Kunden springen pro Jahr/Monat/Quartal wieder ab? Oder anders betrachtet wie lange bleibt ein Kunde durchschnittlich beim Unternehmen?
  • Bruttomarge – prozentualer Gewinn vor allen Kosten die nicht mit Anzahl der Kunden wachsen
  • Umsatz – Wie viel gibt der Kunde im Durchschnitt aus? Im englischen oft als ARPU bezeichnet.
  • =>Live Time Value: Bruttogewinn über die erwartete Lebenszeit des Kunden

Man versucht also einen gewonnenen Kunden (der natürlich erstmal als Ergebnisbelastung auffällt da er Akquisekosten verursacht hat) stattdessen nach dem von ihm zu erwartenden Cashflow zu beurteilen. Wenn die Parameter Die Attraktivität der Abomodelle – was Netflix wirklich wert ist weiterlesen

Börsengang Vapiano – Vorsicht vor aufgeblähten Zahlen!

Angekündigt war es schon länger, nun ist es offiziell: Vapiano wagt den Börsengang und bereichert den Kurszettel der deutschen Börsenlandschaft um ein Segment das in anderen Ländern oft viele Unternehmen fasst – Restaurantketten. Da McDonalds, Domino’s, KFC und ähnliche Ketten nicht nur bekannt sondern auch an der Börse erfolgreich sind wollte ich mir die Bewertung von Vapiano zumindest einmal genauer anschauen. Findet sich genug Wert in der Aktie um den Preis zu rechtfertigen?

Vapiano hat ein einfaches Geschäftsmodell. Die Restaurants bieten Nudeln, Pizza und andere italienische Spezialitäten an, das ganze ist etwas schicker gestaltet und dadurch lassen sich dann gute Preise erzielen. Zumindest bisher war das ganze durchaus ein Erfolgsmodell und die Kette wuchs in hohem Tempo.

Fakten

Das sind die Fakten zum Börsengang:

  • Anzahl Aktien nach Börsengang: bis 24,4 Mio (Abhängig vom erzielten Preis)
  • Ausgabepreis der Aktien: 21 – 27 €
  • voraussichtl. Gesamterlös des Börsengangs: 160 – 225 Mio €
  • Gesamter Börsenwert zur Ausgabespanne: 512 – 635 Mio €
  • erster Handelstag: 27. 6. 2017
  • Einnahmen für Vapiano aus der Kapitalerhöhung: ca 85 Mio €
  • Umsatz Vapiano 2016: 249 Mio €
  • Gewinn Vapiano 2016: 0,3 Mio (-0,6 Mio auf die Aktionäre von Vapiano entfallend)

Interessant ist, dass sich Vapiano eine recht breite Bewertungsspanne offen lässt. Das Ziel ist ein Bruttoerlös von 85 Mio €, die Anzahl neu ausgegebener Aktien hängt davon ab wie teuer diese verkauft werden können. Es fällt schon auf den ersten Blick auf, dass die Bewertung nicht besonders niedrig ist – selbst am unteren Rand beträgt das Kurs-Umsatz-Verhältnis etwa 2. Börsengang Vapiano – Vorsicht vor aufgeblähten Zahlen! weiterlesen

Ertragsschätzung Ferrari (Gastbeitrag)

(Vorwort): Heute feiert mein kleiner Blog eine Premiere: zum allerersten Mal werde ich eine Analyse von einem Gastautor veröffentlichen! Sam hat sich hier auch schon in den Kommentaren hervorgetan, wir kennen uns aber auch aus der Uni persönlich und haben da das eine oder andere Mal über Aktien und Finanzmärkte diskutiert. Ich freue mich, dass er sich nun daran gewagt hat seine Einschätzung eines Unternehmens – in diesem Fall der hochprofitable Börsenneuling Ferrari – für die Öffentlichkeit aufzuschreiben und zur Diskussion zu stellen. Genauso würde ich übrigens jedem interessierten Hobbyanleger gern meine Seite als Plattform zur Verfügung stellen – meldet euch gerne per Mail! 😉
Ansonsten will ich herzlich einladen den Beitrag zu lesen, und Sam eure Kommentare, Verbesserungsvorschläge und Gedanken dazu mitzuteilen. Und damit zu seiner kleinen Analyse ->

Ferrari

Eine konkrete Zuordnung von Wert zu Preis werde ich bei Ferrari nicht vornehmen. Ich finde es problematisch eine allgemeine Bewertung vorzunehmen, da der Wert eines Vermögensgegenstandes von der Situation (z.B. hohe/niedrige Aktienquote) und der Wahrnehmung (unsicheres Investitionsklima) des jeweiligen Investors abhängt. Aktuell Ertragsschätzung Ferrari (Gastbeitrag) weiterlesen

Börsengang Scout24 – Bewertungsversuch

Mit Scout24 drängt ein Unternehmen mit traumhaften Margen und großem Wachstumspotential auf das Börsenparkett. Am 18.09. wurde das Wertpapierprospekt offiziell gebilligt, am 01.10. soll der Handel beginnen. Hier kurz die Fakten zum Börsengang:

  • angebotene Aktien: 36.175.000 – 51.175.000 Stück, davon 8 Mio neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung
  • anschließende Gesamtzahl an Aktien: 108.000.000
  • Zeichnungsspanne: 26,50 – 33,00 € je Aktie
  • angestrebte Bewertung: 2,86 Mrd € – 3,56 Mrd Mio €
  • Erlös für Scout24: 212 – 264 Mio € (Brutto)
  • Gesamtes Emissionsvolumen: 0,96 – 1,69 Mrd €
  • Datum: 01.10.2015
  • Umsatz von Scout24 im ersten Halbjahr ’15:  189 Mio €
  • EBITDA erstes Halbjahr: 73 Mio €

Die Börsenbewertungen in Europa steigen allmählich wieder an (oder taten es zumindest bis zur China-Angst), und folglich zieht es inzwischen die Börsengang Scout24 – Bewertungsversuch weiterlesen

Hypoport AG – Haupversammlung und Update meiner Einschätzung

Nachdem ich letzte Woche einen Artikel zu Hypoport veröffentlicht habe (hier), will ich heute von der Hauptversammlung und meiner präzisierten Einschätzung des Unternehmens berichten:

Eingang zu den Räumen der Hypoport in der Klosterstraße
Eingang zu den Räumen der Hypoport in der Klosterstraße

Zunächst einmal hatte ich das Problem, dass (wegen des Poststreiks?) meine Eintrittskarte nicht rechtzeitig angekommen ist. Ich konnte aber mit einer kurzen Mail die Eintrittskarte hinterlegen lassen, und so trotzdem normal teilnehmen (Danke!).

Die HV fand in den Räumen der Hypoport selbst statt, die wie zu erkennen direkt neben der U-Bahn-Station Klosterstraße unweit des Alex liegen. Es waren ca 40 Aktionäre anwesend schätze ich – nachdem im vergangenen Jahr wohl nur eine einstellige Zahl zu verzeichnen war ließ das den Vorstandsvorsitzenden Herr Slabke über die Korrelation mit dem steigenden Aktienkurs witzeln. Hypoport AG – Haupversammlung und Update meiner Einschätzung weiterlesen

Börsengang Sixt Leasing

Der Artikel von IBM ist noch in Arbeit, aber nachdem gestern Abend meine Beteiligung Sixt den Börsengang der Tochtergesellschaft Sixt Leasing mit einem Wertpapierprospekt (hier zu finden) konkretisiert hat muss ich mich natürlich darum kümmern 🙂

Die wichtigsten Fragen für mich: Wie sinnvoll ist das ganze, wer profitiert (am meisten) und was ist die bessere Aktie nach dem Börsengang: Sixt oder Sixt Leasing?

Die Fakten zum Börsengang (27.04.2015)

  • Kapital wird auf 20.611.593 Aktien aufgeteilt, davon 5.586.593 neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung
  • Preis je Aktie soll zwischen 17,90 € und 21,30 € liegen, das entspricht einer Bewertung von 369 bis 439 Mio €
  • Das Eigenkapital von Sixt Leasing wird bei ca. 150 Mio € liegen, die Bilanzsumme beträgt mehr als eine Milliarde €
  • Der Anteil der Sixt SE wird im Anschluss an den Börsengang auf 40% – 47,8% sinken, je nachdem ob die Mehrzuteilung durchgeführt wird
  • Die Größe des Börsengangs wird zwischen 192 und 263 Millionen € liegen
  • Der Überschuss für 2014 lag bei 19 Mio €
  • Es wird eine Ausschüttungsquote von 30 – 40 % angestrebt

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Der unterschätzte Zinseszins einbehaltener Gewinne

Warum teure Aktien manchmal günstig sein können

Ich habe mich früher oft gefragt, warum es Sinn machen soll, Unternehmen mit einer (auf Gewinn oder Buchwert oder ähnliches bezogen) doppelt oder dreifach so hohen Bewertung einem erstmal günstiger aussehenden Unternehmen vorzuziehen. Und vor allem, warum dies bei einigen Unternehmen (die mitunter gar keine soo großen Wachstumsraten aufweisen) so gut funktioniert. Der allseits bekannte Star-Investor Warren Buffet schwört ja darauf, dass ein hervorragendes Unternehmen zu einem fairen Preis weit besser sei, als ein gutes Unternehmen zu einem Schnäppchenpreis. Warum funktioniert das? Warum ist es nicht egal, welches Unternehmen ich kaufe, wenn beide Kandidaten gleich Verschuldung, KBV und KGV aufweisen?

Inspiriert von einer kleinen Diskussion die ich in den Kommentaren eines schönen Artikels zu Dividenden bei Gier ist Gut hatte, sowie eines Gesprächs mit einem Kommilitonen, will ich hier versuchen die mir momentan beste bekannte Begründung zu geben: Der unterschätzte Zinseszins einbehaltener Gewinne weiterlesen

Zalando Börsengang – Warum die Aktien zu teuer sind

Seit dem 18.09. ist klar, wie viel der Online-Händler für Schuhe und Mode Zalando für seine Aktien beim Börsengang haben will: Die Preisspanne liegt bei 18,00 bis 22,50 € je Aktie, insgesamt könnte eine Bewertung von etwas über 5 Milliarden Euro dabei herauskommen. Nun ist ja bekannt, dass mindestens 80% der Börsengänge zu überhöhten Preisen erfolgen – warum sonst sollte schließlich der besser informierte Alteigentümer seine Anteile aufgeben/verwässern, wenn nicht weil der Preis gerade hoch ist?

Bei Zalando ist der Börsengang natürlich auch eine Kapitalerhöhung, die dringend nötig für die weitere Expansion ist – denn bisher hat Zalando überhaupt kein Geld verdient! Stattdessen versucht Zalando, über möglichst schnelle Expansion den Markt als erstes Zalando Börsengang – Warum die Aktien zu teuer sind weiterlesen